Deutsche Minderheit

Wehmut nach Auflösung der VDA-Sektion Nordschleswig

Wehmut nach Auflösung der VDA-Sektion Nordschleswig

Wehmut nach Auflösung der VDA-Sektion Nordschleswig

Apenrade/Aabenraa
Zuletzt aktualisiert um:
Die Auflösung der VDA-Sektion Nordschleswig markiert nach über 30 Jahren das Ende eines Kapitels, das einen wichtigen Beitrag zur Völkerverständigung geleistet hat. Foto: BDN

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Die Ära der VDA-Sektion Nordschleswig, die einen wesentlichen Beitrag zur Förderung des kulturellen Austauschs zwischen der deutschen Minderheit in Nordschleswig und vor allem Osteuropa leistete, ist zu Ende. Hans Hinrich Matzen, der letzte Vorsitzende des Vereins, blickt knapp vier Monate nach der Auflösung mit Wehmut auf das Ende, aber auch mit Freude auf das Erreichte zurück.

Nach mehr als drei Jahrzehnten ist die VDA-Sektion Nordschleswig (Verein für Deutsche Kulturbeziehungen im Ausland) am 27. Mai aufgelöst worden. Die Entscheidung hat das Ende eines Vereins markiert, der maßgeblich dazu beigetragen hat, Kontakte zwischen der deutschen Minderheit in Nordschleswig und deutschen Minderheiten in insbesondere osteuropäischen Ländern zu fördern.

Die VDA-Sektion Nordschleswig war Teil des übergeordneten Vereins für Deutsche Kulturbeziehungen im Ausland. Der VDA förderte weltweit die deutsche Sprache und Kultur durch Jugendaustausch, Unterstützung von Schulen und Kindergärten sowie auslandsdeutscher Medien. Der VDA hatte eine fast 140-jährige Geschichte und war bis zur Einstellung seiner Geschäftstätigkeit 2019 aktiv.
 

Quelle: Wikipedia: Verein für Deutsche Kulturbeziehungen im Ausland

1988 wurde die unabhängige VDA-Sektion Nordschleswig ins Leben gerufen, die enge Kontakte nach Osteuropa pflegte. Zu den Hauptaufgaben gehörten die ideelle und finanzielle Unterstützung deutscher Gemeinschaften, die Vergabe von Stipendien an Jugendliche aus deutschen Minderheiten sowie jährliche Begegnungsreisen zu deutschen Volksgruppen in Europa. Unter anderem ermöglichte die Sektion Schülerinnen und Schülern aus mehreren Ländern Osteuropas, ein Jahr an der Deutschen Nachschule Tingleff zu verbringen. 

Seit Anfang der 1990er-Jahre wurden von der VDA-Sektion Nordschleswig und von der Deutschen Nachschule Tingleff Schülerinnen und Schüler aus deutschen Minderheiten in Osteuropa für ein Schuljahr an die Nachschule in Tingleff eingeladen. Foto: Karin Riggelsen

Veränderte Umstände führten zur Auflösung

Veränderte Rahmenbedingungen und der Verlust zentraler Personen führten zur Auflösung des Vereins. Hans Hinrich Matzen, der letzte Vorsitzende der VDA-Sektion Nordschleswig, beschreibt die Gründe: „Der Verein wurde gegründet, um Kontakte in Osteuropa zu fördern. Doch diese Verbindungen haben sich über die Jahre hinweg aufgelöst.“ 

Hinzu kam der Tod des ehemaligen Generalsekretärs des Bundes Deutscher Nordschleswiger, Peter Iver Johannsen, Anfang dieses Jahres, der auch ein langjähriges Vorstandsmitglied und „ein Experte des VDA“ gewesen ist. Kurz vor der Auflösung der VDA-Sektion Nordschleswig kündigte darüber hinaus Harald Søndergaard, der über viele Jahre die Reiseleitung übernommen hatte, seinen Rücktritt an. Ohne diese Schlüsselpersonen fehlten die Kontakte und damit die Basis für die Aktivitäten des Vereins, so Matzen.

Harald Søndergaard war über viele Jahre hinweg der erfahrene Reiseorganisator der VDA-Sektion Nordschleswig und kümmerte sich um die Planung und Durchführung der Vereinsreisen. Während in früheren Jahren hauptsächlich die osteuropäischen Minderheiten besucht wurden, reisten die Teilnehmenden später unter anderem auch in die Niederlande, nach Frankreich und Deutschland. Foto: Karin Riggelsen

In den vergangenen Jahren beschränkten sich die Aktivitäten des Vereins so auf wenige jährliche Reisen, die vor allem dazu dienten, die Gelder für den Aufenthalt osteuropäischer Schülerinnen und Schüler an der Deutschen Nachschule Tingleff (DNT) zu sammeln. Karin Warm, DNT-Abteilungsleiterin und eines der Vorstandsmitglieder der Sektion, stellte zuletzt insbesondere Kontakte nach Ungarn, Polen und Litauen her. 

Wehmut und pragmatische Entscheidung

Die Entscheidung zur Auflösung fiel den verbliebenen Vorstandsmitgliedern, Matzen, Søndergaard, Warm und Claus Erichsen, schwer. „Es schwingt immer etwas Wehmut mit, wenn man einen Verein auflöst. Ich selbst habe viele Jahre an den Reisen teilgenommen, und es tut einem einfach leid“, so Matzen. Dennoch war sich der Vorstand einig, dass der Verein seine ursprüngliche Aufgabe nicht mehr erfüllen konnte.

Zukunft der Förderung

Trotz der Auflösung bleibt der Zweck des Vereins bestehen: Das verbleibende Vereinsvermögen von 43.000 Kronen wurde der DNT vermacht. Durch eine Satzungsänderung wurde sichergestellt, dass dieses Geld in den kommenden Jahren zur Unterstützung neuer Schülerinnen und Schüler verwendet wird. 

„In der Satzung stand, dass das Geld jungen Nordschleswigerinnen und Nordschleswigern zugutekommen soll. Das haben wir geändert, damit es für die Schülerinnen und Schüler der Nachschule Tingleff genutzt werden kann“, erklärt Matzen.

So wird der Geist der VDA-Sektion Nordschleswig in Form der Unterstützung von Schülerinnen und Schülern aus Osteuropa vorerst weiterleben, auch wenn das Kapitel des Vereins nun offiziell abgeschlossen ist.

Mehr lesen