Umwelt und Natur

Sauerstoffarmut: Flensburger Förde belegt einen enttäuschenden zweiten Platz

Sauerstoffarmut: Flensburger Förde belegt einen enttäuschenden zweiten Platz

Sauerstoffarmut: Flensburger Förde auf dem zweiten Rang

Birte Juul Mathiasen, jv.dk
Apenrade/Sonderburg
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Das Nübeler Noor belegt einen unrühmlichen ersten Rang im Sauerstoff-Ranking. Foto: Karin Riggelsen

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Viele Meerengen und Förden in Nordschleswig haben weiterhin mit Sauerstoffmangel zu kämpfen. Besonders das Nübeler Noor hat damit zu kämpfen. Dort wurde am Boden giftiger Schwefelwasserstoff freigesetzt. In der Kommune Sonderburg ist man vorsichtig optimistisch, dass sich die Lage an Haff und Förden in Zukunft verbessert.

Das Nübeler Noor (Nybøl Nor) in der Kommune Sonderburg (Sønderborg) hat die zweifelhafte Ehre, das erste Gebiet in Dänemark zu sein, das in diesem Jahr von Sauerstoffarmut betroffen ist. Sie wurde bereits Anfang Mai festgestellt und hält seither an.

Auf dem unrühmlichen zweiten Rang liegt die Flensburger Förde (Flensborg Fjord). Hier wurde die erste Sauerstoffverarmung am 21. Mai im inneren Teil der Förde gemessen. Schon damals war der Mangel an Sauerstoff mäßig bis hin zu stark.

An dritter Stelle steht die Bucht von Sonderburg, wo ebenfalls Ende Mai eine mäßige Sauerstoffarmut gemessen wurde, die sich schnell verstärkte und immer noch vorhanden ist.

Dass die drei Orte damit die Rekorde für eine frühe Sauerstoffarmut gebrochen haben, geht aus dem Bericht der Umweltschutzbehörde (Miljøstyrelsen) hervor, für den Messungen der Sauerstoffverarmung in einer Reihe von Fjorden und Meerengen gemacht wurden.

Totes Steinriff

Als Bo Mammen im August nach Als Stenrev hinuntertauchte (wir berichteten), stellte er fest, dass das Riff vollständig von Braunalgen überwuchert war, die in Gebieten mit hohem Nährstoffgehalt gedeihen.

In den tieferen Gewässern lag die Sauerstoffkonzentration im Wasser bei 0,01 Milligramm Sauerstoff pro Liter.

„Dort unten ist also kein Leben zu finden. Was entkommen kann, ist entkommen. Und was nicht entkommen kann, ist tot“, sagte Mammen damals.

Asger Romme, Vorsitzender des Ausschusses für Natur, Klima und Umwelt in der Kommune Sonderburg und Politiker der Einheitsliste, hat keine Erwartungen, dass es im nächsten Sommer anders sein wird.

„Aber längerfristig bin ich ein wenig hoffnungsvoll. Wir haben Pläne für eine neue und moderne Kläranlage in Sonderburg, und mit der Landwirtschaft wurde eine dreiseitige Vereinbarung (Trepartsaftale) zur Reduzierung der Emissionen unterzeichnet. Aber die Dinge gehen zu langsam voran. Alle vor Ort haben die besten Absichten, aber die Politikerinnen und Politiker in Christiansborg sind der Hemmschuh“, sagt Asger Romme.

Seit 2016 arbeitet das Unternehmen Sonfor beispielsweise daran, alle Abwässer zu sammeln und in einer neuen Anlage bei Sonderburg zu reinigen. Diese Arbeit hat sich unter anderem durch die langwierige Sachbearbeitung bei der Umweltschutzbehörde verzögert.

Ungewöhnliches Wetter

In dem Bericht der Behörde werden mehrere Gründe für die anhaltende und starke Sauerstoffverarmung in diesem Sommer genannt. Das Wetter war in mehrfacher Hinsicht ungewöhnlich. Der Februar und der Mai gehörten zu den wärmsten Monaten, die seit 1874 gemessen wurden, während der April und der Juli zu den regenreichsten Monaten gehörten. Und je mehr es an Land regnet, desto mehr Nährstoffe werden ins Meer gespült.

Außerdem herrschte ab Mitte Februar weniger Wind als sonst. Nährstoffe, hohe Wassertemperaturen und schwache Winde begünstigen so die Entwicklung einer Sauerstoffverarmung, so die Behörde.

In der Flensburger Förde und im Nübeler Noor war die Sauerstoffarmut so stark, dass Schwefelwasserstoff vom Grund freigesetzt wurde. Schwefelwasserstoff ist so giftig, dass er am Boden lebende Tiere und Fische tötet. In dem Bericht heißt es, dass die Bedingungen Ende August für Bodentiere, insbesondere für Fische und Pflanzen, sehr kritisch waren.

Das sagt der Bericht über das Meer um Alsen (Als) und Sundewitt (Sundeved):

Im Nübeler Noor wurde Anfang Mai die erste mäßige Sauerstoffverarmung des Jahres festgestellt. Ende Mai hatte sie sich zu einer starken Sauerstoffverarmung verschlimmert. Im Juni und Juli schwankte der Sauerstoffmangel zwischen schwer und mäßig.

Im inneren Teil der Flensburger Förde wurde die erste Sauerstoffverarmung am 21. Mai festgestellt. Sie war mäßig und grenzte an schwer. Eine starke Sauerstoffarmut wurde erstmals Ende Juni festgestellt. Im August war am Grund kein Sauerstoff mehr vorhanden, und es wurde Schwefelwasserstoff freigesetzt.

In der Sonderburger Bucht, dem äußeren Teil der Flensburger Förde, wurde Ende Mai eine mäßige und ab Anfang August eine starke Sauerstoffverarmung gemessen.

In der Alsener Förde (Als Fjord) wurde eine mäßige Sauerstoffverarmung erstmals am 10. Juni festgestellt. Dies war auch im Juli der Fall, während im August eine starke Sauerstoffverarmung auftrat.

In der Augustenburger Förde (Augustenborg Fjord), einer Verlängerung der Alsener Förde, waren die Sauerstoffbedingungen das ganze Jahr über relativ gut, mit Ausnahme des 10. Juni, als eine mäßige Sauerstoffarmut auftrat.

Im südlichen Kleinen Belt (Lille Bælt) wurde die erste Sauerstoffverarmung am 10. Juni östlich von Alsen festgestellt. Ende Juli kam es zu einem weit verbreiteten mäßigen und starken Sauerstoffmangel, der sich im August auf große Gebiete mit starker Sauerstoffverarmung von südlich von Aarö (Årø) bis südlich von Ærø ausweitete. An mehreren Stellen gab es fast keinen Sauerstoff mehr am Grund.

Im inneren Teil der Apenrader Förde (Aabenraa Fjord) waren die Sauerstoffbedingungen bis einschließlich März relativ gut, im April und Mai jedoch überwiegend sauerstoffarm. Mäßige Sauerstoffverarmung im Juni, starke Sauerstoffverarmung am 22. August und fast sauerstofffrei am Grund. Im äußeren Teil des Fjords kam es bereits im Mai zu einer starken Sauerstoffverarmung und im August war der Grund sauerstofffrei.

Weitere Messungen bis November

Seit dem 26. August hat die Umweltschutzbehörde erneut den Sauerstoffgehalt in der Flensburger Förde, im Nübeler Noor und an zwei Stellen im äußeren Teil der Flensburger Förde gemessen. An allen vier Stellen wird nach wie vor eine starke Sauerstoffverarmung festgestellt. Die Behörde wird die Sauerstoffwerte bis November weiter überprüfen.

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