Kulturkommentar
„Schön verschreiben“
Schön verschreiben
Schön verschreiben
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Wer schreibt, macht Fehler. Aber manchmal entsteht dadurch eine bessere, schönere Welt. Sogar dem Coronavirus kann man so den Garaus machen, weiß Marlies Wiedenhaupt.
Der Erzbischof mutiert zum Erdbeerschorsch, und aus der Raumpflegerin wird eine Raumfliegerin. Wobei letzterer Job vermutlich eine satte Portion mehr Abenteuer und unvergessliche Erlebnisse verspricht.
Diese Verhörer haben es, zusammen mit vielen weiteren, in das Büchlein „Der weiße Neger Wumbaba“ von Axel Hacke geschafft. Der Titel entstammt übrigens einer falsch verstandenen Textstelle aus dem Lied „Der Mond ist aufgegangen“ – nämlich „der weiße Nebel wunderbar“.
Was als schnödes Verhören beginnt, erschafft aber nicht nur neue Begriffe, sondern auch eine völlig neue – und manchmal sogar – bessere, schönere Welt. Eine andere Kultur. Ein anderes Weltbild.
So geht es uns beim „Nordschleswiger“ manches Mal mit unseren Verschreibern, die, wenn‘s gut läuft, nicht in der Zeitung oder auf unserer Webseite landen. Wenn der Kollege über eine Entscheidung des Deutschen Buntestages schreibt, hat die Fantasie freien Lauf. Da tauchen Bilder auf von Abgeordneten, die in farbenfrohen Gewändern ans Rednerpult drängen, um für eine Politik zu kämpfen, die nicht nur dem äußeren, sondern auch dem inneren Farbspektrum aller Menschen gerecht wird.
Ein Seelenwärmer war auch – trotz des traurigen Anlasses, dass ein Pastor gestorben war – folgender Verschreiber: „Er hinterlässt vier Kinder und zwei Engel.“ Welch tröstlicher Gedanke hatte sich da in den Kopf und dann in die Feder des geschätzten Kollegen Redakteur geschlichen? Dass der Geistliche im irdischen Dasein eine sehr persönliche Beziehung zu den himmlischen Wesen aufgebaut hatte? Passend dazu taufte jemand in einem weiteren Text noch die deutsche Bundeskanzlerin in Angel Merkel um. Angels everywhere.
Aber der schönste Verschreiber seit Beginn der gerade grassierenden Pandemie ist zweifellos der Buchstabendreher, der Corona eiskalt eliminiert hat. Denn es wurde Cornoa daraus – möglicherweise das sonnigste Atoll, das die Südsee zu bieten hat. Da werden Sehnsüchte wach nach neuen Ländern, anderen Kulturen und bunten Menschen. Wenn man genau hinhört, schwingt da sogar der Flügelschlag von Engeln mit.
Denn: Was nicht schön ist, schreiben wir uns schön.