Deutsche Minderheit
Wie die Minderheit mit dem Thema Sexismus umgeht
Wie die Minderheit mit dem Thema Sexismus umgeht
Wie die Minderheit mit dem Thema Sexismus umgeht
Die Sexismus-Debatte wird nicht nur in den Medien geführt. Auch in der deutschen Minderheit steht das Thema auf der Tagesordnung – am Donnerstag sogar in Form eines politischen Forums.
„Es passierte damals – und es passiert immer noch“, heißt es in einem Brief, in dem über 700 Frauen in der dänischen Medienbranche der Moderatorin Sofie Linde den Rücken stärken. Die junge Frau hat die öffentliche Sexismus-Debatte angeschoben, in dem sie von ihren Erfahrungen berichtete.
Und auch in der deutschen Minderheit ist eine Diskussion über Sexismus nach einem Artikel des „Nordschleswigers“ über die Jungen Spitzen bereits vor einigen Wochen entstanden. Das Fazit des Vorstandes der Jugendpartei: „Sexismus gibt es leider überall“, aber Sexismus werde in der Partei nicht geduldet.
„Der Nordschleswiger“ hat nachgefragt, wie sich die Minderheit konkret mit dem Problem auseinandersetzt. Unter anderem beschäftigt sich die Minderheit am Donnerstag in Form eines politischen Forums mit der Thematik.
Sexismus ist für mich ein Gleichstellungsdefizit.
Ruth Candussi, SP-Parteisekretärin
Für Ruth Candussi, Parteisekretärin der Schleswigschen Partei (SP), fällt Sexismus unter ein übergeordnetes Thema, das die Minderheitenpartei schon längst auf die Tagesordnung gesetzt hat: Gleichstellung. „Sexismus ist für mich ein Gleichstellungsdefizit. Es ist wichtig, bestimmte Machtstrukturen aufzubrechen, denn je mehr Gleichstellung, desto weniger Sexismus“, findet Candussi.
Verbandsübergreifende Lösung finden
Der Deutsche Jugendverband für Nordschleswig (DJN) hat sich ebenfalls mit dem Thema Sexismus befasst. Abteilungsleiter Lasse Tästensen wünscht sich allerdings, dass eine verbandsübergreifende Lösung gefunden wird, wie mit dem Problem umgegangen wird. „Wir sollten als Minderheit zusammenarbeiten und uns überlegen, wie wir Sexismus verantwortungsvoll entgegentreten können“, so Tästensen.
Wir sollten als Minderheit zusammenarbeiten und uns überlegen, wie wir Sexismus verantwortungsvoll entgegentreten können.
Lasse Tästensen, DJN-Abteilungsleiter
In der Minderheit hat auch die Arbeitsgruppe Gleichstellung, die sich am Dienstag getroffen hat, das Thema aufgenommen. „Bei dem Treffen haben wir überlegt, wie wir mit Sexismus umgehen möchten“, berichtet Uwe Jessen, Generalsekretär des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN).
In der Arbeitsgruppe habe man sich darauf geeinigt, in Bezug auf die Sexismus-Debatte den Fokus auf die Gesamtorganisation der deutschen Minderheit zu richten und einen Fahrplan auszuarbeiten, um den Umfang von Sexismus in der Organisation zu ermitteln und mögliche Schritte festzulegen, wie man dagegen vorgehen kann.
Die Debatte kam für uns unerwartet. Deshalb werden wir uns auch überlegen, wie die Arbeitsgruppe Gleichstellung künftig konkret agieren und aktuelle Themen behandeln soll.
Uwe Jessen, BDN-Generalsekretär
„Die Debatte kam für uns unerwartet. Deshalb werden wir uns auch überlegen, wie die Arbeitsgruppe Gleichstellung künftig konkret agieren und aktuelle Themen behandeln soll“, so Uwe Jessen. Der nächste Sitzungstermin der Arbeitsgruppe ist der 3. November.
Mit der Thematik auseinandersetzen
Auch „Der Nordschleswiger“ setzt das Thema Sexismus derweil auf die Tagesordnung. „Sexismus hat bei uns am Arbeitsplatz keinen Platz“, erklärt Chefredakteur Gwyn Nissen. Mit Fragen wie: „Wie sorgen wir dafür, dass es keinen Sexismus gibt? Wie gehen wir damit um? Auf welche Weise können Fälle anonym gemeldet werden?“ beschäftigt sich eine Arbeitsgruppe auf einem Treffen im Oktober. Es sei wichtig, mit dem Thema offen und aktiv umzugehen und sich früh genug mit der Thematik auseinanderzusetzen, so Nissen.
Ich habe noch von keinem Fall gehört, wo wir aktiv werden mussten.
Anke Tästensen, Schulrätin
Beim Sozialdienst Nordschleswig ist ebenfalls über Sexismus gesprochen worden. Das Thema werde aber im Moment nicht weiterverfolgt, so Abteilungsleiter Hans Grundt.
Ähnlich sieht es auch der Deutsche Schul- und Sprachverein für Nordschleswig (DSSV). „Ich habe noch von keinem Fall gehört, wo wir aktiv werden mussten. Es ist uns wichtig, Respekt voreinander zu vermitteln. Denn nur wer sich wohlfühlt, kann lernen“, erklärt Schulrätin Anke Tästensen.
Am Deutschen Gymnasium für Nordschleswig hat sowohl Schulleiter Jens Mittag als auch die Schülervertretung eine Umfrage unter der Schülerschaft durchgeführt. „Sexismus wurde bei uns thematisiert, und nun brauchen wir erst einmal Zeit, um darüber nachzudenken und die Ergebnisse der Umfragen zu reflektieren“, so Jens Mittag.
Politisches Forum
Bei den Deutschen Büchereien in Nordschleswig steht das Thema Sexismus nicht unmittelbar im Vordergrund. „Wir haben keinen Leitfaden, aber wenn jemand Sexismus ausgesetzt wird, wird das sofort abgeschaltet“, erklärt Büchereidirektorin Claudia Knauer.
Aufgrund der öffentlichen Debatten in Kopenhagen, aber auch in Nordschleswig hat der Büchereiverband ein politisches Forum organisiert, das am Donnerstag, 1. Oktober ab 19 Uhr im Deutschen Gymnasium für Nordschleswig stattfindet.
Zu Beginn der Veranstaltung hält Fabian Lamp, Professor für Theorien der Sozialen Arbeit und Gender Studies an der Fachhochschule Kiel, einen einleitenden Vortrag. Unter der Moderation von Jan Martensen werden Sofie Knauer (Studentin), Sara Wasmund (Redakteurin) und Linus Clausen (Schüler) zum Thema sprechen, um dann mit dem Publikum zu diskutieren.
Der Eintritt ist kostenlos. Aufgrund der Corona-Restriktionen ist eine Anmeldung unter zentral@buecherei.dk allerdings erforderlich.
Wer selbst Erfahrungen mit dem Thema Sexismus in der Minderheit gemacht hat und (anonym) davon berichten möchte, kann sich an Kerrin Jens (kj@nordschleswiger.dk) oder Walter Turnowsky (wt@nordschleswiger.dk) wenden.