Kommentar
„Die Europeada – ein Fest der Vielfalt, des Miteinanders und der Roten Karten“
Die Europeada – ein Fest der Vielfalt, des Miteinanders und der Roten Karten
Ein Fest der Vielfalt, des Miteinanders und der Roten Karten
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In diesem Jahr wurde das Fußball-Fest der nationalen Minderheiten in einigen wenigen Spielen der Herrenmannschaften durch Rudelbildungen, Handgreiflichkeiten und Rote Karten getrübt – ein trauriges Zeugnis für das Versagen einiger Teilnehmer, die grundlegenden Werte der Europeada zu respektieren.
Die Europeada, die Minderheiten-EM, steht für die Überwindung von Barrieren, für Toleranz, Vielfalt, Demokratie, Minderheitenrechte, Völkerverständigung und die Freude am Sport. Leider sind diese wichtigen Werte in seltenen Fällen durch das Verhalten mancher Spieler in den Hintergrund gedrängt worden.
Besonders bedauerlich ist, dass die Ausschreitungen bei den Herren-Spielen stattfanden, bei denen besonders viele Zuschauende anwesend waren. Im Finale zwischen Friûl, der furlanischen Minderheit aus Italien, und Occitània, den Okzitaniern aus Frankreich, sowie beim Spiel der Südschleswiger gegen das Team Armânamea, bei dem über 1.000 Schulkinder zusahen, haben einige der beteiligten Spieler ihre Vorbildfunktion vernachlässigt. Fünf Heißsporne der Aromunen erhielten Gelb wegen Unsportlichkeit, und drei von ihnen sahen wegen weiterer Regelwidrigkeiten Gelb-Rot. Die Begegnung drohte zu eskalieren, konnte aber nach einer rund zehnminütigen Unterbrechung zu Ende geführt werden.
Im Finale eskalierte die Situation nach einem Foul an der Seitenlinie ebenfalls, woraufhin es zu einer Rudelbildung und zu Handgreiflichkeiten zwischen den Feldspielern und Ersatzbänken beider Mannschaften kam. Das Spiel konnte erst nach mehreren Minuten Unterbrechung und einer Roten Karte gegen die Okzitanier fortgesetzt werden. Nach Abpfiff kam es zu einer erneuten Auseinandersetzung zwischen den Mannschaften, sodass Europeada-Projektleiter Ruwen Möller am Spielfeldrand nur noch kopfschüttelnd abwinken konnte.
Ein Artikel bei „TV Syd“ trägt nun den Titel „Mindretals-EM endte i masseslagsmål under finalekamp“ (auf deutsch: „Minderheiten-EM endete in Massenschlägerei beim Finalspiel“). Schade, dass der dänischen Mehrheitsbevölkerung beim Lesen dieses Artikels die negativen Vorfälle womöglich eher in Erinnerung bleiben als die vielen Momente des freundlichen Miteinanders. Wenn Trainer und Verantwortliche ihren Spielern nicht verdeutlichen, worum es bei der Europeada wirklich geht, wird das Fundament des Turniers untergraben.
Dennoch ist es erfreulich, dass das Medieninteresse an der diesjährigen Veranstaltung im deutsch-dänischen Grenzland besonders hoch war, nicht zuletzt auch abzulesen an der Zahl akkreditierter Fernsehanstalten. Das internationale Medienecho war schon vor dem ersten Spieltag am 30. Juni bemerkenswert. Ein besonderes Augenmerk lag auch auf den vielen teilweise kleineren Minderheiten, die unter schwierigen, besonders finanziell knappen Bedingungen den Weg in die Grenzregion im Norden gefunden hatten. Hervorgehoben wurde neben den sportlichen Aspekten zudem der ideelle Wert der Europeada, die durch den kulturellen Austausch zwischen den Minderheiten mehr ist als nur Sport – und das war auch bei dieser wunderbaren Minderheiten-EM im deutsch-dänischen Grenzland in hohem Maße der Fall!
Die Mehrheit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer erlebte ein Turnier voller Freude und mit einem interessanten Austausch, besonders während des Kulturtages auf dem Knivsberg. Die vielen Beteiligten haben das Fußballfest in Süd- und Nordschleswig genossen und auch im Nachhinein in Interviews mit dem „Nordschleswiger” fast ausschließlich die positiven Aspekte der Veranstaltung hervorgehoben. So verliefen auch die Spiele der beiden nordschleswigschen Mannschaften fair und ohne Zwischenfälle.
Als Teilnehmer der Europeada 2016 kann auch ich aus eigener Erfahrung sagen, dass das Turnier von unschätzbarem Wert ist. Die Europeada verdient es, als das gefeiert zu werden, was sie ist: ein Symbol für Toleranz, Vielfalt und das friedliche Miteinander verschiedener Kulturen. Danke an die großartigen Gastgeber, die Organisatoren, den Großteil der Spielerinnen und Spieler und all diejenigen, die während der vergangenen Woche so wunderbar dazu beigetragen haben, dass das Turnier bis auf wenige Ausnahmen in diesem Geist stattfinden konnte.