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Dänisch und Mathe: Nordschleswigs Jugend schreibt schlechte Noten

Dänisch und Mathe: Nordschleswigs Jugend schreibt schlechte Noten

Nordschleswigs Jugend schreibt schlechte Noten

Sonderburg/Sønderborg
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Die Abschlussnoten in Dänisch und Mathematik haben sich verschlechtert. Foto: AdobeStock

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Tendenz steigend: Warum schreiben Nordschleswigs Jugendliche schlechte Noten in Dänisch und Mathematik? Eine neue Statistik zeigt: In Südjütland ist die Lage besonders prekär. Wie die Deutsche Schule Sonderburg mit dem kommunalen Negativtrend umgeht.

„Ja, auch wir wissen über die Statistik Bescheid und versuchen, diese Zahlen nachzuvollziehen", erklärt Schulleiterin Henriette Tvede Andersen von der Deutsche Schule Sonderburg (DSS) auf Nachfrage, ob sich der Negativtrend auch bei ihnen niederschlägt. Die Kommune Sonderburg ist laut der neuen Statistik der Nachrichtenagentur „Ritzau“, die die Abschlussnoten der Jahrgangsstufe 9 des vergangenen Jahres mit denen aus den Jahren zuvor vergleicht, besonders betroffen. Hier ist die Quote der nichtbestandenen Prüfungen besonders hoch. 

18 Prozent – so viele Schülerinnen und Schüler der Kommune Sonderburg haben in der Abschlussprüfung der 9. Klasse eine Note von 02 und schlechter geschrieben. In die Statistik fallen auch die Noten der Jugendlichen der DSS, wenn auch die Durschnittsnote der Schule höher als die der Statistik, nämlich bei 6, ist. Und das sowohl in Mathematik als auch in den vier Bereichen im Fach Dänisch (Lesen, Rechtschreibung, Aufsatz und mündlich). 

Doch woher kommt die steigende Anzahl von schlechten Noten; und wie erklärt sich die DSS den Negativtrend in der Kommune? 

Corona hallt nach 

Die Prüfung, die am Ende der 9. oder 10. Klasse abgelegt wird, ist staatlich anerkannt und wird zentral geschrieben, sprich landesweit. Das ermöglicht auch den Vergleich der Kommunen und Landesteile untereinander. 

„Der Jahrgang, der 2023 seine Prüfung abgelegt hat, ist auch der Jahrgang, der in der Mittelstufe von Corona und den Schulschließungen betroffen war“, erklärt die Schulleiterin, die auch Dänisch unterrichtet. Trotz der Bemühungen der Lehrkräfte im Online-Unterricht hatten einige Schülerinnen und Schüler Schwierigkeiten, den Lehrstoff angemessen zu bewältigen. Sie hätten zwar Unterrichtsstoff des Schuljahres durchbekommen, doch die Mittelstufe sei sehr prägend für die Kinder: „Es ist die Zeit, in der die Grundlagen gelehrt werden; wo die Kinder das Verständnis für Ansätze und Lernmethoden bekommen“, so Tvede Andersen. 

Auch wenn der Online-Unterricht an der DSS gut vonstattengeht, sei es trotzdem eine Herausforderung für die Kinder: „Es fehlte eben auch die soziale Komponente. Schnell mal die Freunde oder Lehrkräfte um Hilfe fragen, war nicht drin.“

 

Henriette Tvede Andersen ist seit 2020 Schulleiterin der DSS (Archivbild). Foto: Karin Riggelsen

Mathematik und Dänisch als Herausforderung

Aber nicht nur Corona sei ein potenzieller Grund. Auch die Abschlussprüfung an sich fordere viele Mädchen und Jungen heraus. Die Lehrkräfte arbeiteten zwar intensiv daran, die Schülerinnen und Schüler auf diese Prüfung vorzubereiten, wobei besonders auf kulturelle Aspekte eingegangen werde. Doch Mathematik und Dänisch fordern die Jugendlichen dennoch heraus. 

Und was ist mit den Zugezogenen?

Einen signifikanten Notenunterschied zwischen den Zahlen bei Mathematik und Dänisch sieht die Schulleiterin an ihrer Schule nicht. Auch wenn sie die Frage, ob Zuzüglerinnen und Zuzügler an schlechteren Dänischnoten „schuld“ sein könnten, verstehe: „Ich würde das nicht so pauschal sagen können. Es gibt auf jeden Fall Schwierigkeiten bei einigen, die vor Kurzem aus Deutschland nach Dänemark gezogen sind. Aber es gibt auch Kinder, die haben da gar keine Probleme“, versichert sie. Zudem können Zuzüglerinnen und Zuzügler auch gar nicht für die landesweite Verschlechterung der Noten zuständig sein. 

Wir schauen schon während des Schuljahres darauf, wie sich die Kinder entwickeln und versuchen, bei Problemen einzugreifen.

Henriette Tvede Andersen

Trotzdem möchte die Schule das Problem angehen und auch mit Zugezogenen sprechen: „Wir wollen klarmachen: Unser Schulsystem hat auch einen Vorteil; bei uns zählen Dänisch und Deutsch als Muttersprache. Und in der Prüfung ist ja nicht nur die Sprache ausschlagend, sondern es sind zum Beispiel auch Bezeichnungen und Einordnungen. Die Textmerkmale sind die gleichen. Sowohl im Deutschen als auch im Dänischen."

Deshalb sei es wichtig zu betonen: „Wir schauen schon während des Schuljahres darauf, wie sich die Kinder entwickeln und versuchen bei Problemen einzugreifen. Und wir versuchen, den Jugendlichen klarzumachen, dass sowohl Dänisch als auch Deutsch miteinander verwoben sind.“

Dennoch fallen immer mehr Jugendliche durch die Abschlussprüfung. In Sonderburg waren es 2023 7,7 Prozent mehr als die Jahre zuvor. Ist das auch für die DSS relevant? 

„Wir versuchen, die Zahlen zu evaluieren und die individuellen Herausforderungen an unserer Schule zu verstehen. Im Vorstand, aber auch im Gespräch mit anderen Schulen in den Kommunen", so Henriette Tvede Andersen. Denn auch in Tondern (Tønder), Apenrade (Aabenraa) und Hadersleben (Haderslev) sind die Zahlen bei schlechten Noten gestiegen.    

Schulwechsel in der 7. Klasse

Für die DSS hat Tvede Andersen noch eine andere Mutmaßung, warum sich die Noten möglicherweise verschlechtert haben: In den vergangenen Jahren sind oft Kinder aus anderen Schulen der deutschen Minderheit nach Sonderburg gewechselt. Die meisten stießen dann in der 8. Klasse dazu. Das soll sich nun ändern, auch als eine Art Maßnahme. „Wir haben gemerkt, dass die 8. Klasse für einen Schulwechsel zu spät ist. In der 7. Klasse haben die Mädchen und Jungen mehr Zeit, sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden und anzukommen.“ 

Diese Maßnahme solle den Jugendlichen mehr Sicherheit geben – auch in der Abschlussprüfung: „Sie sind mitten in der Pubertät, da ist solch eine Prüfung natürlich auch sehr herausfordernd.“

Die schlechten Noten der Kommunen und des Landeteils nimmt die Schule trotzdem ernst und hofft, den Negativtrend mit ihren individuellen Maßnahmen in ihrer Schule in der Zukunft abfangen zu können.

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