Team Nordschleswig – Herren

Europeada: Viertelfinal-Traum geplatzt, aber teuer verkauft

Europeada: Viertelfinal-Traum geplatzt, aber teuer verkauft

Europeada: Viertelfinal-Traum geplatzt, aber teuer verkauft

Tondern/Tønder
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Das Team Nordschleswig (in Blau und Gelb) war ein seltener Gast im Südtiroler Strafraum. Foto: Karin Riggelsen

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Gegen die Titelfavoriten aus Südtirol blieb die nordschleswigsche Überraschung aus. Statt eines Viertelfinals warten zwei Platzierungsspiele auf die Fußballer vom Team Nordschleswig.

Das Team Nordschleswig wird den Titel bei der Europeada, der Fußball-Europameisterschaft der autochthonen nationalen Minderheiten, auch dieses Mal bei den Herren nicht gewinnen. Dass die Wahrscheinlichkeit diesbezüglich sehr gering sein würde, war bereits vor Turnierbeginn klar – und dass die Titelfavoriten aus Südtirol wohl kaum zu bezwingen sein würden, ebenfalls. Im zweiten Gruppenspiel musste die Nordschleswig-Auswahl tatsächlich die erwartete deutliche Niederlage einstecken. 0:7 lautete der Endstand gegen die über 90 Minuten überlegenen Gäste.

Dennoch hat sich das Team Nordschleswig nicht nur beim torlosen Unentschieden im Auftaktspiel gegen Ils Rumantschs (die Rätoromanen aus der Schweiz), sondern auch vor zahlreich erschienenen Zuschauerinnen und Zuschauern in Tondern (Tønder) gegen die Südtiroler wacker geschlagen.

Die Nordschleswiger haben auch gegen Südtirol voller Hingabe verteidigt. Foto: Karin Riggelsen

„Natürlich ist Südtirol einer der ganz großen Favoriten auf den Turniersieg. 0:7 ist deshalb, glaube ich, auch ein ganz vernünftiges Ergebnis. Wir wollten ihnen das Spiel so schwierig wie möglich machen, haben lange dagegengehalten und nach ein paar Gegentoren zu Beginn der zweiten Halbzeit wieder Charakter gezeigt“, bewertet Nordschleswig-Fußballer Lennart Kuhrt den Ausgang des zweiten Gruppenspiels.

Kuhrts Mannschaftskollege Carsten Andresen Petersen sieht es ähnlich: „Wir wussten, dass die Südtiroler seit 2008 jede Europeada gewonnen haben. Ich finde, dass unser Einsatz gut war. Bei diesem Gegner können wir einigermaßen zufrieden sein, auch wenn wir ein paar Fehler zu viel gemacht haben.“

Julius Bösselmann (l.) sorgte mit seiner Schnelligkeit für eine der wenigen Torchancen auf Seiten der Nordschleswiger. Foto: Karin Riggelsen

Die taktische Marschroute der Nordschleswiger war bereits vor dem Anpfiff klar: So viele Spieler wie möglich in die Defensive bringen, die Räume vor dem eigenen Sechzehner eng machen und letztlich so wenige Gegentore wie möglich kassieren.

Zwar hatten die Gastgeber während der gesamten Partie keinen eigenen Torschuss, aber eine offensivere Aufstellung hätte der vierfache Europeada-Meister aus Südtirol gnadenlos bestraft, sodass der Endstand noch deutlicher ausgefallen wäre. Somit herrschte bei den Nordschleswigern nach dem Schlusspfiff auch keine Unzufriedenheit – im Gegenteil, das Publikum jubelte beiden Mannschaften mit stehenden Ovationen zu.

Die Frauenmannschaft von Südtirol unterstützte das eigene Team mit Gesängen von der Seitenlinie. Foto: Karin Riggelsen

„Gegen andere Minderheiten aus ganz Europa zu spielen, ist toll. An der Europeada teilzunehmen ist aber unter anderem auch wegen der guten Stimmung der Zuschauer, der Fußball-Arenen, dem gemeinsamen Einlaufen vor dem Spiel und dem Abspielen der Nationalhymnen vor dem Anpfiff besonders. Das ist schon ein tolles Erlebnis“, freut sich auch Andresen Petersen über die Europeada-Atmosphäre.

„Wir wollen jetzt noch einmal gewinnen und ein Tor schießen“

Im Spiel gegen die Südtiroler mussten Andresen Petersen, Kuhrt und deren Mannschaftskollegen ab der ersten Minute der Begegnung zusehen, wie die Favoriten präzise Flanken vor das Gehäuse des Nordschleswig-Keepers Bo Kjær Nielsen schlugen, der bei den Gegentoren ohne Chance war. Das erste Tor der Südtiroler fiel nach zehn gespielten Minuten, schockte die Underdogs aber keineswegs. Stattdessen wurde das eigene Tor weiterhin aufopferungsvoll verteidigt. 

Nach einem 0:3-Pausenrückstand, zu dem das Team Nordschleswig auch mit einem Eigentor beigetragen hatte, kamen die Gastgeber nicht konzentriert genug aus der Kabine. Binnen 15 Minuten schossen die Südtiroler vier weitere Tore. 

Zwischen der 45. und 60. Minute konnten die Südtiroler vier Torerfolge bejubeln. Foto: Karin Riggelsen

Da die letzten 30 Minuten 0:0 endeten, können sich die nordschleswigschen Fußballer aber dennoch weiterhin Hoffnung auf den zweiten Gruppenplatz machen. Die Rätoromanen spielen am Dienstag, 2. Juli, ab 17.30 Uhr in Sonderburg (Sønderborg) gegen Südtirol. Verlieren die Rätoromanen dieses Spiel höher als mit 0:7, ziehen die Nordschleswiger als Gruppenzweite hinter Südtirol in die bessere Hälfte der dann folgenden zwei Platzierungsspiele ein. Ins Viertelfinale schaffen es hingegen nur die Gruppenersten sowie der Stärkste aller Gruppenzweiten.

„Wir hoffen natürlich, dass Südtirol 8:0 gewinnt, damit wir auf dem zweiten Platz landen und in der besseren Hälfte der Platzierungsspiele antreten. Wir drücken daher morgen in Sonderburg den Südtirolern die Daumen“, sagt Andresen Petersen, während Kuhrt verrät, dass die nordschleswigschen Kicker sich das Spiel wahrscheinlich auch gemeinsam anschauen. „Unsere Frauenmannschaft spielt davor in Sonderburg, und die wollen wir ebenfalls anfeuern.“

Lennart Kuhrt hofft auf erfolgreiche Platzierungsspiele. Foto: Lorcan Mensing

Auf seine Wünsche für die kommenden Partien angesprochen, antwortet Kuhrt abschließend lachend: „Jetzt wollen wir natürlich auch noch einmal gewinnen und ein Tor schießen.“ Die Platzierungsspiele finden am 4. und 5. Juli statt.

Die Frauen vom Team Nordschleswig werden sich in ihrem zweiten Gruppenspiel mit dem Deutschen Freundschaftskreis Oberschlesien messen (am Dienstag, 2. Juli, Spielbeginn um 15 Uhr in Sonderburg, Ringridervej 33).

Livestream

Alle Spiele der Minderheiten-EM sind über den folgenden Youtube-Link im Livestream und auch nachträglich in voller Länge zu sehen:

https://www.youtube.com/@Europeada2024

Der gesamte Spielplan und alle bisherigen Ergebnisse der Minderheiten-EM sind auf der offiziellen Webseite der Europeada nachzulesen.

Europeada 2024

Die Europeada 2024

  • Die Europeada ist die Fußball-Europameisterschaft der autochthonen nationalen Minderheiten in Europa
  • Sie wird seit 2008 alle vier Jahre vom Minderheiten-Dachverband FUEN organisiert. 
  • Das Turnier soll den sportlichen Wettbewerb mit kulturellem Austausch verbinden und die Sichtbarkeit und den Respekt gegenüber Minderheiten fördern. 
  • Die Europeada 2024 wurde dieses Mal von den vier Minderheiten im deutsch-dänischen Grenzland veranstaltet: der deutschen Minderheit in Nordschleswig, der dänischen Minderheit in Südschleswig, den Friesinnen und Friesen sowie den Sinti und Roma.
  • Das Motto „Between the Seas” war Programm: Gespielt wurde an 14 Orten in Deutschland und Dänemark, zwischen Nord- und Ostsee.
  • 24 Männer- und 9 Frauenteams nahmen teil. 
  • Die Gruppenphase der Männer fand vom 30. Juni bis 2. Juli in sieben Gruppen statt, die Frauen spielten in drei Gruppen gegeneinander. Die K.-o.-Runde sowie die Platzierungsspiele fanden vom 4. bis 6. Juli 2024 statt. 
  • Insgesamt nahmen 880 Spielerinnen und Spieler aus zwölf Ländern teil.
  • Neben der Eröffnungszeremonie und den Finalspielen war ein weiteres Highlight der Kulturtag in der Mitte des Turniers, bei dem die teilnehmenden Minderheiten einander ihre Kulturen, Sprachen und Traditionen präsentierten. 

Mehr Infos auf europeada.eu

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