Leserbrief
„Die hybride Identität im Grænselandet zu stärken und behüten ist Aufgabe des Regionsrats“
Hybride Identität im Grænselandet stärken und behüten
Hybride Identität im Grænselandet stärken und behüten
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Die Regionsratswahl-Kandidatin der Konservativen Dorthe Schmittroth Madsen hat sich bei einem Besuch auf dem Priwall Gedanken über das Grenzland, die gemeinsame Geschichte, Gegenwart und Zukunft gemacht.
Diesen Sommer habe ich den Priwall direkt bei Travemünde zum dritten Mal besucht und ich bin jedes Mal begeistert. Der Priwall ist eine Halbinsel, die in der Mündung von der Trave liegt und gilt als ein wahres Naturerlebnis mit ihrem weiten und unberührtem Strand, der von immer mehr Touristen entdeckt wird. Aber der Priwall ist auch mit der atemberaubenden Natur eine Oase der Ruhe und ein Ausblick in die globalisierten Welt, wie sie heute ist und wie sie einmal war zugleich.
Mitten in der lärmenden Ruhe auf dem Priwaller Strand spielt sich ein Orchester historischer Ereignisse vor den Augen ab, die uns daran erinnern, dass unsere Identität nicht nur durch territoriale Grenzen definiert wird, wenn überhaupt, sondern durch einen immer wieder neu definierten kulturellen, geistlichen und sprachlichen Nachlass geformt wird.
Die ehemalige innerdeutsche Grenze von 1961 bis 1990 ging durch den Priwall und teilte so die Halbinsel. Der nördlichste Teil des Priwalls gehörte der ehemaligen DDR und damit konnte die Halbinsel nicht über den Landweg über Dassow erreicht werden, sondern mit der Fähre von Travemünde. Heute ist Travemünde gleichzeitig ein Ausblick in die Umwelt, wo die großen Schiffe im Stundentakt nach Stockholm, Malmö und Helsinki vorbeifahren, während das Hotel Maritim-Travemünde aus den 70er Jahren im Hintergrund den Himmel mit seiner zementierten Gitterfassade teilt und uns an eine andere Zeit erinnert, weil es in der BRD gebaut wurde und nicht den Ausdruck wie der unkommerzielle Strand auf der ehemaligen DDR-Seite hat.
Neben dem in brutalistischem Baustil errichteten Hotel befindet sich der 1539 wiederaufgebaute älteste Leuchtturm Deutschlands. 1534 wurde er von dänischen Truppen zerstört und zwingt uns mit seinen rot gebrannten Backsteinen, den architektonischen Kontrast zwischen den zwei Monumenten zu interpretieren und erinnert uns vor allem daran, dass auch die Grenzen zwischen dem dänischen und dem deutschen Volk einmal anders war.
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands war der Priwall nicht länger geteilt und ein Volk wurde wieder vereint. Vereint wurde 1920 auch Dänemark mit Nordschleswig.
Eine Grenze zwischen zwei Ländern mag erstmal formell sein, aber wenn man in einer Grenzregion wie Syddanmark lebt, weiß man, dass man die eigentlichen Unterschiede zunächst z. B. in der Währungsform trifft und nicht unbedingt in der Mentalität. Grænselandet wird nicht nur durch historische Ereignisse definiert, sondern ist auch ein lebendiges Gebiet, das seine eigene Identität entwickelt. Deshalb braucht man eine starke und progressive Zusammenarbeit auf beiden Seiten der Grenze, dessen Fokus ist, das Grænseland durch seine dynamische Geschichte zu erhalten, festigen und weiterzuentwickeln, was Ziel des Regionsrates ist, sodass ein Leben miteinander weiterhin besteht.
Lektor i tysk, historie og filosofi, samt Regionsrådskandidat for de konservative i Region Syd
Dorthe Schmittroth Madsen
Nordtoftevej 14, 7120 Vejle