Kulturkommentar
„Schön verschreiben 2.0“
Schön verschreiben 2.0
Schön verschreiben 2.0
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Es gibt Wörter, die gibt es gar nicht. Die sollte man aber erfinden, weil sie so schön sind. Kein Problem für den „Nordschleswiger“. Redakteurin Marlies Wiedenhaupt stellt sie vor.
Wer liebt, hat sich möglicherweise vorher verliebt – auch wenn das klingt, als hätte man sich dabei mächtig vertan. Ähnlich wie es andere Wörter mit derselben Vorsilbe signalisieren: vergeigen, verheddern, vergaloppieren, vermasseln, vermurksen.
Und wer schreibt, hat sich sehr wahrscheinlich auch verschrieben, bevor er den Text aus der Hand gegeben hat. Zum Glück. Denn daraus entsteht ein wahrer Pool an wunderschönen, fantasieanregenden neuen Wörtern. Eine gänzlich neue Kultur, wenn man so will.
Wie wir an dieser Stelle kürzlich bereits aus unserem Arbeitsalltag plauderten, sind wir beim „Nordschleswiger“ in der Lage, uns Unangenehmes schönzuschreiben. Indem wir etwa Corona in Cornoa verwandeln und damit ein potenziell tödliches Virus in ein sonniges Südseeatoll.
Unsere tägliche Wörter-Fabrik ist unerschöpflich. Manche der neuen Konstruktionen, die sie ausspuckt, müssten eigentlich in den allgemeinen Wortschatz und in den Duden aufgenommen werden.
Weil sie Hoffnung ausdrücken, dass alles gut wird – wie der vom „Nordschleswiger“ umgetaufte Impfstoff-Hersteller Buontech.
Weil sie betörend duften – wie die vom Verein rekrutierten Mitflieder.
Weil sie ein neues, widerstandsfähiges und allen Witterungen trotzendes Gewächs entstehen lassen, das fröhlich im Wind flattert – wie die Regenbohnenfahnen.
Weil sie gute Absichten verkörpern – wie die Gernwärmegesellschaft.
Weil sie wohl klingen und satt machen – wie der Alsion Konzertaal.
Und weil es unglaublich reizvoll ist, sich auszumalen, dass man in einem gemütlichen kleinen Häuschen sitzt und sich einfach dafür feiern lässt, dass es einen gibt. In einer Glückwunschkate nämlich.
Leider kann die Korrekturleserin diese Schätze nicht (alle) durchgehen lassen, auch wenn sie es manchmal gern würde. Aber vorenthalten wollen wir sie unseren Leserinnen und Lesern ja auch nicht.
Übrigens: Wer selbst mal geplant ungeplant neue Wortschöpfungen fabrizieren möchte, muss nur die richtige automatische Rechtschreibkontrolle auf seinem Computer installieren. Pastor Hauke Wattenberg aus Sonderburg wird dort ebenso umgetauft wie die Tingleffer Büchereileiterin Mareike Poté. Und so erwachen sie zum Leben – Hauke Wattenmeer und Mareike Potenzial.