Stadtgeschichte

Das kleine Hafenmuseum in Tondern nimmt Form an

Das kleine Hafenmuseum in Tondern nimmt Form an

Das kleine Hafenmuseum in Tondern nimmt Form an

Brigtta Lassen
Tondern/Tønder
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Die brüchige Hafenmole wurde abgestützt. Foto: Kommune Tondern

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Die Mitarbeiter des Rothenkruger Bauunternehmens Chr. Johannsen müssen vorsichtig ans Werk gehen, damit die brüchige Hafenmole nicht zusammenkracht, die unterstützt werden musste. Um die Weihnachtszeit dürften sie ihre Mission beendet haben.

Nicht viel Platz bleibt den Mitarbeitern des Rothenkruger Tiefbauunternehmens Chr. Johannsen, die seit dem Sommer an der Tonderner Schiffbrücke damit beschäftigt sind, das kleine Hafenmuseum in Amphitheater-Form zu bauen.

Ihre Arbeit ist bislang nicht ohne fachliche Herausforderungen verlaufen. Besonders der Erhalt der Reste der Hafenmole bereitete den Verantwortlichen in den vergangenen Wochen Kopfzerbrechen. Denn die Mole, die seit dem Zuschütten des Hafens im Jahr 1930 unter Wasser gestanden hat, war wesentlich zerbrechlicher als angenommen. Ihre Sicherung hat den Zeitplan ins Wanken gebracht. 

Der Platz für Grabmaschinen war knapp. Foto: Kommune Tondern

„Gott sei Dank bekamen wir die Zulassung der Schloss- und Kulturbehörde, um zumindest die Fugen zur Stabilisierung zu erneuern“, erklärt Christian Kjær Andersen, Fachleiter der Kommune Tondern. 

Die alten Holzbalken werden durch Balken aus Stahl ersetzt, um ein neues Fundament legen zu können.

Interessanter als Bau eines Fahrradwegs

„Sie mussten die baulichen Hafenreste nach allen Regeln der handwerklichen Kunst vor dem Einsturz sichern. Sie finden diese Arbeit spannend. Eine solche Präzisionsarbeit muss auch spannender sein als der Bau eines Fahrradwegs. Hier werden sie herausgefordert“, meint Kjær Andersen. 

Um die Weihnachtszeit dürften sie ihre Arbeit beendet haben. Damit ist das Projekt, das sich die Kommune 11 Millionen Kronen kosten lässt, nicht fertig, sondern geht in die zweite Phase.

So sieht die Amphi-Lösung für das Hafenmuseum aus. Foto: Effekt

Bei der Ausschreibung hatte die Kommune drei Firmen aufgefordert, ein Angebot einzureichen. Die Bieter mussten mit ihren Preisen unter dem von der Kommune gesetzten Finanzrahmen bleiben. 

Den Zuschlag bekam das Unternehmen Chr. Johannsen. Die Arbeiten bestanden unter anderem aus einer Verschalung und Verstärkung des gegrabenen Lochs und Freilegen der Hafenreste. Als Letztes wird die Treppe im Amphi-Stil mit unterschiedlichen Ebenen gebaut.

Nach den Bauarbeiten wird mit dem Aufbau einer historischen Vermittlungsstation beim Eingang der Treppe begonnen. Dort soll über Geschichte informiert werden, als Tondern noch einen Hafen hatte und eine Seestadt war.

Doch auch nach Abschluss des historischen Teils kann nicht zur Eröffnung geschritten werden. „Danach müssen die restlichen Pflasterarbeiten durchgeführt werden, die aufgrund des Hafenprojekts nicht beendet werden konnten“, berichtet Christian Kjær Andersen weiter. 

Der Fachleiter für öffentliche Plätze, Parks und Straßen ist von der Verwandlung der Schiffbrücke in einen schönen, innerstädtischen Treffpunkt begeistert. „Man kann schon jetzt sehen, dass sich dort besonders bei gutem Wetter wesentlich mehr Menschen als früher aufhalten, als die Schiffbrücke nur ein Parkplatz war. Ist das Hafenprojekt erst fertig, rechnen wir mit noch mehr zweibeinigem Verkehr.“

Auch die bevorstehenden Arbeiten setzen einigermaßen gutes Wetter voraus. Weder Regengüsse ohne Ende noch harten Frost soll es geben. Im Sommer wurden die Arbeiten aufgenommen, und die Bauarbeiter sind mit viel Schweiß auf der Stirn auch bei der September-Hitze am Werk gewesen.

Die Sohle eines Schuhs wurde in der Erde gefunden. Foto: Kommune Tondern

Während des Grabens und des Freilegens der Hafenmole sind die Bauarbeiter auf viele Gegenstände der Tonderner Vorzeit gestoßen, ohne dass sie museale Bedeutung hatten. Keramikscherben, Bierkrüge, Flaschen und ein fast intakter Kinderschuh sind zum Vorschein gekommen.  Was von Wert sein könnte, wird dem Museum angeboten.  

Das Mini-Museum musste mehrere Hürden überwinden, bevor es im Stadtrat grünes Licht gab. Die Kommune wurde von Kostenüberschreitungen überrascht, und das Projekt verzögerte sich.

Der Hindernislauf

  • Im Zuge der Kanalisationsarbeiten und Neugestaltung der Tonderner Schiffbrücke stoßen Mitarbeiter des Kjelkvist-Unternehmens Ende 2021 auf Reste des 1930 zugeschütteten Hafens. Dass sie dort lagen, wusste man.
  • Während der archäologischen Ausgrabung entsteht die Idee, der Nachwelt über die Geschichte der Stadt erzählen zu wollen, als Tondern noch eine Seestadt war.
  • Am 17. Dezember 2021 trifft sich der sogenannte Midtby-Udvalg auf der Schiffbrücke. Der Ausschuss wünscht Zeichnungen, wie ein kleines unterirdisches Hafenmuseum aussehen könnte, um die gefundenen Hafenreste zu sichern und für Vermittlungszwecke zu nutzen.
  • Im Februar 2022: Der Stadtrat beschließt, 9 Millionen Kronen in das Hafenmuseum zu investieren und wählt eine Tunnellösung. Dies war die teuerste Lösung von allen. Für das Projektieren werden sofort 500.000 Kronen bewilligt.
  • Im Juni 2023 und wenige Wochen später überraschen zwei Ausschreibungen negativ: Der Kostenrahmen wird wesentlich überschritten. Plötzlich schnellte der Preis für das gewünschte Modell von 9 auf 13,1 Millionen Kronen. Die Kosten können nach Projektabstrichen um 660.000 Kronen gedrosselt werden. Dennoch fehlen 4,1 Millionen Kronen.
  • Am 21. September 2023 einigt sich der Finanzausschuss geschlossen, an der Tunnellösung festzuhalten. Eine nachträgliche Bewilligung in Höhe von 4,1 Millionen Kronen ist erforderlich, wird aber nicht thematisiert. Eine Zustimmung gilt als eine Pro-Forma-Sache.
  • 28. September 2023: Im Tonderner Stadtrat entsteht eine Stimmengleichheit (15:15 bei einer Enthaltung). Damit werden die noch fehlenden 4,1 Mio. Kronen nicht bewilligt. Bürgermeister Jørgen Popp Petersen (Schleswigsche Partei) ist enttäuscht.
  • Doch der politische Haussegen hängt wieder gerade, als der Stadtrat im April 2024 bei zwei Gegenstimmen entscheidet, 11 Millionen Kronen in das Projekt zu investieren.
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