Essay
Die Spuren der Kaiserzeit in Apenrade (4/11)
Die Spuren der Kaiserzeit in Apenrade (4/11)
Die Spuren der Kaiserzeit in Apenrade (4/11)
Mit Ausgangspunkt in der Beschreibung der Spuren, die das deutsche Kaiserreich im heutigen Apenrade hinterlassen hat, fasst Kurt Seifert in einem persönlichen Essay das dänisch-deutsche Kulturerbe des Grenzlandes ins Auge. Seine Ausführungen hat er für die diesjährige Ausgabe des Jahrbuches des stadthistorischen Vereins in Apenrade geschrieben.
Das Amtsgericht
Das Kreative Haus (Det Kreative Hus) an der Ecke Haderslebener Weg und Lügumklosterweg diente zu Kaisers Zeiten als Amtsgericht mit dazugehörigem Arrest.
In den Staaten und Provinzen des Kaiserreiches galten vor 1871 unendlich viele lokale und regionale Gesetze. Diese wurden erst 1900 offiziell abgeschafft und durch das Bürgerliche Gesetzbuch ersetzt. Für Nordschleswig bedeutete dies, dass das Jütische Gesetz (Jyske Lov), das durch Jahrhunderte das Herzogtum Schleswig mit Dänemark verband, endgültig abgewickelt wurde (Sønderjylland A-Å, S. 310).
Meine Großtante, die um 1912 als Bürokraft im Amtsgericht arbeitete, hat oft erzählt, dass ihre Hauptaufgabe im Anfertigen von (hand-)schriftlichen Kopien der ein- und ausgehenden Akten und Briefe bestand.
Das Landgericht in Flensburg und das Oberlandesgericht in Schleswig waren Appellinstanzen für das Amtsgericht in Apenrade.
Das Gerichtsgebäude am Haderslebener Weg hat nach 1920 eine wechselvolle Geschichte gehabt. Anfangs als Polizeiwache, danach als Gebäude der dänischen Zivilverteidigung (CF) und heute als Heimstätte für Medien und Kunst. Der ursprüngliche Eingangsbereich wurde während des Zweiten Weltkriegs durch eine sogenannte Schalburgtage-Aktion schwer beschädigt. Das Gebäude wurde bei der anschließenden Restaurierung stark „entgermanisiert“, sodass es heute ohne Stufengiebel und anderen neugotischen Schmuck dasteht. Dieses ist ein gutes Beispiel dafür, was Dragsbo als „umgebaut“ bezeichnet hätte. Der ursprüngliche Baustil lässt sich noch an dem dahinter liegenden Arrestgebäude erahnen.