Minderheiten-EM

Europeada: Alles bereit für ein Fußballfest

Europeada: Alles bereit für ein Fußballfest

Europeada: Alles bereit für ein Fußballfest

Apenrade/Aabenraa
Zuletzt aktualisiert um:
Europeada-Chef Ruwen Möller (re.) freut sich, dass es nach anderthalb Jahren Planung endlich losgeht. Foto: Karin Riggelsen

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Bei der Auftaktpressekonferenz der am Wochenende im Grenzland startenden Europeada zeigten sich sowohl der Projektleiter als auch die gastgebenden Minderheiten freudig darüber, dass die Grenzland-EM nach viel Vorbereitung – sowohl organisatorisch als auch sportlich – endlich startet.

„Der Sommer ist da und ich will endlich Fußball sehen“, sagte Ruwen Möller bei der Auftaktpressekonferenz der Europeada, der Fußball-Europameisterschaft der autochthonen nationalen Minderheiten, am Donnerstagvormittag im Medienhaus in Apenrade.

Der Projektleiter der Europeada zeigte sich sichtlich erleichtert, dass das Turnier am kommenden Wochenende startet. „In wenigen Tagen sind anderthalb Jahre der Planung, dem Listen erstellen, und der Telefonate für mich vorbei. Ich freue mich, dass ab Sonntag endlich der Ball rollt und wir auf acht Plätzen parallel die Europeada starten“, so Möller.

Die Auftaktpressekonferenz fand im Medienhaus in Apenrade statt und wurde zusätzlich per Internet-Stream übertragen. Foto: Karin Riggelsen

Neben dem Projektleiter selbst waren auch Vertreterinnen und Vertreter der gastgebenden Minderheiten, der deutschen Minderheit in Nordschleswig, der dänischen Minderheit in Südschleswig, der friesischen Minderheit sowie den Sinti und Roma in Schleswig-Holstein, anwesend, um unter anderem von ihren sportlichen Zielen zu berichten.

Keine Kampfansagen

Zu weit aus dem Fenster lehnen und dem großen Favoriten Südtirol eine Kampfansage machen, wollte sich allerdings keiner der Gastgeber.

„Wir haben zwar nie ein besseres Team gehabt als aktuell, aber ich denke, mit den Südtirolern und den Rätoromanen hätte es uns bei der Auslosung nicht schlimmer treffen können. Wir wollen aber zumindest wieder das Team sein, dass die beste Stimmung verbreitet“, so Thore Naujeck von der Herrenmannschaft des Teams Nordschleswig. Er schätzt nicht die Südtiroler, die bei den Herren die bisherigen vier Europeada-Turniere gewinnen konnten, als Favoriten ein, sondern eher die Okzetanier und das Team Koroška, die Kärntner Slowenen.

Gwyn Nissen (Mitte), Chefredakteur des „Nordschleswigers“, führte durch die Pressekonferenz. Foto: Karin Riggelsen

Auch Friederike Kuhrt, Teamleiterin der Nordschleswigerinnen, die erstmals bei der Europeada antreten, sieht eher andere Mannschaften als das Team Nordschleswig als Favoriten hinsichtlich des Turniersiegs: „Die Südtirolerinnen sind mit Sicherheit heiße Anwärterinnen, aber ich habe die Südschleswigerinnen bereits gesehen und die sind auch echt gut. Vielleicht kann es da ja eine Überraschung geben“, so Kuhrt.

Südschleswiger mit Minimalziel

Kaj Andersen, Tore Wächter und Jonas Wolz von den Südschleswigern stapelten zwar nicht ganz so tief, wie ihre Minderheitennachbarn, aber zu große Erwartungen wollten auch sie nicht schüren.

„Wir wollen auf jeden Fall die Gruppe überstehen und dann schauen wir, wie weit es für uns noch geht“, so Südschleswig-Coach Tore Wächter. Sein Spieler Jonas Wolz sieht vor allem die mannschaftliche Geschlossenheit als großes Plus. „Wir kennen uns alle bereits seit Jahren. Wir haben viele gute Spieler und wollen natürlich jedes Spiel gewinnen“, so Wolz auf der Pressekonferenz.

Friesen setzten auf die Frauen

Jörg Friedrichsen, Trainer der Nordfriesinnen, rechnet zumindest seiner Mannschaft gute Chancen für das Turnier aus. „Bei unseren Frauen bin ich zuversichtlich, dass wir in die Finalrunde kommen. Die Männer hingegen werden es schwer haben, denke ich. Wenn wir mit den Männern gut in der Gruppe mitspielen, wäre das schon in Ordnung“, so Friedrichsen.

Rolf Ulrich Schlotter, der stellvertretende Landesvorsitzende der Sinti und Roma, die als Mitgastgeber der Europeada keine eigene Mannschaft stellen, war ebenfalls im Medienhaus vor Ort.

Die Südschleswiger und die Friesen zeigten sich in Hinblick auf die sportlichen Ziele etwas optimistischer als die Nordschleswiger. Foto: Karin Riggelsen

„Als größte Minderheit in Europa mit 13 Millionen Zugehörigen sollten wir natürlich stärker vertreten sein, aber die Umstände lassen es momentan leider nicht zu. Zumindest sind wir durch eine rumänische Mannschaft dabei. Wir sind trotzdem froh und glücklich, dass wir uns organisatorisch bei der Europeada einbringen konnten“, so Schlotter.

Gute Plätze, gute Schiris

Was die sportlichen Rahmenbedingungen angeht, sieht Projektleiter Möller das Turnier bestens vorbereitet. Als eine der Hauptprioritäten hatte er im vergangenen Jahr die Platzverhältnisse ausgerufen. „Jeder, der selbst einmal Fußball gespielt hat, weiß, wie wichtig es ist, auf einem guten Platz zu spielen. Das ist es, woran man sich als Spieler später erinnert, nicht, ob die Kabine groß oder klein war“, so Möller im vergangenen Juli. Am Donnerstag zeigte er sich glücklich, über die Platz-Bedingungen zum Turnierstart.

„Bei denen, die die vergangenen Wochen auf den Sommer gewartet haben, mache ich mich vielleicht unbeliebt, aber der viele Regen zuletzt war für die Plätze perfekt. Jetzt können wir gerne zehn Tage Sonne haben und vielleicht etwas Regen in der Nacht“, so Möller mit einem Grinsen.

Auch bezüglich der Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter sieht er das Turnier gut aufgestellt.

„Ich habe mit dem DBU (Anm. d. Red.: Dansk Boldspil-Union) und dem Sportverband in Schleswig-Holstein gesprochen und ihnen gesagt, dass wir für jedes Spiel drei Schiedsrichter benötigen, und wir haben die entsprechende Anzahl bekommen“, sagt der Projektleiter, der sich recht sicher sei, dass alle ein entsprechendes Niveau haben werden und vorbereitet seien, um die Spiele gut zu leiten.

Die offizielle Eröffnungszeremonie der Europeada findet am Sonnabend in Schleswig statt. Ab Sonntag rollt dann ab 11 Uhr in 14 verschiedenen Stadien im Grenzland der Ball.

Rolf Ulrich Schlotter von den Sinti und Roma bedauerte es, dass kein Team der Minderheit aus Deutschland an dem Turnier teilnimmt. Foto: Karin Riggelsen
Europeada 2024

Die Europeada 2024

  • Die Europeada ist die Fußball-Europameisterschaft der autochthonen nationalen Minderheiten in Europa
  • Sie wird seit 2008 alle vier Jahre vom Minderheiten-Dachverband FUEN organisiert. 
  • Das Turnier soll den sportlichen Wettbewerb mit kulturellem Austausch verbinden und die Sichtbarkeit und den Respekt gegenüber Minderheiten fördern. 
  • Die Europeada 2024 wurde dieses Mal von den vier Minderheiten im deutsch-dänischen Grenzland veranstaltet: der deutschen Minderheit in Nordschleswig, der dänischen Minderheit in Südschleswig, den Friesinnen und Friesen sowie den Sinti und Roma.
  • Das Motto „Between the Seas” war Programm: Gespielt wurde an 14 Orten in Deutschland und Dänemark, zwischen Nord- und Ostsee.
  • 24 Männer- und 9 Frauenteams nahmen teil. 
  • Die Gruppenphase der Männer fand vom 30. Juni bis 2. Juli in sieben Gruppen statt, die Frauen spielten in drei Gruppen gegeneinander. Die K.-o.-Runde sowie die Platzierungsspiele fanden vom 4. bis 6. Juli 2024 statt. 
  • Insgesamt nahmen 880 Spielerinnen und Spieler aus zwölf Ländern teil.
  • Neben der Eröffnungszeremonie und den Finalspielen war ein weiteres Highlight der Kulturtag in der Mitte des Turniers, bei dem die teilnehmenden Minderheiten einander ihre Kulturen, Sprachen und Traditionen präsentierten. 

Mehr Infos auf europeada.eu

Mehr lesen

Kommentar

Jakob Münz
Jakob Münz Praktikant
„Das ist also der Deutsche Tag“

Leitartikel

Marle Liebelt Portraitfoto
Marle Liebelt Hauptredaktion
„Neuwahlen in Deutschland? Minderheit könnte von einem Ampel-Aus profitieren“