Essay

Die Spuren der Kaiserzeit in Apenrade (5/11)

Die Spuren der Kaiserzeit in Apenrade (5/11)

Die Spuren der Kaiserzeit in Apenrade (5/11)

Kurt Seifert
Apenrade/Aabenraa
Zuletzt aktualisiert um:
Kaiser Wilhelm II. Foto: DN

Mit Ausgangspunkt in der Beschreibung der Spuren, die das deutsche Kaiserreich im heutigen Apenrade hinterlassen hat, fasst Kurt Seifert in einem persönlichen Essay das dänisch-deutsche Kulturerbe des Grenzlandes ins Auge. Seine Ausführungen hat er für die diesjährige Ausgabe des Jahrbuches des stadthistorischen Vereins in Apenrade geschrieben.

Mit freundlicher Genehmigung des Autors hat „Der Nordschleswiger“ den Aufsatz ins Deutsche übersetzt. Wir bringen seine Ausführungen in den kommenden Wochen als elfteilige Reihe.

Teil 5/11

Kurt Seifert (Jahrgang 1950) ist gebürtiger Apenrader. Er hat an der Pädagogischen Hochschule in Flensburg ein Lehramtsstudium absolviert. Seifert war von 1974 bis 1989 zunächst als Lehrer an der Deutschen Nachschule Tingleff tätig und wechselte anschließend an die Deutsche Privatschule Apenrade. Von 2007 bis zu seiner Pensionierung war er als kommunaler Ausbildungsberater zuständig für die Schüler des Deutschen Schul- und Sprachvereins für Nordschleswig.

Kurt Seifert ist ehemaliges Stadtratsmitglied der Schleswigschen Partei in Apenrade und ehemaliger stellvertretender Vorsitzender der Dachorganisation der deutschen Minderheit, Bund Deutscher Nordschleswiger.

Die Königlich-Preußische Realschule

Das preußische Schulwesen umfasste eine achtjährige Schulpflicht, der die Kinder in Apenrade an der sogenannten Bürgerschule in der Nygade nachkamen. Nach vier Jahren Grundschule konnten Mädchen – bei entsprechender Eignung – an die Mädchen Mittelschule („Skolen bag Rådhuset“) wechseln. Die Jungen hingegen hatten die Möglichkeit, ihren Unterricht an der Realschule in der Forstallee fortzusetzen und nach zehnjähriger Schulzeit mit dem Realexamen abzuschließen. Heute ist hier die Staatsschule untergebracht.

In Sonderburg (Sønderborg) gab es eine sogenannte Oberrealschule. Diese wurde geschaffen, um ein passendes Bildungsangebot für die Kinder von Offiziersfamilien anzubieten. Hier konnten die Schüler ein Technisches Abitur ablegen; zu vergleichen mit dem heutigen „htx“ (htx steht im Dänischen für „højere teknisk eksamen“ und ist eine dreijährige gymnasiale Ausbildung mit Fokus auf die naturwissenschaftlichen und technischen Fächer).

Die geplante Erweiterung der Apenrader Realschule in eine Oberrealschule wurde nicht mehr durchgeführt. Ein eigentliches humanistisches/allgemeines Gymnasium gab es nur in Hadersleben (Haderslev).

 
Königlich preußische Realschule, Forstallee 14. Errichtet 1905 in hanseatisch neugotischem Stil. Man bemerke die schwarz-weiße preußische Fahnenstange links und die dazugehörige Fahne am Giebel rechts. Foto: Museum Sønderjylland

Das dreigeteilte Schulsystem war ein Spiegelbild der damaligen preußischen Klassengesellschaft. Ähnlich des dänischen zur Zeit von „Lektor Blomme“ (eine Figur aus dem verfilmten Roman „Det forsømte forår“ von Hans Scherfig). Während es in Dänemark im Laufe der folgenden 50 Jahre gelang, diese Struktur zu reformieren, die vor allem das soziale Erbe reproduziert, kämpfen die deutschen Bundesländer heute noch mit der Dreiteilung aus der Kaiserzeit.

Die heutige Staatsschule (links ist der neue Anbau zu erahnen) Foto: Karin Riggelsen

Nach überstandener Schulpflicht boten eine Handels- und eine Landwirtschaftsschule berufsbezogenen Unterricht an. Geeignete Schüler konnten sich auch an der Präparandenanstalt (an der heutigen Callesensgade) im Rahmen einer dreijährigen Qualifikation auf die Lehrerausbildung, z. B. an den Seminarien in Tondern oder Hadersleben, vorbereiten.

Präparandenanstalt, Callesensgade 26, errichtet 1914 im Harmonischen Heimatstil Foto: Museum Sønderjylland

Quellen:

Literaturliste

Alle Informationen zu Architektur und Baukultur stammen aus Dragsbo, Peter: En fælles kulturarv. Tyske og danske bygninger i Sønderjylland 1864-1920, Sonderburg 2011.

Zusätzliche Quellen:

Aabenraa Bys Historie:
Becker-Christensen, Henrik und Witte, Jørgen, Band IV, 1945-1970, Apenrade 1985
Hvidtfeldt, Johan und Iversen, Peter Kr. (Red.), Band II, 1721-1864, Apenrade 1967
Hvidtfeldt, Johan und Iversen, Peter Kr. (Red.), Band III, 1864-1920, Apenrade 1967

Dansk Biografisk Leksikon, 3. Ausg. 1979-84, hier www.biografiskleksikon.lex.dk

Jahresbericht über die Fortschritte und Leistungen auf dem Gebiet der Hygiene, Band 27-28, Braunschweig 1912

Jebsen, H. M.: Hundert Jahre Lensnack 1909-2009, private Veröffentlichung

Krankenhaus-Lexicon für das deutsche Reich, Berlin 1900, hier https://archive.org/details/krankenhauslexik-00gutt/page/11/mode/1up?q=Apenrade

Meyers Großes Konversationslexikon, Leipzig und Wien 1907

Rasmussen, René: Ringridning i Aabenraa gennem 100 år, Apenrade 1995

Sønderjylland A-Å, Apenrade 2011

Wilcke, Birger: Æ Kringelbahn, Kopenhagen 1982

Aabenraa Kommune: https://www.aabenraa.dk/oplev/genforeningen-2020/genforeningsparken/gen…

Mehr lesen