Geschichte

Tingleff vor 5.000 Jahren: Interessante Funde am Julianehåbvej

Tingleff vor 5.000 Jahren: Interessante Funde

Tingleff vor 5.000 Jahren: Interessante Funde im Boden

Tingleff/Tinglev
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Das Archäologenteam mit Jette Maria Nørgaard, Leif Christensen und Janne Flensborg Bach (v. l.) hat auf einem Feld am Julianehåbvej Aufschlussreiches gefunden. Foto: Karin Riggelsen

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Ein Archäologenteam des Museums Sønderjylland (Nordschleswig) ist vor den Toren Tingleffs auf einen Wohnsitz samt Gräber aus der Jungsteinzeit gestoßen. Ein Fundstück hatte damals eine weite Reise hinter sich.

Dem Verlegen einer Gasleitung von Terkelsbüll (Terkelsbøl) bis nach Fröslee (Frøslev) ist es geschuldet, dass ein Archäologenteam des Museums Sønderjylland aus Hadersleben (Haderslev) bei Ausgrabungen am Julianehåbvej kurz vor Tingleff menschliche Spuren aus der Jungsteinzeit gefunden hat.  

Die verschiedenen Epochen dieser Phase in Europa erstreckten sich von etwa 5.500 vor Christus bis etwa 2.200 vor Christus.

Das Besondere der Ausgrabung: Nicht nur Spuren einer damaligen Behausung sind gefunden worden, sondern auch zwei Gräber.

„Das passiert nicht so oft, dass wir darauf stoßen“, so die leitende Archäologin Jette Maria Nørgaard am Ausgrabungsplatz am Julianehåbvej.

 

Die Ausgrabungsstätte vor den Toren Tingleffs Foto: Karin Riggelsen

Laut der bisherigen Funde und Erkenntnisse handelt es sich um eine „Niederlassung“ aus der Jungsteinzeit. „So um 2.800 vor Christus“, so die Archäologin, die den Abschnitt in den vergangenen Tagen zusammen mit Kollegin Janne Flensborg Bach und Mitarbeiter Leif Christensen unter die Lupe nahm.

Erste Spurensuche

Die Ausgrabung ist nach Voruntersuchungen bei der Verlegung der Gasleitung vorgenommen worden. Solche Bauvorhaben mit Erdarbeiten werden von der Archäologieabteilung des Museums generell begleitet, um mögliche Spuren menschlicher Existenz aufzutun und festzuhalten, ehe Baumaßnahmen diese zunichtemachen.

„Bei diesen Voruntersuchungen ist ein Kollegenteam auf die Spuren aus der Jungsteinzeit gestoßen“, so Jette Nørgaard, die mit der Leitung der anschließenden Ausgrabung betraut wurde.

Archäologische Feinarbeit am Julianehåbvej Foto: Karin Riggelsen

Bei den Voruntersuchungen sind allerdings keine Gebäudereste zum Vorschein gekommen. Holz und anderes organisches Material, das damals verwendet wurde, haben sich nach so langer Zeit aufgelöst. Auch Überreste von menschlichen Körpern sind in einem sandigen Boden wie auf dem Feld am Julianehåbvej nicht mehr zu finden.

„Es sind in erster Linie Verfärbungen und Konturen im Boden, die auf die Existenz von Menschen hindeuten. Man erkennt hier zum Beispiel, wo einmal Balken standen“, erwähnt die Archäologin und zeigt auf markierte Abschnitte in der freigelegten Bodenschicht.

Behausung mit privatem Friedhof

„Bei dieser Behausung handelte es sich um ein spezielles Langhaus (‚midtsulehus’, red. Anm.), das nur eine Balkenreihe in der Mitte hatte, an der das Dach befestigt war. Der Boden war ausgehoben. Vermutlich, um mehr Deckenhöhe zu bekommen. Hier lebte damals wahrscheinlich eine Familie, vielleicht waren es zwei Generationen“, so Nørgaard zum bisherigen „Ermittlungsstand“.

Es deute einiges darauf hin, dass zum Teil auch Nutztiere in der Behausung mit untergebracht waren.

Das wohl bedeutendste Fundstück der Ausgrabungsstätte bei Tingleff machte das Archäologenteam in einem der beiden Einzelgräber. Sie befinden sich in unmittelbarer Nähe der einstigen Behausung, wo auch ein kreisförmiger Graben entdeckt wurde.

 Beim Fundstück handelt sich um den steinernen Aufsatz einer Axt.

„Es war als Grabbeilage hinzugefügt worden und war einmal eine Art Streitaxt“, so Nørgaard.

Jette Maria Nørgaard mit dem Kopfteil einer Axt, die einst in ein Grab hineingelegt worden war. Foto: Karin Riggelsen
Dieses Teilstück einer Axt ist allem Anschein nach aus Stein aus südlichen Gefilden hergestellt worden. Foto: Karin Riggelsen

Das Besondere des gut erhaltenen Aufsatzes: „Das Material des Steins lässt darauf schließen, dass es aus dem südlichen Raum stammt. Es könnte über den Handel hierhergelangt sein.“

Oder waren es vielleicht Zuzügler aus dem südlichen Europa?

Solche Fragen beschäftigen die Archäologinnen und Archäologen, und Funde wie am Julianehåbvej sollen als weiterer Mosaikstein dazu beitragen, mehr über das menschliche Dasein jener Zeit zu erfahren.

Steinzeithochburg

Das Team ist auch auf Scherben und Werkzeuge aus Feuerstein gestoßen. Werkzeuge aus Stein und Knochen aus der Steinzeit sind im Großraum Tingleff keine Seltenheit.

So mancher Landwirt und Hobbyarchäologe hat im Laufe der Zeit etliche Utensilien zusammengetragen, die auf Feldern zum Vorschein kamen und mehrere Tausend Jahre alt sind.

Das wisse man, und daher komme es nicht von ungefähr, dass entlang der Gastrasse Spuren aus der Jungsteinzeit gefunden wurden, so Jette Nørgaard.

„Diese Fundstelle hier ist allerdings besonders.“

Museumsmitarbeiter Leif Christensen an den Konturen eines kreisförmigen Grabens aus der Jungsteinzeit Foto: Karin Riggelsen

Noch bis Ende der Woche wird das Team das Gelände auf Spuren damaliger Bewohnerinnen und Bewohner untersuchen, alles ausmessen und Funde einsammeln.

Das Material, die Messungen und Aufzeichnungen werden in die  Datenbank einfließen und sollen weitere Erkenntnisse über das Leben in der Jungsteinzeit geben, in der ein Übergang vom Jäger- und Sammlerdasein zur Hirten- und Bauernkultur erfolgte. Auch die Grabkultur änderte sich bei den damaligen Bewohnerinnen und Bewohnern.

Die Funde am Julianehåbvej sind in gewissem Sinne Spuren der ersten Landwirte, die in und um Tingleff sesshaft wurden.

Jungsteinzeit

Die Jungsteinzeit begann in Europa um das Jahr 5.500 vor Christus. Die Menschen zogen nun nicht mehr als Jäger und Sammler von Ort zu Ort weiter. Sie betrieben zunehmend Ackerbau und Viehzucht und blieben dauerhaft an einem Ort. So griffen sie in die Natur ein und nutzten sie für eigene Zwecke: Wälder wurden gerodet, um neue Ackerflächen zu erschließen. Nutzpflanzen wurden angebaut und geerntet. Tiere wie Schweine, Rinder, Hühner, Schafe und Ziegen wurden gezüchtet, um daraus Milch, Käse, Eier und Fleisch zu produzieren. In Gefäßen konnten Lebensmittel – mithilfe der Töpferei – für die Winterzeit als Vorrat aufbewahrt werden. Die Menschen errichteten Häuser aus Holz.

Die Jungsteinzeit endete in Europa um das Jahr 2.200 vor Christus – die Menschen nutzten seitdem zunehmend Metalle, die sie aus dem Erdboden ausgruben. Die Entdeckung von Metallen führte somit den Übergang zu einer neuen Epoche herbei: die Bronzezeit.

Quelle: geschichte-abitur.de 

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