Leitartikel

„Der Ton macht die Musik“

Der Ton macht die Musik

Der Ton macht die Musik

Nordschleswig/Sønderjylland
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Es ist eine Diskussion über Sexismus bei den Jungen Spitzen entbrannt. Auch, wenn der Ton heute ein anderer ist und die Kritik auf eine andere Zeit verweist, tun Minderheiten-Vertreter gut darin, eine neue Kultur zu unterstützen.

Ist die Jugendpartei der Schleswigschen Partei sexistisch? Nein, und das hat auch niemand behauptet. Aber es hat zumindest vor einigen Jahren eine Kultur gegeben, die junge Frauen davon abgehalten hat, an der politischen Jugendarbeit in den Jungen Spitzen teilzunehmen.

Sofie Knauer hatte den Mut, dies anzusprechen, als „Der Nordschleswiger“ sie in Verbindung mit einem Artikel über die Geschichte der Jungen Spitzen dazu befragte. Dass sie nicht Mitglied der Jungen Spitzen war, disqualifiziert sie in keiner Weise. Wir tun alle gut darin, ihr und anderen jungen Frauen zuzuhören. Denn es war kein Einzelfall. 

Es geht nicht darum, was vielleicht bei einer Party rausrutscht. Zu viele Männer haben einfach zu viele Jahre zu viele dumme Sprüche gemacht. Punkt.

Daran gibt es nach den Sexismus-Debatten der vergangenen Jahre kein Zweifel: Wir Männer haben uns zu oft im Ton vergriffen. Das war eine Zeitlang bei den Jungen Spitzen der Fall und sicherlich auch in anderen Organisationen und Gremien sowie Arbeitsplätzen der deutschen Minderheit. Die Minderheit ist eben ein Spiegel der Gesellschaft, in der sie lebt – in guten und in schlechten Zeiten.

Waren die Jungen Spitzen also sexistisch? Als Organisation nicht, aber wenn die Jungen Spitzen und andere Gruppierungen sprachliche Erniedrigungen Einzelner gegen Frauen zulassen und nicht unterbinden, dann fallen diese auf die Gesamtorganisation zurück.   

Wer entscheidet, ob es Sexismus ist? Die Betroffenen – und niemand anders. Was für eine Gruppe von jungen Männern lustig sein mag, wirkt auf junge Frauen abstoßend und herabwertend. Die Empfänger bestimmen nun mal den Charakter der Botschaft – da kann man sich auch mit dem Vorwand der „ewig Gekränkten“ oder einem „Ausrutscher" nicht herausreden. 

Hat sich der Ton bei den Jungen Spitzen verändert? Hoffentlich. Das sagt zumindest der Vorsitzende der Jungen Spitzen, Tobias Klindt, der aber sicher gehen will und daher das Thema auf die Tagesordnung setzt. Das ist gut so, denn die Spielregeln haben sich in den vergangenen Jahren verändert und müssen in eine ganz neue Kultur des Miteinanders eingebettet werden. Dies gilt übrigens für Jung und Alt, denn die Spielregeln gelten natürlich überall in unserer Gesellschaft – auch in der Minderheit.

Tobias Klindt und Co. haben dabei die besten Chancen, die neuen gesellschaftlichen Werte umzusetzen. Zum einen, weil sie bereits gezeigt haben, dass sie dem Image einer Trinkpartei mit echter Politik entgegengewirkt haben, zum anderen, weil die Jungen Spitzen heute eine bessere Balance zwischen den Geschlechtern haben.

Wenn es ihnen dann noch gelingt, die Debatte über mögliche Sexismus-Vorwürfe transparent und ergebnisoffen zu führen, können sie als Jugendorganisation künftig noch gestärkter antreten.

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Gwyn Nissen
Gwyn Nissen Chefredakteur
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