Deutsche Minderheit
Gleich mehrere Wachwechsel an der Tingleffer Schule
Gleich mehrere Wachwechsel an der Tingleffer Schule
Gleich mehrere Wachwechsel an der Tingleffer Schule
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Neue Schulleitung und nach der Generalversammlung auch noch ein neuer Vorsitzender: An der Deutschen Schule Tingleff hat es Änderungen gegeben. Trotz zweier Schulbusse gibt es bei der Beförderung der Kinder eine harte Nuss zu knacken.
Hans-Uwe Jepsen ist der neue Vorsitzende der Deutschen Schule Tingleff. Das ergab die Konstituierung des neuen Vorstandes im Anschluss an die Generalversammlung am Dienstagabend.
Jepsen löst Christoph Andresen ab, der keine Wiederwahl wünschte und aus dem Vorstand ausscheidet. In seinem letzten Jahresbericht ging Andresen auf einen anderen Wechsel ein.
Geglückte Übernahme
Tim Nissen hatte den Stellvertreterposten mit dem Schulleiterposten getauscht und löste Johanne Knutz ab, die in den Ruhestand ging. Stellvertretende Schulleiterin wurde Lene Gade Petersen. „Wir finden, der Schulleiterwechsel ist geglückt“, so Andresen im Gemeinschaftsraum der Schule.
Der Vorstand hat sich mit steigenden Kinderzahlen durch die große Nachfrage hauptsächlich von zugezogenen Familien aus Deutschland auseinandersetzen müssen. Der Zulauf sei einerseits erfreulich, stelle die Schule andererseits aber vor große Herausforderungen, da man mit den Kapazitäten an die Grenzen stoße, so der scheidende Vorsitzende.
Man habe sich, wie viele andere deutsche Schulen in Nordschleswig auch, mit Aufnahmestopp und Aufnahmekriterien auseinandersetzen müssen.
Ausgewogen bleiben
Schulleiter Tim Nissen griff das Thema in seinem Bericht ebenfalls auf. Von 121 Kindern im Schuljahr 2017/18 ist die Zahl kontinuierlich auf aktuell 171 gestiegen. Man wolle Klassengrößen von mehr als 24 Kindern vermeiden und stoße in einigen Jahrgängen an die Grenzen. Eine Teilung von Klassen würde die Kapazitäten noch mehr herausfordern.
„Es hört sich elitär an, an dieser Klassengröße festzuhalten. Aus unserer Sicht muss es aber so sein, um den Kindern gerecht zu werden“, so Nissen. Langfristig werde man gern mehr Schülerinnen und Schüler aufnehmen. Es dürfe aber nicht so sprunghaft sein, wie es aktuell der Fall ist. „Wir wollen langsam wachsen“, sagte Nissen. Es gelte dabei, stets die Ressourcen und räumlichen Möglichkeiten im Auge zu behalten.
Besondere Herausforderungen
Es gibt nicht nur räumliche Herausforderungen. Auch inhaltlich müsse man sich den Entwicklungen anpassen, so Nissen, der unter anderem den Dänisch-Unterricht als Fremdsprache, die Inklusion bei Lern- und Leseschwächen und das anvisierte Prinzip des Co-Teachings ansprach.
Es hört sich vielleicht elitär an, an dieser Klassengröße festzuhalten. Aus unserer Sicht muss es aber so sein, um den Kindern gerecht zu werden.
Tim Nissen
Vor allem der Förderunterricht in der Zweitsprache Dänisch erfordere eine organisatorische Abstimmung im Schulalltag. „Wir haben im Moment 40 Schülerinnen und Schüler, verteilt auf acht Gruppen, die gesonderten Dänischunterricht bekommen“, erwähnte Tim Nissen.
Trotz der vielen Herausforderungen legte die Schule mit einem Minus von „nur“ 53.000 Kronen bei einem Haushalt von über 12 Millionen Kronen eine viel zitierte Punktlandung hin. Das sei bei steigenden Energie- und Betriebskosten erfreulich, so der Tenor.
Schulbusse als kalkuliertes Risiko
Unvorhersehbare Ausgaben drohen den Haushalt stets durcheinanderzuwirbeln. Ein Dilemma gibt es bei den beiden Bussen. Beim kleinen und dem großen Bus mit Laufleistungen jenseits der 300.000 Kilometer seien Reparaturkosten kaum einzuschätzen. Man wolle auf diesen Fahrservice aber (noch) nicht verzichten und gehe ein kalkuliertes Risiko ein, so Nissen.
Obwohl die Schule mit den eigenen Bussen Lücken im öffentlichen Nahverkehr schließen kann und Kinder aus einem größeren Einzugsgebiet befördert, ist nicht allen geholfen.
Eine Mutter sprach an, dass ihr achtjähriges Kind nur auf dem Hinweg am Morgen mit öffentlichen Verkehrsmitteln vom Flensborgvej im Raum Eggebek (Eggebæk) zur Schule kommen kann. Am Nachmittag fahre der Bus die Strecke nicht, obwohl der Flensborgvej von der Kommune als verkehrsgefährdender Schulweg eingestuft wird.
Sie wundere sich, dass ihr Kind vor diesem Hintergrund nicht mit dem Schulbus abgeholt wird, zumal der Wohnort im Gegensatz zu anderen Buskindern relativ nah an der Schule ist.
Er bedaure die Situation, entgegnete Christoph Andresen. Man habe sich an die Schulverwaltung der Kommune gewandt und werde beim Verkehrsanbieter „Sydtrafik“ nachhaken, um eine Anbindung auch am Nachmittag zu erreichen.
Einheitliche Linie angestrebt
Von der Verwaltung habe es die Rückmeldung gegeben, dass auf der besagten Strecke ein Nebenweg von der am nächsten gelegenen Haltestelle bis zum Zuhause genutzt werden könne. Man hoffe, dass das Problem ohne eigenen Bus gelöst wird. Beim Einsatz des Schulbusses wolle man eine Linie fahren und Ausnahmeregeln vermeiden, die andere Eltern bewegen könnten, ebenfalls einen Transport einzufordern.
„Das ist für euch natürlich nicht zufriedenstellend, aber, wie gesagt, wir hoffen, dass sich das Problem ohne unseren Busservice lösen wird“, so Andresen, der dieses Thema dem neuen Vorstand überlassen wird.
Andresen dankte Schulleitung, Kollegium und Mitarbeiterstab für gute Zusammenarbeit. In seinen sechs Jahren Amtszeit habe er ein konstruktives und engagiertes Miteinander erlebt. Das stimme ihn zuversichtlich.
„Die Schule ist auf einem guten Weg. Das sage ich nicht nur als Vorsitzender, sondern auch als Vater“, so Andresen, der von seinem Nachfolger Hans-Uwe Jepsen im Namen des Vorstandes mit Präsenten verabschiedet wurde.
Tim Nissen dankte dem scheidenden Vorsitzenden ebenfalls für dessen Einsatz und für die gute Zusammenarbeit. Die Chemie habe gestimmt, so der neue Schulleiter. Nissen dankte ausdrücklich auch noch einmal seinem Kollegium.
Nicht nur Dienst nach Vorschrift
„Es heißt ja: Am Vormittag haben Lehrer recht, am Nachmittag haben sie frei. Das trifft hier aber überhaupt nicht zu. Die Kolleginnen und Kollegen leisten immer wieder zusätzlichen, freiwilligen Einsatz und schauen nicht auf die Uhr“, so Nissen.
Auf die Schule kommt ein besonderes Schuljahr zu. Im August 2023 feiert die Einrichtung 100-jähriges Bestehen. Das gelte es natürlich zu feiern. Wie das geschehen soll, werde man in den kommenden Wochen und Monaten zusammen mit dem Vorstand besprechen, ergänzte Tim Nissen.
Im neuen Vorstand hat es nur eine Änderung gegeben. Für Christoph Andresen ist Kristina Thille-Milicevic, Mutter eines Kindes in der vierten Klasse, neu in den Vorstand gewählt worden. Die zur Wahl stehenden Vorstandsmitglieder Klaus Eigenmann und Uwe David wurden ohne Gegenkandidaten wiedergewählt. Wiederwahl gab es auch für Kjeld Hansen auf dem Vertreterposten.