Nordschleswig

Deutsche Büchereien haben keine Probleme mit Vandalismus

Deutsche Büchereien haben keine Probleme mit Vandalismus

Deutsche Büchereien haben keine Probleme mit Vandalismus

Apenrade/Aabenraa
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Claudia Knauer
Büchereidirektorin Claudia Knauer am Check-in für alle, die außerhalb der Öffnungszeiten in die Bücherei kommen wollen. Foto: GERRIT HENCKE

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In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Meldungen, dass junge Rowdys die offenen Bibliotheken als Treffpunkt missbrauchen. Dabei kam es zu Vermüllungen und Vandalismus, sodass einige Büchereien das Angebot beendet haben. Die deutschen Büchereien in Nordschleswig haben eine Null-Toleranz-Politik und kaum Probleme.

Offene Büchereien sind ein interessantes Angebot für alle, die außerhalb der regulären Öffnungszeiten etwas Neues zum Schmökern suchen oder erst nach der Arbeit die Gelegenheit haben, sich mit neuer Literatur zu versorgen. Doch in den vergangenen Jahren gab es immer wieder Meldungen, dass jugendliche Gruppen das Angebot missbraucht haben. 

Zuletzt berichtete „Jydske Vestkysten“ im November 2023, dass die Bibliotheken in Vejen und Brørup die Öffnungszeiten am Abend verkürzen, um Trinkgelage, Vandalismus und Vermüllung Einhalt zu gebieten. Bis Ende 2024 schließen die beiden Filialen unter der Woche um 18 Uhr und am Wochenende bereits um 16 Uhr. Auch in Rothenkrug (Rødekro) wurde das öffentliche Bücherei-Angebot für wenige Wochen eingeschränkt, nachdem Jugendliche die Räumlichkeiten in den späteren Abendstunden als Treffpunkt nutzten. 

Wir hatten in der Vergangenheit vereinzelt, aber verhältnismäßig wenig Probleme.

Claudia Knauer

Claudia Knauer, Büchereidirektorin des Verbandes Deutscher Büchereien Nordschleswig, spricht ebenfalls über einen Fall aus Schleswig-Holstein, wo Büchereiangestellte innerhalb der Öffnungszeiten angegriffen wurden. In Nordschleswig ist es hingegen ruhiger. 

Null-Toleranz-Politik 

„Wir hatten in der Vergangenheit vereinzelt, aber verhältnismäßig wenig Probleme“, sagt Claudia Knauer. So habe es vor ein paar Jahren eine Gruppe junger Menschen von einer benachbarten Schule gegeben, die sich „dämlich“ aufgeführt haben. „Die haben aber nichts kaputt gemacht.“ In der Regel seien es Jungs, die Mädchen imponieren wollen, so die Bibliothekarin.

Hier ein Päckchen Snus, dort eine leere Dose Energydrink, knutschende Pärchen oder geklautes Kopierpapier: Die Probleme in den deutschen Büchereien halten sich in Grenzen. 

„Wir fahren mittlerweile eine Null-Toleranz-Politik“, sagt Knauer. Alle, die sich daneben benehmen, würden gesperrt. Wie lange, das sei abhängig vom Vergehen. Der häufigste Grund für die Sperrung: Registrierte Nutzerinnen oder Nutzer nehmen weitere Personen mit in die offene Bibliothek. Das sei nicht erlaubt, so Knauer. 

Nur wenige Zugangssperren

„Wir haben mit unserer Strategie gute Erfahrungen gemacht“, sagt sie. Habe man vor ein paar Jahren noch zehn bis zwölf Nutzerinnen oder Nutzer für die Bücherei gesperrt, seien es nun jährlich etwa drei bis vier. In vielen Jahren hätte sie nur einmal die Polizei rufen müssen, weil jemand nicht gehen wollte, so Knauer. 

Am Standort Apenrade können Bücherwürmer zwischen 7 und 21 Uhr mit ihrer Gesundheitskarte auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten Bücher ausleihen. Die Logins werden gespeichert, außerdem verfügen die Standorte auch über Videoüberwachung und eine Alarmanlage.

Einloggen
Außerhalb der Öffnungszeiten bekommen registrierte Nutzerinnen und Nutzer mit ihrer Gesundheitskarte oder einem Büchereiausweis Zutritt zur Bücherei. Foto: GERRIT HENCKE

Nach meiner Erfahrung sind es meist kleinere Gruppen, die außerhalb jeglicher Reichweite sind.

Claudia Knauer

Kleine Gruppen als Problem

Für ihre „Filialen“ kann die Büchereidirektorin sagen, dass diese Art Vandalismus kein allgemeines gesellschaftliches Phänomen ist. „Nach meiner Erfahrung sind es meist kleinere Gruppen, die außerhalb jeglicher Reichweite sind“, sagt Knauer. Diese Personen seien verroht. „Sie sind so lange da, wie du sie nicht verhaftest oder einsperrst.“ Diese Menschen hätten auch den in Dänemark geltenden Grundsatz des Gemeinschaftseigentums nicht verinnerlicht. Die Probleme verschwänden meistens mit einem Wegzug oder dem Erwachsenwerden der überwiegend männlichen Rädelsführer. 

Doch es gibt auch positive Beispiele. „Letztens hat eine kleine Gruppe hier einen Stuhl kaputt gemacht. Die sind dann zum Genbrug und haben umgehend einen neuen geholt“, sagt Knauer. 

Bewusstsein für einen guten Ort schaffen

„Wir wollen schon den Kleinsten nahebringen, dass die Bibliothek ein guter Ort ist, wo jeder einfach sein kann“, sagt Knauer. Das sei ganz wichtig, weshalb man auch entsprechende Angebote schaffe. „Wir bemerken, dass vor allem an Sonnabenden viele Familien mit kleinen Kindern kommen und teilweise Stunden lang hier sind.“ So gebe es in Apenrade auch einen Stillsessel und einen Wickeltisch. „Vielleicht erinnern sich die Kinder eines Tages daran, wenn sie als Jugendliche wieder hier sind.“ 

Flachdach Probleme
Das Flachdach am Haus Nordschleswig sorgt für Probleme in der Bücherei, denen kreativ entgegengewirkt wird. Foto: GERRIT HENCKE

Mehr Schäden durch Regenwasser

Es ist also weniger der Vandalismus, sondern das undichte Flachdach am Haus Nordschleswig, das der Büchereidirektorin Sorgenfalten auf die Stirn treibt.  „Es war letztens jemand da und hat Reparaturen vorgenommen“, sagt sie. Weil bei Ostwind und Starkregen bislang das Wasser in die Bücherei dringt, hängen unter der Decke Eimer, die von Mitarbeiterin Elke Lehmann farblich gestaltet wurden. „Kunst am Bau“, nennt es Bibliothekarin Ingela Wieking mit einem Schmunzeln. 

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Gwyn Nissen
Gwyn Nissen Chefredakteur
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