Jubiläum
100 Jahre „Landbrugsskole“: Das bedeutet sie zwei Schülern
100 Jahre „Landbrugsskole“: Das bedeutet sie zwei Schülern
100 Jahre „Landbrugsskole“: Das bedeutet sie zwei Schülern
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Das 100-jährige Jubiläum der Gravensteiner Landwirtschaftsschule wurde mit Hunderten Gästen in einer Maschinenhalle mit einer Nordschleswigschen Kaffeetafel und einer großen Show gefeiert. Was zwei junge Männer aus Esbjerg und Svendborg so sehr an dieser Schule schätzen, erzählen sie im Interview.
Nach der Wiedervereinigung 1920 wünschten sich die dänischen Landwirte des südlichen Jütlands eine Landwirtschaftsschule – nicht in Kopenhagen, sondern in Nordschleswig. Die Landwirte von Alsen (Als) und Augustenburg (Augustenborg) schlugen das damals leer stehende Schloss des letzten Herzogs in Gravenstein (Gråsten) vor. Eingeweiht wurde die Institution wurde jedoch im großen Gutshof in Fischbek am 2. November 1924.
Seither hat sich viel verändert. Die Landwirtschaftsschule in Gravenstein hat im Augenblick 240 Schülerinnen und Schüler, die sich auf ein Arbeitsleben in der Landwirtschaft vorbereiten oder sich durch weitere Studien fachlich spezialisieren wollen. Als vielleicht einzige Landwirtschaftsschule in Dänemark, verfügt die Institution am Fiskbækvej 15 neben der Schule über moderne Ställe, diverse Hektar Land und Tiere. Das Vorsteherpaar Henriette und Bjarne Ebbesen darf sich über viele Schülerinnen und Schüler freuen.
Zwei Männer erzählen
Aber die Schule der angehenden Landwirtinnen und Landwirte ist noch viel mehr. „Der Nordschleswiger“ setzte sich in einem der Klassenräume im alten Hauptgebäude von 1924 an einen Tisch mit dem Esbjerger Jacob Holm Christensen (19) und Laurits Terkelsen (18) aus Svendborg auf Fünen. Vier Jahre dauert ihr gymnasiales EUX-Studium.
Über das gessamte Königreich Dänemark verteilt gibt es elf Landwirtschaftsschulen.
Warum habt Iir euch gerade für Gravenstein entschieden?
„Diese Schule hat einen ausgezeichneten Ruf, gute Traditionen und gute Werte. Das bedeutet uns sehr viel. Es gibt einen Zusammenhalt zwischen den verschiedenen Jahrgängen – und schöne Zimmer“, so die prompte Antwort der beiden.
„Es ist eine Kombination von Landwirtschaftsschule und Hochschule. Wir wohnen hier zusammen mit unseren Klassenkameraden, und die Lehrer sind abends hier. Das ist wichtig“, sagt Laurits Terkelsen. „Man ist hier wie in einer Nachschule. Wir sind ein Team und machen sehr viel zusammen“, so Jacob Holm Christensen.
Freundschaften werden geknüpft
Die Schülerinnen und Schüler der Landwirtschaftsschule in Gravenstein haben eine 37-Stunden-Woche. Mittwochs dürfen sie sich einen freien Tag ohne Unterricht oder andere Pflichtungen gönnen.
Was macht Ihr, wenn ihr frei habt?
„Dann haben wir Hausaufgaben, und damit vergeht ja viel Zeit. Aber wir haben ja auch eine Fußballschule, bei der ich der Trainer bin. Wir spielen gegen andere Schulen und da sind wir ein festes Team. Wir haben eine Mädchen- und eine Jungen-Mannschaft“, erzählt Jacob Holm Christensen.
Der soziale Aspekt ist essenziell. „Wir besuchen andere Betriebe, gehen zum Bowling oder fahren Gokart. Man kommt herum und unternimmt etwas mit den anderen“, berichtet Lauritz Terkelsen.
Nordschleswig für sie neues Land
Habt ihr Nordschleswig gekannt, bevor ihr hier an der Schule anfingt?
„Überhaupt nicht. Ich bin vielleicht ein paar Male in Sonderburg gewesen, aber sonst nicht“, erklärt Laurits Terkelsen.
Die beiden begannen ihr EUX-Studium im August 2022. Ein Klassenkamerad kommt aus Deutschland, spricht aber Dänisch. Bjarne Ebbesen, der Vorsteher der Schule, informiert die angehenden Landwirtinnen und Landwirte aus ganz Dänemark beim täglichen Morgen-Treffen unter anderem über die besondere dänisch-deutsche Geschichte des Grenzlandes.
Eine rundum gute Schule
Was ist das Beste an dieser Schule?
„Die Gemeinschaft. Das ist das, was wir am meisten schätzen. Und die guten Werte“, hebt Laurits Terkelsen erneut hervor. „Hier haben wir alles – auch hektarmäßig“, so Jacob Holm Christensen. Die Schüler bekommen die Theorie, die sie anschließend im Stall bei den Tieren anwenden können. „Wir haben hier unter anderem auch eine Biogasanlage. Hier sind wir mit auf dem neuesten Stand. Hier informieren wir uns über die neuesten Errungenschaften“, so Jacob Holm Christensen begeistert.
Inspiriert euch das? Wollt ihr immer auf dem neuesten Stand sein?
„Ganz bestimmt. Das gibt uns Ideen, wie wir selbst mal arbeiten wollen. Was wir wollen, wenn wir mal selbstständig sind“, meint Laurits Terkelsen. Beide wuchsen auf Höfen auf, und sie träumen von der Übernahme ihres Elternhofes. „Wir müssen erst einmal sehen, wie wir unser Geld verdienen werden – was unsere Zukunft sein wird“, so Terkelsen.
Umwelt nicht belasten
Beide setzen auf die traditionelle Form der Landwirtschaft, es muss nicht alles ökologisch sein. „Wir sind so tüchtig bei der Chemie und wir brauchen heute so wenig Stoffe, dass man das nicht länger im Grundwasser messen kann. Ökologie erfordert auch viel mehr Ressourcen. Es wird aber immer eine Kombination von verschiedenen Betrieben geben“, sieht Jacob Holm Christensen voraus. Sie wollen die Umwelt nicht belasten, aber trotzdem gute Lebensmittel produzieren.
Was die Pflanzen angeht, gibt es laufend neue Erkenntnisse. „Wir müssen immer Essen auf dem Tisch haben. Aber vielleicht sollten wir auf andere Pflanzen setzen, und statt sie aus Russland zu holen, lieber hier anpflanzen“, meint Jacob Holm Christensen. So wünscht er sich unter anderem mehr Radieschen, Soja und Mais, die auf verschiedene Weise verwertet werden können.
In der Biogasanlage werden Gülle und Stroh vergoren und in Energie verwandelt. „Wir können heute alles nutzen, was wir haben“, so Christensen.
Abschied wird merkwürdig
Nach ihren vier Jahren in Gravenstein wollen Jacob Holm Christensen und Laurits Terkelsen ins Ausland. Danach wollen sie sich selbstständig machen.
Darauf freuen sie sich. Aber es wird eine große Umstellung und die Klassenkameradinnen und -kameraden werden ihnen fehlen: „Es wird schon merkwürdig, wenn wir hier nicht mehr zusammen sind. Aber wir werden uns später immer noch sehen. Ich weiß, wir werden den Kontakt zueinander halten“, weiß Laurits Terkelsen.