Kulturkommentar

Schön verschreiben 7.0

Schön verschreiben 7.0

Schön verschreiben 7.0

Apenrade/Aabenraa
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Wenn der Gewebeausschuss und der Ausschuss für nachhaltige Einwicklung zusammenarbeiten und die richtigen Leute ins Abseits katapultieren, kann das durchaus großartige Folgen haben. Foto: Montage André Mackus

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Das Leben – beziehungsweise das Lesen – könnte so schön sein! Noch schöner als sowieso schon, wenn die eine oder andere Wortkreation in unseren Artikeln nicht der Korrektur zum Opfer fallen würde. „Nordschleswiger“-Redakteurin Marlies Wiedenhaupt findet, so mancher Fußballfan etwa hätte viel mehr Spaß.

Mit dem Abseits ist es ja so eine Sache: Manche haben die Regel kapiert, manche nicht und manche tun so, als ob. Für alle drei Gruppen haben wir ein neues Gremium erfunden: den Abseitsmarktausschuss. Darin könnten sich alle Fußballfans tummeln – egal aus welcher Position im Leben –, und sich entweder mit ihren Kenntnissen brüsten (in der Siegerpose eines Mario Ballotelli, als er für Italien bei der EM 2012 Deutschland aus dem Turnier kickte und sich vor Begeisterung das Trikot vom Oberkörper riss) oder sie könnten sich erarbeiten, was sie schon lange wissen wollten, sich aber nicht zu fragen trauten. Zudem würde der Bürgemeister dafür bürgen, dass keiner mehr durch sein Halbwissen in irgendeine Falle tappt.

Apropos Kommunalpolitik.

Wir hätten da noch einen Vorsitzenden im Ausschuss für nachhaltige Einwicklung. Der wiederum wäre hervorragend geeignet, alle abseits von jeglicher Menschlichkeit agierenden Autokraten, Diktatoren und kriegführenden Kranken in einen Sack zu stopfen und sie aus diesem Universum zu katapultieren. Der Gewebeausschuss würde zudem dafür sorgen, dass der Sack stabil genug ist, damit niemals, und zwar niemals wieder irgendeiner da rauskommt.

So schön jedenfalls kann das Verschreiben sein auf dem Spielfeld unserer Tastaturen. Doch leider sind auch wir schon mal richtig fies. Etwa wenn wir behaupten, Finnland habe angekündigt, Flüchtlinge auszunehmen. Was die Korrektur – in diesem Fall glücklicherweise – verhindert hat.

Das zu veröffentlichen wäre noch peinlicher gewesen als die Info über einen Curling-Spieler, der mit seiner Mannschaft bei den Olympischen Spielen nur 30 wurde. Dass er diesen Umstand noch höchstpersönlich – und äußerst lebendig – als Erfolg werten konnte, liegt einfach daran, dass er nicht jung gestorben ist, sondern 30. wurde. Mit Punkt.

Relativ sportlich will es auch ein Angehöriger der deutschen Minderheit in Dänemark in seinem bevorstehenden Rentnerdasein angehen. Er plant, im kommenden halben Jahr sein Sommerhaus zu reparieren und zu streichen, eine Terrasse zu bauen und zu vereisen.

Hoffentlich lassen sich in diesem unterkühlten Aggregatzustand auch Fußballspiele verfolgen – Weltmeisterschaften etwa. Muss ja nicht unbedingt in Katar sein. Die WM dort findet vielleicht gar nicht statt. Denn mögliche Machthaber des Wüstenstaates sollen sich in guter Gesellschaft in einem ganz besonderen Sack auf einer ganz besonderen Reise befinden.

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