Dänemark
Vogelschutz: Feuerwerk verbieten oder stärker einschränken als geplant
Vogelschutz: Feuerwerk verbieten oder stärker einschränken als geplant
Vogelschutz: Feuerwerk verbieten oder stärker einschränken
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Zwei statt sechs Tage böllern: Die Regierung will Dänemark an den Standard in Deutschland, Schweden und Co. anpassen. Doch das reicht noch lange nicht, finden Tierschützerinnen und Tierschützer. Eine Übersicht über einige der Argumente der Feuerwerks-Gegnerschaft.
Es reicht nicht aus, Feuerwerk künftig an nur zwei statt wie bisher an sechs Tagen zu erlauben. 15 Stunden sollten reichen. Das meint der Dänische Ornithologenverband (DOF), der sich dem Schutz der Vogelwelt verschrieben hat.
„Wir freuen uns, dass man jetzt versucht, das Neujahrsfeuerwerk einzugrenzen“, sagt Knud Flensted, Biologe beim Dänischen Ornithologenverband (DOF) zu einem Gesetzesvorschlag der Regierung, der vorsieht, ab Silvester 2024 statt volle sechs Tage (27. Dezember bis 1. Januar) nur noch zwei Tage Feuerwerk zu erlauben (31. Dezember und 1. Januar).
Besonders nachts benötigen die wilden Vögel und Tiere Ruhe, und hier sind die Störungen besonders problematisch.
Knud Flensted
Doch für ihn und seine Kolleginnen und Kollegen geht der Vorschlag bei aller Freude weiterhin nicht weit genug. „Das Feuerwerk hat ernsthafte negative Folgen für wilde Vögel und besonders Zugvögel. Das zeigt Forschung aus dem In- und Ausland“, sagt Flensted in einer Pressemitteilung.
DOF fordert deshalb, den Beschuss der Natur entweder komplett zu verbieten oder wenigstens nicht auf 48, sondern auf 15 Stunden zu begrenzen. Von 15 Uhr am 31. Dezember bis 6 Uhr am 1. Januar sollte es dann erlaubt sein, Lärm zu machen. Dies hat der Verband der Sicherheitsbehörde mitgeteilt, die derzeit Stellungnahmen zum Gesetzesvorschlag der Regierung sammelt.
Die Sicherheitsbehörde selbst weist unterdessen in einer eigenen Pressemitteilung auf andere schwerwiegende Folgen des Feuerwerks hin. Zum vergangenen Jahreswechsel seien 47 Kinder (zwischen null und 14 Jahren) durch Feuerwerkskörper verletzt worden. Das entspricht einem Viertel aller Verletzten. Eine Umfrage zeigt zudem, dass es keine Ausnahme ist, dass Eltern auch kleine Kinder Feuerwerkskörper anzünden lassen.
Auch andere Verbände sind für ein Verbot
Die Regierung begründet ihren Gesetzesvorschlag mit der Rücksichtnahme auf Tiere, Umwelt und ehemalig entsandte Soldatinnen und Soldaten.
Die Direktorin des Tierschutzbundes Dyrenes Beskyttelse, Britta Riis, unterstreicht, dass die Forschung zeige, wie sehr das Feuerwerk Haustiere, aber auch wilde Tiere verängstige und störe. Gänse etwa würden deutlich weniger schlafen und weitere Strecken fliegen – aus Angst vor der Knallerei.
„Besonders nachts benötigen die wilden Vögel und Tiere Ruhe, und hier sind die Störungen besonders problematisch. Innerhalb der vorgeschlagenen 48 Stunden liegen reell drei Nächte, in denen die Tiere gestört werden können“, sagt Knud Flensted von DOF.
Viele, die Haustiere halten, können von dem Stress, den die Knallerei bei den ahnungslosen Tieren verursacht, ein Lied singen. Ohne Tabletten oder die Flucht ins vermeintlich ruhigere Ferienhaus geht es bei vielen nicht.
Weniger als früher kaufen Feuerwerkskörper
Der Böller-Kult lässt derweil auch ohne Gesetze hierzulande nach. 44 Prozent der Teilnehmenden einer repräsentativen Umfrage der Sicherheitsbehörde gaben 2022 an, nie Feuerwerkskörper zu kaufen. 2020 waren das noch 37 Prozent.
Ist es anfänglich noch darum gegangen, mit Lärm böse Geister zu vertreiben, ist das Feuerwerk heute hauptsächlich eins: Unterhaltung. Von einer sonderlich langen Tradition des Feuerwerks für alle kann dabei kaum die Rede sein. Erst in den 1950er- und 1960er-Jahren hat sich das private Geknalle in der breiten Bevölkerung Dänemarks durchgesetzt.
Branche fürchtet Gesetz nicht
Zur Freude derer, die die Feuerwerkskörper herstellen oder importieren. Und die Feuerwerksbranche selbst fürchtet das geplante Gesetz denn auch kaum.
Die Statistik zeigt, dass 93 Prozent der legal erworbenen Feuerwerkskörper ohnehin im Zeitraum 31. Dezember bis 1. Januar abgefeuert werden. Der Gesetzesvorschlag werde also „überhaupt nichts ändern“, ist sich Branchenverbandschef Karsten Nielsen laut „Ritzau“ sicher.
Auch die Zahl der Verletzten werde kaum sinken, sagt Oberarzt Jens Lauritsen vom Uniklinikum in Odense. „In den vergangenen Jahren hat sich gezeigt, dass so gut wie alle Unfälle in der Neujahrsnacht passieren“, sagt er zu „Ritzau“.
DF, SF, Einheitsliste und Alternative wollen strengere Regeln
Ende Februar soll der Gesetzesvorschlag vorgelegt werden. Im Folketing hat er Aussicht auf Erfolg, wenngleich manche Parteien sich den Tier- und Naturschutzverbänden anschließen und noch mehr wollen. So hat die Dänische Volkspartei (DF) bereits 2022 die 15-Stunden-Regel gefordert und wurde darin von SF und Einheitsliste unterstützt. Die Alternative will das Totalverbot, die Konservativen hingegen wollen keinerlei Einschränkungen.
Die Gesetzeslage in anderen europäischen Ländern ist alles andere als einheitlich.
Von fast kompletter und ganzjähriger Freiheit wie in Polen (tagsüber und auf dem eigenen Grundstück) bis zum Knaller-Führerschein in Schweden, von den Verbotszonen in deutschen Städten und den Abstandsregeln zu Reetdächern hier in Dänemark gibt es etliche Unterschiede.
Allen Nachbarländern Dänemarks (Norwegen, Schweden, Deutschland) ist jedoch gemein, dass privates Feuerwerk grundsätzlich nur an Silvester und Neujahr erlaubt ist.