Kommunalpolitik
Erwin Andresen über den Hafen, die Wirtschaft und die Zukunft
Erwin Andresen über den Hafen, die Wirtschaft und die Zukunft
Erwin Andresen über Hafen, Wirtschaft und Zukunft
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Der Apenrader Hafen ist im Umbruch. Einiges ist deutlich sichtbar, vieles anderes ist weniger erkennbar, doch hat es größte Bedeutung für die Zukunft des Hafens, die Zukunft der Stadt und sogar des Landes. Der Vorsitzende Erwin Andresen von der Schleswigschen Partei berichtet von den Plänen und Herausforderungen, die damit verbunden sind.
Wer die Situation am und um den Apenrader Hafen verfolgt, weiß: Es tut sich dort einiges. Sichtbar ist das unter anderem durch die bis zu 300 Meter langen Schiffe, die inzwischen fast jede Woche in die Förde einlaufen, am Enstedter Kai festmachen und Ladung löschen.
Sichtbar ist das auch durch die vielen Aktivitäten am Nyhavn und am Gammelhavn, wo vorwiegend Massengüter wie Sand und Steine für den Bau abgeladen und gelagert werden. Am Sønderjyllandskai liegen große Mastteile für Windkraftanlagen nebeneinander und werden von dort aus mit Spezialschiffen weitertransportiert.
Umsatzrekord und Hiobsbotschaft
„Die Umsatzmenge wird ähnlich groß sein, wie im vergangenen Jahr“, sagt Erwin Andresen von der Schleswigschen Partei (SP). Er ist als Stadtratsmitglied zum Vorsitzenden des Apenrader Hafens bestimmt worden. 2022 vermeldete der Hafen einen Umsatzrekord.
Es gab allerdings im Mai dieses Jahres eine Hiobsbotschaft: Der Linde-Konzern gab bekannt, sich nicht mehr am Enstedter Kai niederzulassen. Dort wollte das Unternehmen eine sogenannte PtX-Anlage errichten, die klimafreundlichen Wasserstoff als Energieträger der Zukunft herstellen sollte.
Bisher war in Enstedt, am südlichen Zipfel der Apenrader Förde, Kohle angeliefert und für die Produktion von Fernwärme genutzt worden. Davor wurde im Enstedt-Werk Strom produziert.
Im Frühjahr 2022 begann der Ukraine-Krieg und damit auch eine unsichere Energieversorgung. So gab es Gasengpässe. Die Regierung entschied, wieder Kohle zu lagern, um die Energieversorgung zu sichern. „Es geht um die nationale Sicherheit“, sagt Andresen.
Energiewende auch im Hafen spürbar
Im Zuge der „grünen“ Umstellung soll Kohle als Energieträger in Dänemark jedoch auslaufen, so die Pläne der Regierung. Darüber besteht im Land ein allgemeiner Konsens. Seit die Enstedter Kaianlage von der Kommune an den Hafen übertragen wurden – im Gegenzug bekam die Kommune die Grundstücke nördlich der Straße Kilen – versucht die Hafenverwaltung dort neue Firmen anzusiedeln.
„Jetzt sind wir in Verhandlung mit einigen spannenden Unternehmen“, berichtet Erwin Andresen. Da sich die Verhandlungen noch in einer einleitenden Phase befindet, kann er nicht sagen, um welche es sich handelt. „Es besteht jedoch ein großes Interesse, denn Enstedt bietet eine gute Infrastruktur. Es gibt den Wasserweg, die Stromkabel sind vorhanden und das Gebiet liegt nahe der Autobahn“, erklärt Andresen.
Hafen wichtig für die landesweite Versorgung
Die Häfen im Land gelten seit der Ukraine-Krise als sicherheitsrelevant. Die Versorgung mit Rohstoffen muss geschützt werden. So unpraktisch ist es für den Hafen nicht, wenn dort wieder Kohle gelagert werde, meint der Vorsitzende, denn „man befindet sich in einer Übergangszeit, wo wir auf der Suche nach neuen Firmen sind, die sich hier niederlassen. Bis das so weit ist, können die Anlagen doch weiter als Kohlehafen genutzt werden“, erklärt er.
Trotz Wasserstoff und Methanol: Sicherheit ist gewährleistet
Um die Sicherheit müssen sich die Bürgerinnen und Bürger nicht sorgen – auch wenn dort vielleicht mal Wasserstoff oder E-Methanol hergestellt wird.
„Es sind keine Technologien, die wir nicht im Griff haben“, sagt Andresen. „Enstedt ist so angelegt, dass dort auch Unternehmen liegen dürfen, die ein höheres Risiko bergen. (...) Sobald es Risiken geben sollte, gibt es Vorgaben, wie etwas gehandhabt werden muss. Es werden keine hochexplosiven Sachen gebaut oder gelagert“, beruhigt der SP-Politiker.
Museum und Wohnraum sorgen für Stirnrunzeln bei ansässigen Betrieben
Nördlich – gegenüber Enstedt – liegt der Nyhavn, an beiden Seiten geflankt von Kaianlagen. Hier haben sich mehrere Unternehmen niedergelassen, die Massengüter, sogenannte Bulk-Güter lagern und vertreiben.
Am nördlichen Ende des Hafenbereichs liegt der Straßenzug Kilen. Der gehörte bis vor einiger Zeit noch zum Hafen. Dort waren einige Betriebe ansässig, unter anderem eine Recycling-Firma. Die Flächen liegen jetzt allerdings brach. Die Kommune plant, dort zusammen mit dem „Museum Sønderjylland“ ein neues Museum zu bauen.
Außerdem sollen dort Wohnungen entstehen. Das hat jedoch bei den ansässigen Unternehmen für Aufsehen gesorgt, befürchten diese doch, dass sich Hafenbetrieb und Wohnen nicht miteinander verbinden lassen. Lärm und andere Belästigungen passen nicht zu Wohnvierteln, so die Bedenken der Betriebsvertreterinnen und -vertreter.
Das wurde unter anderem sehr ausdrücklich beim Hafentag deutlich, wo sich Vertreter der „Nyhavn-Unternehmen“ ausgesprochen kritisch gegenüber diesen Vorhaben äußerten.
Stadtrat auf Annäherungskurs
Trotz Bemühung der Stadtratspolitikerinnen und -politiker gelang es bisher nicht, die Sorgen zu nehmen. Jetzt ist ein Ad-hoc-Ausschuss (Paragraf-17-Absatz-4-Ausschuss) gebildet worden, der für Ruhe sorgen soll.
„Das Gute an diesem Ausschuss, ist, dass genau die Betriebe, die wir dort haben, Teil dieses Ausschusses und dieser Arbeit werden“, findet der Hafenvorsitzende. „Alle kommen hier in einen Dialog.“
Langfristige Pläne für den Hafen
Langfristig, das hat der Stadtrat deutlich in den Zukunftsplänen der Stadt formuliert, soll der Nyhavn mit zum Stadtbereich gehören.
„Wir sprechen hier aber von Jahrzehnten in Zukunft“, erklärt Erwin Andresen. Als Ersatz könnten die Unternehmen, die am Nyhavn jetzt ihr Domizil haben, nach Enstedt umsiedeln. „Das erfordert jedoch hohe Investitionen. Den Dialog werden wir mit den Unternehmen führen, und zwar dahin gehend, dass auch sie sich weiterentwickeln können.“
Andresen macht jedoch klar: „Konkret gibt es keinen Fahrplan für die Umsetzung der Ideen für den Nyhavn.“ Einzig, dass dort das Museum einen neuen Standort haben soll, stehe fest.
Um den „Aabenraa Havn“ als kommunalem Betrieb macht sich Erwin Andresen keine Sorgen. Der Betrieb ist – erkennbar an den steigenden Umsätzen – erfolgreich und es wird auch für die Zukunft keine andere Entwicklung erwartet.