Essay
Die Spuren der Kaiserzeit in Apenrade (5/11)
Die Spuren der Kaiserzeit in Apenrade (5/11)
Die Spuren der Kaiserzeit in Apenrade (5/11)
Mit Ausgangspunkt in der Beschreibung der Spuren, die das deutsche Kaiserreich im heutigen Apenrade hinterlassen hat, fasst Kurt Seifert in einem persönlichen Essay das dänisch-deutsche Kulturerbe des Grenzlandes ins Auge. Seine Ausführungen hat er für die diesjährige Ausgabe des Jahrbuches des stadthistorischen Vereins in Apenrade geschrieben.
Die Königlich-Preußische Realschule
Das preußische Schulwesen umfasste eine achtjährige Schulpflicht, der die Kinder in Apenrade an der sogenannten Bürgerschule in der Nygade nachkamen. Nach vier Jahren Grundschule konnten Mädchen – bei entsprechender Eignung – an die Mädchen Mittelschule („Skolen bag Rådhuset“) wechseln. Die Jungen hingegen hatten die Möglichkeit, ihren Unterricht an der Realschule in der Forstallee fortzusetzen und nach zehnjähriger Schulzeit mit dem Realexamen abzuschließen. Heute ist hier die Staatsschule untergebracht.
In Sonderburg (Sønderborg) gab es eine sogenannte Oberrealschule. Diese wurde geschaffen, um ein passendes Bildungsangebot für die Kinder von Offiziersfamilien anzubieten. Hier konnten die Schüler ein Technisches Abitur ablegen; zu vergleichen mit dem heutigen „htx“ (htx steht im Dänischen für „højere teknisk eksamen“ und ist eine dreijährige gymnasiale Ausbildung mit Fokus auf die naturwissenschaftlichen und technischen Fächer).
Die geplante Erweiterung der Apenrader Realschule in eine Oberrealschule wurde nicht mehr durchgeführt. Ein eigentliches humanistisches/allgemeines Gymnasium gab es nur in Hadersleben (Haderslev).
Das dreigeteilte Schulsystem war ein Spiegelbild der damaligen preußischen Klassengesellschaft. Ähnlich des dänischen zur Zeit von „Lektor Blomme“ (eine Figur aus dem verfilmten Roman „Det forsømte forår“ von Hans Scherfig). Während es in Dänemark im Laufe der folgenden 50 Jahre gelang, diese Struktur zu reformieren, die vor allem das soziale Erbe reproduziert, kämpfen die deutschen Bundesländer heute noch mit der Dreiteilung aus der Kaiserzeit.
Nach überstandener Schulpflicht boten eine Handels- und eine Landwirtschaftsschule berufsbezogenen Unterricht an. Geeignete Schüler konnten sich auch an der Präparandenanstalt (an der heutigen Callesensgade) im Rahmen einer dreijährigen Qualifikation auf die Lehrerausbildung, z. B. an den Seminarien in Tondern oder Hadersleben, vorbereiten.