Serie Teil 2
Dirigent: „Wenn ich in Sonderburg ein Konzert gebe, finde ich Ruhe“
Dirigent: „Wenn ich in Sonderburg ein Konzert gebe, finde ich Ruhe“
„Wenn ich in Sonderburg ein Konzert gebe, finde ich Ruhe“
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Der international anerkannte Dirigent Shao-Chia Lü gastierte im Januar für eine Woche in Sonderburg. Auf dem Programm stand auch das Solokonzert von Trompeter Elias Heigold. Im Interview erzählt er von der Besonderheit des Werkes und der Zusammenarbeit mit dem ersten Trompeter von Sønderjyllands Symfoniorkester.
Für Shao-Chia Lü ist Sonderburg ein vertrauter Ort. Der in Taiwan geborene und international anerkannte Dirigent kehrte Mitte Januar für eine Woche an den Alsensund zurück, um als Gastdirigent Sønderjyllands Symfoniorkester zu dirigieren. „Der Nordschleswiger“ trifft ihn während der Probearbeiten zum Solokonzert von Elias Heigold am 11. Januar im Alsion.
Herr Lü, wie ist es, wieder in Sonderburg zu sein? Sie waren hier ja von 2014 bis 2017 Chefdirigent.
„Es fühlt sich an, als würde ich zurück zu einer meiner musikalischen Heimaten kommen. Das letzte Mal, als ich hier war, liegt schon über fünf Jahre zurück. Die Zeit läuft, und ich bin froh, dass diese Stadt mich anzieht und alles noch so geblieben ist, wie ich es in Erinnerung habe. Jedes Mal, wenn ich in Sonderburg ein Konzert gebe, finde ich Ruhe. Und Ruhe ist ein ganz essenzielles Element für das Musizieren. Auch für das Denken. Und das ist gut.“
Und das ist das, was Sie an Sonderburg anzieht, die Ruhe?
„Richtig, die Ruhe.“
Woran liegt das, dass Sonderburg so viel Ruhe ausstrahlt?
„Schönheit. Der Hafen, mein Hotel, es ist alles schön direkt. Man kann auf das Meer blicken, und ich gehe auch sehr gerne am Strand spazieren. Das hier ist einfach eine ruhige Stadt.“
Wo sind sie sonst zurzeit aktiv?
„Ich wohne in Deutschland. Dort habe ich auch als Generalmusikdirektor gearbeitet. Und ich gastiere als Dirigent überall, in der ganzen Welt.“
Können Sie etwas zu Arutiunians Trompetenkonzert sagen, das Elias Heigold morgen spielt: Wie charakterisieren Sie das Werk?
„Ich glaube, das ist sozusagen ein Standard, eines der beliebtesten Trompetenwerke, ein Muss für alle guten Trompeter. Es ist auch ein Traum. Jeder Solist möchte das einmal mit einem Orchester spielen, weil einfach alles drin ist, was ein gutes Konzert ausmacht: Virtuosität und schöne Melodien und alle Register, auch das Lyrische, und das alles innerhalb von 15 Minuten. Da gibt es schnelle Passagen, langsame Passagen und Ohrwürmer. Die Melodie ist sehr sanft mit einer träumerischen Passage, und dann gibt es natürlich auch diese Bravour, diese brillante Passage. Deswegen macht es nicht nur für die Trompete, sondern auch für das ganze Orchester großen Spaß, es zu spielen.“
Er hat wirklich alles drauf, was ein professioneller Solist benötigt. Er hat eine sehr solide Technik, und man kann sich einfach so auf ihn verlassen, ganz ohne Bedenken.
Shao-Chia Lü, Dirigent
Können Sie noch genauer erklären, was das Lyrische an dem Stück ausmacht?
„Lyrisch, das heißt, gut singen zu können. Das ist dieser innerliche, ruhige und singende Charakter. Im Gegensatz zu brillant, das ist die schnelle Passage in dem Stück.“
Liegt das daran, dass der Komponist noch mehr der Klassik verhaftet war als der Moderne?
„Bestimmt. Ich glaube, es macht sehr viel aus, dass der Komponist Arutiunian aus Armenien stammt. Damit hat er dieses osteuropäische oder zentralasiatische, dieses folkloristische Element in seinem Blut, und das ist anders als, sagen wir, deutsches Repertoire. Deutsches Repertoire ist sehr technisch und sehr solide, sehr logisch denkend, das ist alles sehr gut durchdacht. Ein Werk wie das von Arutiunian empfinde ich mehr aus dem Bauch heraus, es hat mehr heißes Blut. Es gibt nicht viele solcher Stücke. Arutiunian hat ein solides Training von der deutschen kompositorischen Schule erfahren und dort auch sehr viel gelernt, aber er hat seine eigene Sprache gefunden. Und die ist wie aus einem Guss. Zusammen mit der Mischung aus folkloristischen und europäischen Elementen macht es das Stück ein bisschen exotisch, und das ist das Anziehende daran.“
Wie ist es, wieder mit Elias Heigold zu spielen?
„Sehr angenehm zuerst einmal. Er ist selbst ein Orchestermusiker, das heißt, er achtet sehr auf Zusammenarbeit, auf den Dirigenten und dessen Taktvorgaben. Deswegen gibt es überhaupt kein Problem beim Koordinieren. Ich kenne ihn schon lange, er hat bereits im Orchester gespielt, als ich hier Chef war. Aber dass er diese Virtuosität, diese Technik so gut beherrscht, das habe ich erst jetzt entdeckt. Und ich finde, das ist bravo. Er hat wirklich alles drauf, was ein professioneller Solist benötigt. Er hat eine sehr solide Technik, und man kann sich einfach so auf ihn verlassen, ganz ohne Bedenken, weil man weiß, dass er einfach alles schafft.“
Was ist das besonders Herausfordernde an Arutiunians Trompetenkonzert, worauf müssen Sie besonders achten?
„Ich glaube, dass es bei einem Konzert mit einem Solisten meine erste Aufgabe ist, dass wir uns wirklich gut miteinander verstehen und auch mit der musikalischen Idee im Einvernehmen stehen und dann zusammen etwas bewirken. Ich sehe keine besondere Schwierigkeit. Es ist wie bei anderen Konzerten, man muss koordinieren, man muss seine eigenen Ideen äußern, und da findet dann ein Zusammenkommen statt. Und in diesem Sinne ist alles gut gelungen.“
Aber da ist dann auch diese Vertrautheit mit Elias Heigold, da reicht ein Blick, um sich zu verstehen?
„Ja, genau. Es ist sehr angenehm, mit ihm zusammenzuarbeiten.“