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Alle sind gefordert: Häufung von Dummejungenstreichen weckt Besorgnis auf Hohe Kolstrup

Alle sind gefordert: Häufung von Dummejungenstreichen weckt Besorgnis

Häufung von Dummejungenstreichen weckt Besorgnis

Jan Peters/Anke Haagensen
Apenrade/Aabenraa
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Integration wird auf Hohe Kolstrup großgeschrieben. Foto: Karin Riggelsen

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Es gab in den vergangenen Monaten wiederholt Vorfälle in dem Apenrader Stadtteil, die den Einsatz der Polizei nötig machten. Der Stadtteilrat ist bekümmert, hat jedoch Vertrauen in die Arbeit der Behörden. Die Polizei fordert die Anwohnenden zur Mitarbeit auf.

In der jüngsten Vergangenheit hat es einige Vorfälle auf Hohe Kolstrup gegeben, zu denen die Polizei gerufen wurde: Große Äste wurden auf die Zufahrtsstraße, den Camma Larsen-Ledets Vej, geschmissen, ein Polizeiauto wurde durch eine geworfene Wasserflasche beschädigt, oder es flogen Steine von einer Fußgängerbrücke auf darunter fahrende Autos. 

Vorfälle häuften sich

Jüngst hinterließen Moped-Rowdys tiefe Spuren auf den Fußballfeldern, und ein Pflasterstein wurde auf die Frontscheibe eines fahrenden Fahrzeugs geworfen und durchschlug diese. Verletzt wurde niemand. In dieser Woche ging an der Høje Kolstrup Skole ein Papiercontainer in Flammen auf. Hier vermutet die Polizei Brandstiftung, zumal Bilder einer Überwachungskamera eindeutig zwei Personen zeigen, die unmittelbar vor dem Feuer an den Containern hantieren.  

Vor einigen Jahren gehörte das Apenrader Stadtviertel noch zum „Problembereich“ und wurde sogar auf der sogenannten Ghettoliste geführt, die die Regierung herausgegeben hatte.

Ghettoliste

In der sogenannten Ghettoliste listet das Verkehrs-, Bau- und Wohnungsministerium der dänischen Regierung Stadtteile, die durch sozialen Wohnungsbau, einen niedrigen sozioökonomischen Status, relativ hohe Kriminalität und einen hohen Anteil an Zugewanderten gekennzeichnet sind.

Fünf Kriterien werden dabei berücksichtigt:

  • Anteil von Eingewanderten und deren Nachkommen liegt über 50 Prozent.
  • Anteil der 18- bis 64-Jährigen ohne Arbeit oder Ausbildung liegt über 40 Prozent.
  • Anteil der Bewohnerinnen und Bewohner über 18 Jahre mit einem gerichtlichen Urteil liegt über 2,7 Prozent.
  • Anteil der Bewohnerinnen und Bewohner zwischen 30 und 50 Jahren mit einer sogenannten Grundausbildung liegt über 60 Prozent.
  • Das durchschnittliche Bruttoeinkommen liegt unter 55 Prozent des Bruttoeinkommens in der Region.
https://www.trm.dk/publikationer/2020/liste-over-ghettoomraader-pr-1-december-2…

Positive Entwicklung im Stadtteil

Bürgerinnen und Bürger hatten sich 2013 zusammengeschlossen und einen Stadtteilrat ins Leben gerufen. Der Rat arbeitet daran, die Bedingungen vor Ort zu verbessern. Und das scheint gelungen. Hohe Kolstrup ist schon lange nicht mehr auf der Ghettoliste zu finden. Es sind mehrere Veranstaltungen für die Menschen vor Ort, darunter ist die „Stafet for Livet“ (Staffel fürs Leben) oder der Hohe-Kolstrup-Lauf zu nennen, die für Zusammenhalt sorgen. 

Auch die Vereine im Stadtteil haben diverse Angebote. Man fühle sich wohl dort, sagt Hans Peder Thomsen, Stadtteilbewohner und Mitglied im Rat.

Stadtteilrat ist aufmerksam

Umso trauriger sei er über die neuen Vorfälle. „Natürlich sind wir enttäuscht, nachdem es eine lange Zeit so gut ging und wir auf gutem Wege waren“, sagt er. 

Er glaubt jedoch, dass nur einige wenige für die Taten verantwortlich sind. „Genau sagen kann man das natürlich nicht“, fügt er hinzu. „Generell fühlen wir uns aber sicher“, berichtet das Ratsmitglied.

In Kontakt mit den Behörden

Und er vertraut den Behörden. „Die Polizei ist informiert, und der SSP hat sich nach den jüngsten Vorkommnissen in die Sache eingeschaltet. Man kümmert sich“, so Hans Peder Thomsen weiter, der betont, dass solche Vorkommnisse nicht nur auf Hohe Kolstrup passieren. „Uns geht es gut hier“, fasst er zusammen. SSP steht für Schule, Sozialverwaltung und Polizei. Es geht um Kriminalprävention im Kinder- und Jugendbereich.  

Polizei mit wachem Blick auf Vorfälle

Die Polizei hat natürlich die Häufung der viel zu weitgehenden Dummejungenstreiche aus dem nordwestlichen Stadtviertel Apenrades auch registriert.

„Wir ermitteln in dem Fall des Steinwurfs auf dem Camma Larsen-Ledets Vej, wobei wir auch untersuchen, ob es möglicherweise eine Verbindung zu anderen Vorfällen in der Gegend gibt. Wir können eine Verbindung nicht ausschließen, haben aber momentan keine Hinweise darauf, dass dies der Fall ist“, teilt Polizeikommissar Jens Gorritzen auf Anfrage mit.

Damit diese Dummejungenstreiche nicht ausarten und sich womöglich noch zu einer ganzen Welle entwickeln, setzt die Polizei auf die Mithilfe der Anwohnenden.

Bitte an die Bewohnerinnen und Bewohner

„Wir patrouillieren regelmäßig in der Gegend und fordern die Bürgerinnen und Bürger auf, Vorfälle der Polizei zu melden. Sollte man etwas erleben, das Unsicherheit auslöst, kann man uns rund um die Uhr erreichen, indem man unser Servicecenter unter der Telefonnummer 114 anruft, und wir kümmern uns um die Fälle. Wir nehmen Vorfälle wie den Steinwurf ernst und haben Ermittlungen eingeleitet, um die Täter zu finden. Darüber hinaus arbeiten wir kontinuierlich eng mit der Kommune Apenrade zusammen, unter anderem über den Stadtteilrat, wo wir den aktuellen Fall des Steinwurfs ebenfalls besprochen haben, damit alle auf die Angelegenheit aufmerksam sind“, erläutert Polizeikommissar Gorritzen den aktuellen Stand der Dinge. 

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