Kommunalpolitik
Popp Petersen zum Aus des Hafenmuseums: „Das war peinlich“
Popp zum Aus des Hafenmuseums: „Das war peinlich“
Popp zum Aus des Hafenmuseums: „Das war peinlich“
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Tonderns Bürgermeister wurde am Donnerstagabend von der Kehrtwende seiner Ratskolleginnen und -kollegen überrascht. Der lokalhistorisch interessierte Tonderaner Jan Peter Jensen ist Mitglied des Ausschusses zur Gestaltung der Innenstadt, der an den Museumsplänen mitgearbeitet hat. Er ist sehr enttäuscht, hofft aber auf Donationen als Rettungsring.
Ein Paukenschlag war es, als im Tonderner Stadtrat keine Einigkeit über die Restfinanzierung des Hafenmuseum-Projekts an der Schiffbrücke in Tondern gefunden werden konnte. Mit weiteren 4,1 Millionen Kronen aus der kommunalen Kasse hätte das Vorhaben in Angriff genommen werden können, das 13,1 Millionen Kronen teuer werden sollte.
Aufgrund einer Stimmengleichheit (15:15) zwischen Befürwortenden für eine Nachtragsbewilligung und einer Gruppe, die den Geldhahn zudrehen wollte, scheiterte der Antrag. Das könnte das Aus für das Vorhaben bedeuten, an dem seit eineinhalb Jahren gearbeitet wird.
Die Vorarbeit leistete ein Sonderausschuss (midtby-udvalg) unter Leitung von Bürgermeister Jørgen Popp Petersen (Schleswigsche Partei). Dieser Ausschuss berät den Stadtrat bei der Neugestaltung der Tonderner Innenstadt.
Als lokalhistorisch interessierter Mensch und Grundbesitzer ist Jan Peter Jensen Mitglied dieses Gremiums. „Ja, ich bin sehr, sehr enttäuscht. Wir verplempern eine einzigartige Chance, über die stolze Epoche zu erzählen, als Tondern eine florierende Seestadt war“, bedauert der frühere Schulleiter, der in Tondern geboren und aufgewachsen ist.
Ich hoffe, dass das Loch nicht im Handumdrehen zugeschüttet wird.
Jan Peter Jensen
Er wundert sich über die Kehrtwende von den Politikerinnen und Politikern, die am 21. September im Finanzausschuss anscheinend keine Bedenken in Bezug auf die Finanzierung geäußert hatten, um dann eine Woche später dem Projekt den Laufpass zu geben.
„Wir verspielen damit auch die Möglichkeit, eine neue Attraktion zu bieten. Denn das wäre das unterirdische Hafenmuseum gewesen“, erklärt er. Es sei sehr lange und intensiv an diesem Projekt gearbeitet worden.
Er gebe zu, dass 13,1 Millionen Kronen sehr viel Geld sei. „Ich hoffe, dass das Loch nicht im Handumdrehen zugeschüttet wird. Denn vielleicht kann das Hafenmuseum mit privaten Donationen und Zuschüssen beispielsweise von Betrieben doch gerettet werden. Das wünsche ich mir“, so der Pensionär.
Kein Klinkenputzen
Ein sichtlich überraschter und enttäuschter Bürgermeister Jørgen Popp Petersen von der Schleswigschen Partei, die mit Venstre, einem Sozialdemokraten, der Sozialistischen Volkspartei, den Neuen Bürgerlichen und den Konservativen die Nachtragsbewilligung befürwortete, gab zu bedenken, dass schon bedeutende Mittel in das Projekt investiert worden seien.
Er würde jetzt aber nicht Klinken putzen, um zu betteln. Er hielt die Entscheidung für peinlich. „Wir haben so viel Geld im Rahmen der Tonderner -Marsch-Initiative bekommen und können dieses Museum nicht einmal selbst stemmen“, erklärte Jørgen Popp Petersen.
Nach dem jetzigen Stand der Dinge ist das Projekt jetzt erst einmal hinfällig.
Jørgen Popp Petersen
Es bestehe natürlich die Möglichkeit, private Zuwendungen zu bekommen. „Mir wäre es aber peinlich, um Geld zu bitten. Nach dem jetzigen Stand der Dinge ist das Projekt erst einmal hinfällig“, bedauert Popp Petersen.
Geschlossene Sitzung: Schweigepflicht
Bei der Frage, ob die Finanzierung schon im Finanzausschuss am 21. September ein Thema war, beruft er sich auf seine Schweigepflicht. Diese gilt bei einer Sitzung unter Ausschluss der Öffentlichkeit. „Wenn sich der Finanzausschuss geschlossen für die besagte Tunnellösung ausspricht, bedeutet dies auch, dass 4,1 Millionen Kronen extra bewilligt werden müssen. Aber die 9 Millionen Kronen, die wir investieren wollten, stehen immer noch im Haushalt.“
Das Hafenmuseum hätte aufgrund der gewählten Lösung nicht kleiner sein können. Seitens der staatlichen Schloss- und Kulturerbebehörde wurde untersagt, die gefundenen Hafenreste an die Oberfläche zu befördern. „Dann wollte diese Instanz lieber, dass Erde über die Hafenreste geschüttet wurde. So lief es auch beim Bau des neuen Rathauses in Tondern.“
Die auch zur Wahl stehende Amphi-Lösung ließ sich technisch nicht machen.
Stadtratsmitglied Bjarne Lund Henneberg (Sozialistische Volkspartei), der der befürwortenden Gruppe angehörte, befürchtet, dass die Kommune mit dieser Entscheidung landesweit Schlagzeilen machen wird. „Wer hätte gedacht, dass die Brunnenfigur Manneken Pis in Brüssel so große Anziehungskraft auf die Menschen ausüben würde.“ Dazu hat er folgenden Leserbrief geschrieben.
Gegenargumente: Pissoir, klaustrophobischer Ort, ein düsteres, langweiliges Loch
Von der anderen Seite wurde unter anderem ein verantwortlicher Umgang mit Steuergeldern als Argument genannt. Das Museum würde ein düsteres und langweiliges Loch bleiben (Anita Uggerholt Eriksen von Tøndel Listen), das Museum würde ein Ort, an dem man klaustrophobische Anfälle bekommen könne. Es könne sogar ein nächtliches Pissoir werden (Thomas Ørting Jørgensen von der Borgerlisten).
Auch das frühere Stadtratsmitglied Jesper Steenholdt bedauert die Entscheidung in einem Leserbrief.