Krieg in der Ukraine

Eine Welle der Hilfsbereitschaft überrollt Gramm

Eine Welle der Hilfsbereitschaft überrollt Gramm

Eine Welle der Hilfsbereitschaft überrollt Gramm

Gramm/Gram
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Sanne und Svend Brodersen haben die Hilfsaktion ins Leben gerufen – und sind vom Echo überwältigt. Foto: Ute Levisen

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Die Bevölkerung in der Schlossstadt Gramm empfängt Flüchtlinge aus der Ukraine mit offenen Armen. Die ersten sind soeben angekommen. Schlossherr Svend Brodersen und seine Frau Sanne habe die Hilfsaktion ins Leben gerufen und sind vom Echo überwältigt.

Drei Tage ist es her, dass die Schlossbesitzer von Gramm, Sanne und Svend Brodersen, einen Appell an die Bewohnerinnen und Bewohner der Schlossstadt richteten, Menschen aus der Ukraine zu helfen. Das Echo darauf bezeichnet Svend Brodersen als überwältigend: „Ich habe inzwischen Hunderte Anrufe bekommen von Bürgerinnen und Bürgern aus Gramm, die helfen wollen.“

Erste Flüchtlingsfamilie in Gramm angekommen

Am Sonntag ist die erste Flüchtlingsfamilie in Gramm angekommen: „Eine Mutter mit zwei Kindern“, sagt Brodersen. „Es sind Verwandte eines Mitarbeiters des Gutes. Von ihren Habseligkeiten konnten sie nur mitnehmen, was in einen Koffer geht.“

Die kleine Familie hat inzwischen Unterschlupf in einem Haus in Oberjersdal (Over Jerstal) gefunden. Weitere Häuser hat der Schlossherr für die Flüchtenden herrichten lassen. Mehr noch: „Viele Grammerinnen und Grammer haben angeboten, Flüchtlinge bei sich aufzunehmen, wenn die Betten knapp werden“, freut sich Svend Brodersen.

Berge von Hilfsgütern in der Scheune

In seiner Scheune türmen sich unterdessen die Hilfsgüter, mit denen Ortsansässige den Familien helfen wollen. Es sei alles dabei – Spielzeug, Bücher, Kleidung, Laufgitter und Matratzen, erzählt Brodersen: „Momentan sind wir dabei, uns einen Überblick zu verschaffen, was gebraucht wird. Denn es werden weitere Flüchtende zu uns kommen, allerdings haben sich an den Grenzen der Ukraine lange Schlangen von Menschen gebildet, die das Land verlassen wollen. Das ist eine enorme Herausforderung.“

Zudem arbeitet die Schule in Gramm an einem Unterrichtsangebot für Flüchtlingskinder. Eine ihrer Lehrkräfte stammt aus der Ukraine.

Als 2015 zahlreiche Flüchtlinge nach Hadersleben kamen, sind sie im einstigen Krankenhaus untergebracht worden (Archivbild). So aber integriere man keine Menschen, sagt Svend Brodersen. Foto: Ute Levisen

Jobangebot für Geflüchtete

Bewegt zeigt sich der Landwirt und Initiator der Hilfsaktion vor allem nach einem Anruf. Ein Firmeninhaber, der einst als syrischer Flüchtling nach Dänemark gekommen war, hat seine Hilfe angeboten – und Arbeit, falls die Flüchtlinge aus der Ukraine sich in Dänemark etwas dazuverdienen dürfen: „Er hat am eigenen Leibe erfahren, wie schwer es sein kann, als Flüchtling Fuß zu fassen“, sagt Svend Brodersen mit Verweis auf die Flüchtlingskrise von 2015.

Damals habe man die Menschen in großen Häusern untergebracht, wo sie unter sich waren – und die Zeit damit verbringen mussten, „ins Leere“ zu starren, anstatt am alltäglichen Leben in Dänemark teilzuhaben: „Und dann wundert sich die Politik, wenn diese Menschen nicht in die dänische Gesellschaft integriert werden“, sagt Brodersen kopfschüttelnd.

Einladung zum „Kaffeekränzchen“ und Brainstorming

Das Ehepaar Brodersen hat alle Interessierten für den heutigen Montagabend, 28. Februar, zu einem Brainstorming-Treffen mit Kaffee in das Café von Gramgård eingeladen. Ab 19 Uhr werden die Teilnehmenden weitere Maßnahmen erörtern, um den Flüchtenden in der Schlossstadt eine zweite Heimat zu bieten.  

 

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Gwyn Nissen
Gwyn Nissen Chefredakteur
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