Essay
Die Spuren der Kaiserzeit in Apenrade (8/11)
Die Spuren der Kaiserzeit in Apenrade (8/11)
Die Spuren der Kaiserzeit in Apenrade (8/11)
Mit Ausgangspunkt in der Beschreibung der Spuren, die das deutsche Kaiserreich im heutigen Apenrade hinterlassen hat, fasst Kurt Seifert in einem persönlichen Essay das dänisch-deutsche Kulturerbe des Grenzlandes ins Auge. Seine Ausführungen hat er für die diesjährige Ausgabe des Jahrbuches des stadthistorischen Vereins in Apenrade geschrieben.
Villa Lensnack
Die noch besser gestellten Bürger hatten ihre Villen an der Norder Chaussee (heute: Haderslevvej), an der Haderslebener Landstraße (heute: Gamle Kongevej) oder am Jürgensgaard (heute: Jørgensgård) und am Lensnack (heute: Lindsnakke) gebaut.
Eines der in Nordschleswig am besten erhaltenen privaten Häuser aus der Zeit um 1900 ist Jebsens „Haus Lensnack“ am Lindsnakkevej.
Michael Jebsen (1835-1899) war Schiffsreeder, „Senator“/Vizebürgermeister in Apenrade und Reichstagsabgeordneter für den deutschen Teil der Bevölkerung. Der Skibbroen wurde nach seinem Tod 1900 in Michael-Jebsen-Strasse umgetauft. Nach dem Angliederung Nordschleswigs an Dänemark erhielt die Straße wieder ihren ehemaligen Namen, u. a. mit der Begründung, dass die Schiffbrücke im Volksmund nie anders als „E´ Bro“ genannt wurde.
Michael Jebsens Sohn, Jacob, war nach dem Tod des Vaters auf der Suche nach einem passenden Wohnsitz für seine Familie, da das Reedereigebäude in der Schiffbrückstraße (Skibbrogade) für Büros und Wohnung zu klein geworden war. Während dessen Ehefrau als Gutsbesitzertochter es vorgezogen hätte, das Gut Seegaard zu erwerben, das damals zum Verkauf stand, entschloss sich Jacob jedoch, in Apenrade zu bleiben und auf einem ehemaligen Ziegeleigelände bei Lensnack, das bereits im Besitz der Familien Jessen und Jebsen war, neu zu bauen.
Das große Grundstück wurde im Losverfahren zwischen den beiden Familien aufgeteilt. So baute Jebsen auf dem stadtnahen Gelände am Lindsnakkevej, während der Kompagnon Jessen seine Villa auf der tiefer gelegenen Fläche am Ende des Strandvej errichtete.
Jessens Villa wurde „Laimun“ getauft, nach einem Gewässer an der Einfahrt zum Hafen von Hongkong. Im Volksmund ist der chinesische Name inzwischen wohl die Bezeichnung für den gesamten Strandabschnitt bei Lensnack geworden, der in meiner Kindheit nur „Gammelstrand“ genannt wurde.
Jebsens „Haus Lensnack“ wird heute mit Park und Inneneinrichtung als eines der spannendsten architektonischen Monumente in Nordschleswig aus der Zeit 1864-1920 bezeichnet (Dragsbo, S. 57). Ein „Gesamtkunstwerk“ im perfekten Jugendstil, das erst 2018 von Slots- og Kulturstyrelsen unter Denkmalschutz gestellt wurde.