Umwelt und Natur

Folketing verabschiedet nationalen Handlungsplan gegen PFAS

Folketing verabschiedet nationalen Handlungsplan gegen PFAS

Folketing verabschiedet nationalen Handlungsplan gegen PFAS

ghe/Ritzau
Kopenhagen
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Magnus Heunicke
Umweltminister Magnus Heunicke (Soz.) präsentiert der Presse bei einem Doorstep den nationalen PFAS-Handlungsplan im Garten des Umweltministeriums. Foto: Emil Nicolai Helms/Ritzau Scanpix

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Dänemark ist das erste Land in der EU, das ein Verbot von PFAS in Kleidung, Schuhen und Imprägniermitteln einführen will. Im Folketing herrschte große Einigkeit darüber, Geld in die Hand zu nehmen und mit dem nationalen Handlungsplan der Ausbreitung der Ewigkeitschemikalien entgegenzuwirken.

Das Folketing hat sich am Donnerstag gesammelt auf den ersten nationalen Aktionsplan gegen PFAS geeinigt. Er soll die Umwelt und die Bürgerinnen und Bürger des Landes im täglichen Leben vor den langlebigen Chemikalien schützen. So verlautet die Pressemitteilung des Umweltministeriums. 

404 Millionen Kronen werden in einer neuen politischen Absprache bereitgestellt, um eine Grundlage für die Verhinderung, Eindämmung und Sanierung der Verschmutzung durch PFAS zu bilden.

Ewigkeitschemikalien können Krankheiten begünstigen

Das Problem: Wenn die Stoffe der PFAS-Gruppe einmal in der Umwelt sind, verschwinden sie nicht mehr. Man nennt sie deshalb auch Ewigkeitschemikalien. Sie reichern sich in der Umwelt sowie in den Körpern der Tiere und Menschen an und werden mit einer Reihe von schweren Krankheiten in Verbindung gebracht. 

Was sind PFAS?

PFAS ist eine Abkürzung für per- und polyfluorierte Chemikalien. Diese Stoffgruppe umfasst nach jüngsten Schätzungen mehr als 10.000 verschiedene Stoffe. PFAS kommen nicht natürlich vor und werden erst seit den späten 1940er-Jahren hergestellt. 

Sie sind wasser-, fett- und schmutzabweisend sowie chemisch und thermisch stabil. Aufgrund dieser Eigenschaften werden sie etwa in Kosmetika, Kochgeschirr, Papierbeschichtungen, Textilien oder Ski-Wachsen verarbeitet. Außerdem werden PFAS zur Oberflächenbehandlung von Metallen und Kunststoffen, in Pflanzenschutzmitteln oder Feuerlöschmitteln verwendet.

Das Problem: PFAS sind extrem langlebig und verteilen sich in der Umwelt in kürzester Zeit über das Wasser. Sie werden daher auch als „ewige Chemikalien“ bezeichnet. Menschen können die Stoffe vor allem über Lebensmittel aufnehmen. Laut aktueller Kenntnisse der Europäischen Lebensmittelbehörde EFSA sind insbesondere tierische Lebensmittel mit PFAS belastet.

PFAS stehen im Verdacht, Leberschäden und Krebs auszulösen. 

Quelle: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz

„Die Herausforderung erfordert daher konzertierte, bereichsübergreifende Anstrengungen, damit wir sicherstellen, dass Problemen mit PFAS wirksam und zielgerichtet vorgebeugt und begegnet wird“, heißt es in der Pressemitteilung weiter.

Verbot für PFAS in Textilien kommt

Dänemark ist nun das erste Land in der EU, das – möglicherweise zusammen mit Frankreich – die Führung übernimmt und ein Verbot von PFAS in Kleidung, Schuhen und Imprägniermitteln einführt. PFAS aus Textilien machen etwa 60 Prozent aller Emissionen der Chemikaliengruppe in der EU aus, sodass der Ausstieg erhebliche Anstrengungen der Industrie erfordert.

„Mit diesem Aktionsplan haben wir einen sehr wichtigen Schritt zur Bekämpfung von PFAS in unserer Umwelt und zur Reduzierung von PFAS in unserem täglichen Leben getan. Es ist wichtig, dass die Däninnen und Dänen sich wohl dabei fühlen, wenn sie ihren Kindern Regenkleidung anziehen, Leitungswasser trinken und Kartoffeln aus dem Gemüsegarten essen“, so Umweltminister Magnus Heunicke (Soz.) Deshalb gehe es bei drei der wichtigsten Initiativen des Aktionsplans um das Verbot von PFAS in Kleidung und Schuhen, PFAS im Boden und im Trinkwasser.

Trinkwasser und Böden schützen

Doch von heute auf morgen wird sich nicht viel verändern. Selbst wenn heute weltweit alle Einleitungen von PFAS stoppen würden, könnte man auch in Zukunft noch PFAS in der Umwelt, dem Trinkwasser und der Umgebung finden.

Die Vertragsparteien stellen nun einen Pool für die Sanierung von mit PFAS kontaminierten „Punktquellen“ bereit. Nach Schätzungen der Regionen existieren bis zu 15.000 Standorte, wo Böden durch PFAS verunreinigt sind und dies auf mutmaßlich verunreinigende Aktivitäten an diesen Standorten zurückzuführen ist. Dies können etwa ehemalige Brandübungsplätze und Mülldeponien sein. 

PFAS auch in Nordschleswig ein Problem

In Nordschleswig war zuletzt bekannt geworden, dass der Meeresschaum vor Röm (Rømø) mit PFAS belastet ist. Auch der Strand bei Himmark ist durch Altlasten kontaminiert. In der Kommune Tondern (Tønder) gab es erhöhte Werte im Bereich Hoyer (Højer) und auch die Kommune Hadersleben (Haderslev) ist nicht vor PFAS gefeit

Dort, wo eine Kontamination des Bodens und des Grundwassers mit PFAS eine Gefahr für das Trink- und Oberflächenwasser darstellt, muss reagiert werden, um die Ausbreitung zu begrenzen. Der Aktionsplan sieht einen Subventionstopf vor, den die Wasserversorger nutzen können, um das Trinkwasser der Bürgerinnen und Bürger dort zu schützen, wo dies notwendig ist – etwa durch neue Versorgungsleitungen und Bohrlöcher. Es sei laut Ministerium auch möglich, in manchen Fällen das Wasser zu reinigen. Eine Verteuerung des Trinkwassers will Heunicke verhindern. 

„Glücklicherweise sind nur wenige Wasserversorger so stark von PFAS betroffen, dass sie das Wasser aufbereiten müssen, aber in diesen Fällen kann es für den Verbraucher zu hohen Wasserpreissteigerungen kommen. Diese Ungleichheit wollen wir mit einem Subventionspool verhindern und gleichzeitig die Versorgung mit sauberem Trinkwasser sicherstellen“, so der Umweltminister.

Breite Zustimmung aller Parteien

Jacob Jensen (Venstre), Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Fischerei, begrüßte den Aktionsplan: „Ich freue mich sehr, dass wir jetzt einen Plan haben, der unter anderem die Überwachung von PFAS in Lebensmitteln durch die Veterinär- und Lebensmittelbehörde stärkt und sicherstellt, dass wir uns für mehr und qualifiziertere Grenzwerte in der EU einsetzen.“ 

Ähnlich äußerten sich die Sprecherinnen und Sprecher der Sozialdemokratie, von Venstre, den Moderaten, der Sozialistischen Volkspartei, den Dänemark-Demokraten, der Liberalen Allianz, den Konservativen, der Einheitsliste, der Dänischen Volkspartei und den Alternativen. Sie alle begrüßten die Initiative. 

Was der Handlungsplan konkret vorsieht 

  • Verbot von PFAS in Kleidung, Schuhen und Imprägniermitteln für Verbraucherinnen und Verbraucher in Dänemark ab dem 1. Juli 2026. Die Industrie bekommt eine Umstellungsfrist von einem Jahr. 
  • 110 Millionen Kronen werden für die Sanierung von PFAS im Trinkwasser bereitgestellt.
  • 100 Millionen Kronen wandern in einen Pool zur Sanierung von PFAS im Boden.
  • Verstärkte Kontrolle von Produkten (online und im stationären Handel)
  • Verstärkte Überwachung von PFAS in der aquatischen Umwelt, in Lebensmitteln und in tierischen Produkten (Fleisch, Milch etc.)
  • Aufbau von Partnerschaften mit der Industrie
  • Gezielte Informationen mit leicht verständlichen Ratschlägen und Anleitungen für die Bevölkerung
  • Monitoring des PFAS-Gehalts in der Bevölkerung
  • Beratung von Kommunen und Wasserversorgern zu PFAS
  • Einsatz für ein allgemeines Verbot von PFAS in der gesamten EU
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