Krieg in der Ukraine

Nach Kritik: Grünes Licht für Geld direkt an Geflüchtete

Nach Kritik: Grünes Licht für Geld direkt an Geflüchtete

Nach Kritik: Grünes Licht für Geld direkt an Geflüchtete

Hadersleben/Gramm
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Die Schlossstadt Gramm und ihre Einwohner sind Vorreiter mit ihrer beispiellosen Hilfsaktion für Geflüchtete aus der Ukraine. Ein Teil des Gebäudes der Grammer Hochschule ist inzwischen zur vorübergehenden Heimat für Menschen auf der Flucht geworden (Archivfoto). Foto: Ute Levisen

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Nach anfänglicher Kritik an der kommunalen Hilfe für Flüchtlinge aus der Ukraine in Hadersleben gibt das Kommunalparlament einstimmig grünes Licht für einen Tagessatz von 100 Kronen je Person. Dieser wird direkt an die Geflüchteten ausgezahlt.

Es gibt viele Möglichkeiten, Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine nach Dänemark geflüchtet sind, zu helfen. Das dänische Parlament Folketing hatte vor Kurzem ein Sondergesetz verabschiedet, das Geflüchteten befristete Rechte zubilligt, die ansonsten EU-Bürgerinnen und -Bürgern vorbehalten sind.

Die Kommune Hadersleben war bislang eine jener Kommunen, die ukrainischen Vertriebenen nicht mit einem Zuschuss, sondern mit Kost und Logis in Jugendherbergen und Campingplätzen geholfen haben.

Staat gibt Hilfsrahmen vor

Der staatlich abgesteckte Rahmen für die Kommunen ist mit Blick auf Hilfeleistungen vorgegeben – ebenso die staatliche Kompensation für diese Hilfe. So haben die Kommunen unter anderem die Möglichkeit, Geflüchtete mit einem Tagessatz von bis zu 500 Kronen zu unterstützen, wofür sie nachfolgend eine staatliche Entschädigung erhalten.

Bislang hat die Kommune Hadersleben von dieser Möglichkeit keinen Gebrauch gemacht – mit dem Verweis darauf, dass diese Form der Hilfe zum einen bürokratisch ist und zum anderen am 4. April auslaufen soll.

 

Der frühere Kommunalpolitiker für Venstre in der Kommune Kolding, der Grammer Schlossinhaber und Begründer der Grammer Hochschule, Svend Brodersen (rechts), hat als einer der Ersten die Initiative für die Hilfsaktion in der Schlossstadt ergriffen (Archivfoto). Foto: Ute Levisen

Politische Kehrtwende

Kritik aus den eigenen Reihen und aus der Opposition haben Bürgermeister Mads Skau (Venstre) und damit die bürgerliche Mehrheit zum Einlenken bewogen: Auf einer außerordentlichen Sitzung des Finanzausschusses am Dienstagnachmittag im Vorfeld der Kommunalparlamentssitzung einigten sich dessen Mitglieder auf einen täglichen Entschädigungssatz von 100 Kronen pro Person, der direkt an die Menschen aus der Ukraine ausgezahlt wird, die in Privathaushalten untergekommen sind. Das Kommunalparlament votierte nachfolgend einstimmig dafür.

Auszahlung in den Centerstädten

Vorgesehen sind Auszahlungsmöglichkeiten an zwei Tagen in der Woche in den beiden Centerstädten der Kommune, Woyens und Gramm, sowie in Hadersleben – und zwar mit rückwirkender Kraft ab dem 23. März.

Zu den Kritikern des bisherigen Procederes bei der Hilfestellung für Menschen auf der Flucht gehörte Svend Brodersen, Direktor des Anwesens Schloss Gramm (Gram) und des dazugehörigen landwirtschaftlichen Produktionsbetriebes.

Beispielhafte Hilfsaktion

Brodersen hatte als Mann der ersten Stunde unmittelbar nach Beginn des Krieges in der Ukraine gemeinsam mit Ehrenamtlichen, mithilfe von Privatleuten sowie Unternehmen eine beispielhafte Hilfsaktion ins Leben gerufen und von Anfang an dafür plädiert, eine finanzielle Unterstützung direkt an die Geflüchteten auszuzahlen.

Darüber hinaus hatte der Landwirt bereits in den ersten Kriegstagen dafür geworben, die Menschen nicht zentral unterzubringen. Dies sei einer Integration wenig förderlich, so Brodersen gegenüber dem „Nordschleswiger“ mit Verweis auf die Flüchtlingskrise vor nunmehr sieben Jahren.

Im einstigen Haderslebener Krankenhaus sind zurzeit knapp 500 Menschen aus der Ukraine untergebracht. Foto: Ute Levisen

Mehrgleisige Hilfe für die Menschen auf der Flucht

Die Hilfe für die Menschen auf der Flucht läuft in Dänemark mehrgleisig. Zum einen gibt es den Einsatz der Kommunen – zum anderen sorgt die Ausländerbehörde ihrerseits für die Unterbringung ukrainischer Familien, bis deren Asylanträge bearbeitet worden sind.

In der Domstadtkommune sind momentan in Regie der Ausländerbehörde zwischen 450 und 500 Menschen aus der Ukraine in dem ehemaligen Krankenhaus am Damm einquartiert worden.

 

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Leitartikel

Gwyn Nissen
Gwyn Nissen Chefredakteur
„Zusammenarbeit: Wieso die Regierung an ihre Grenze gestoßen ist“