Folketingswahl
Formbarometer IV: So fit sind die Parteien vor der Wahl
Formbarometer IV: So fit sind die Parteien vor der Wahl
Formbarometer IV: So fit sind die Parteien vor der Wahl
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In der zweiten Woche des Wahlkampfes haben sich einige Tendenzen verstärkt, die sich bereits nach den ersten Tagen abgezeichnet haben. Jedoch können wichtige Ereignisse die Tendenzen noch umkehren – und ein solches gab es in der vergangenen Woche. Walter Turnowsky schätzt wie jeden Montag bis zur Wahl die aktuelle Form ein.
Wer mit gutem Rückenwind in den Wahlkampf startet, kann sich meistens in den darauffolgenden Wochen noch steigern. Wem der Wind ins Gesicht bläst, wird häufig noch weiter zurückgedrängt. Diese Tendenz lässt sich in der zweiten Woche des Wahlkampfes deutlich ablesen.
Die Wählerinnen und Wähler sind jedoch beweglicher als bei früheren Wahlen, und daher können Fragen im Wahlkampf auftauchen, die Rücken- zu Gegenwind werden lassen und umgekehrt.
Die Sozialdemokratie
Staatsministerin Mette Frederiksen ist stark in den Wahlkampf gestartet und konnte diese Position in der vergangenen Woche weiter ausbauen. Es gelang ihr fast perfekt, sich als die sammelnde Person zu positionieren, die das Land sicher durch die Ansammlung an Krisen führen kann.
Hätte ich diese Formbarometer am Mittwochabend geschrieben, hätte ich der Sozialdemokratie eine weiter stark steigende Formkurve bescheinigt. Doch am Donnerstag schlug eine Bombe ein, die das sozialdemokratische Drehbuch für den Wahlkampf durcheinanderbringen könnte.
Der ehemalige Chef des militärischen Nachrichtendienstes FE (Forvarets Efterretningstjeneste), Lars Findsen, hat ein Buch mit seiner Version der Affäre um FE veröffentlicht. Es ist selbstverständlich ein parteiischer Beitrag, doch das Buch hinterlässt den bitteren Beigeschmack, dass Findsen aus politischen Gründen geopfert worden sein könnte.
Die wenigsten Wählerinnen und Wähler werden die komplizierte FE-Affäre durchschauen – außerdem fehlen weiterhin zentrale Informationen. Das Problem für Frederiksen ist, dass sie ihr Image als eigenmächtig verstärken, und davon kann etwas hängen bleiben.
Noch ist zu früh einzuschätzen, wie stark das Findsen-Buch den Wahlkampf beeinflussen wird. Es hat zunächst die steigende Form der Sozialdemokratie gedämpft. Insgesamt hat Frederiksen jedoch weiterhin die besten Chancen, erneut Staatsministerin zu werden.
Schwach steigende Formkurve auf hohem Niveau: 3,9
Venstre
Jakob Ellemann-Jensen ist nun der einzig ernst zu nehmende Herausforderer von Mette Frederiksen, nachdem Søren Pape Poulsen seine Karten verspielt hat.
Und das ist in mehrfacher Hinsicht ein großer Vorteil für ihn. Zum einen bedeutet es, dass jetzt auch die Sozialdemokratie ihn als Hauptgegner ausgemacht hat: Ellemann und Venstre sind in der Diskussion.
Zu anderen muss er sich jetzt nicht mehr dauernd über die Schulter schauen, um zu sehen, was sein bürgerlicher Konkurrent treibt. Ellemann tritt mit einem ganz anderen Selbstbewusstsein auf.
Eine gemeinsame Pressekonferenz der bürgerlichen Parteien am Dienstag sprach eine deutliche Sprache: Ellemann leitete die Pressekonferenz – Pape war lediglich einer von den fünf übrigen Parteichefinnen und -chefs.
Eine bürgerliche Mehrheit zeichnet sich jedoch weiterhin nicht ab. Die Frage ist, ob Ellemann Kapital aus der FE-Affäre schlagen kann. Beim Triell am Sonntagabend hat er es versucht. Doch er muss vorsichtig sein, denn er begibt sich hier in gefährliche Gewässer.
Weiterhin steigende Formkurve: 3,4
Die Konservativen
Wir können es kurz machen: Die Wahrscheinlichkeit, dass Søren Pape Poulsen nach dem 1. November Staatsminister wird, ist so gering, dass man ein Mikroskop benötigt, um sie zu erkennen.
Eines ist die Tatsache, dass er mit der Häufung der negativen Schlagzeilen, seine Glaubwürdigkeit bei den Wählerinnen und Wählern verspielt hat. Mindestens genauso wichtig ist, dass die übrigen bürgerlichen Parteien immer stärker an seiner Urteilskraft zweifeln.
Sollte es eine bürgerliche Mehrheit geben, werden sie nicht ihn damit beauftragen, die Verhandlungen zu leiten.
Weiterhin fallende Formkurve: 2,5
Dänemarkdemokraten
Wochenlang segelte Inger Støjberg unbekümmert in einem Hoch. Doch seit Mette Frederiksen die Wahl ausgeschrieben hat, konnte sie sich nicht so recht behaupten.
Bereits in der vergangenen Woche zeichnete sich eine leichte fallende Formkurve ab und die Tendenz setzt sich fort.
Das ändert nichts daran, dass die Dänemarkdemokraten immer noch sehr stark in der Formkurve liegen und voraussichtlich mit einem überzeugenden Ergebnis ins Folketing einziehen werden.
Fallende Formkurve auf hohem Niveau: 4,4
Radikale Venstre
Auch hier können wir es kurz machen: Die Radikalen und ihre Chefin Sofie Carsten Nielsen ist bislang nichts eingefallen, um die Form aufzubessern.
Weiterhin schwache Formkurve: 1,6
Neue Bürgerliche
Ähnlich wie die Dänemarkdemokraten hat auch die rechte Partei von Pernille Vermund im bisherigen Wahlkampf nur eine geringfügige Rolle gespielt. Sie wird das Ergebnis von vor vier Jahren verbessern; ein starker Wahlkampf sieht jedoch anders aus.
Leicht fallende Formkurve: 2,8
Sozialistische Volkspartei (SF)
Pia Olsen Dyhr profitiert im Gegensatz zu Støjberg und Vermund von ihrem eher unauffälligen Wahlkampf. Das Thema Gesundheit liegt den Volkssozialisten gut.
Sozialdemokratische Wählerinnen und Wähler, denen die politische Linie von Fredriksen nicht gefällt, finden bei Olsen Dyhr ein neues Zuhause.
Stabile Formkurve: 3,5
Liberale Allianz
Alex Vanopslagh gelingt es weiterhin, die Rolle der erfrischend neuen Stimme im bürgerlichen Block zu spielen. Auch kann profitiert die Liberale Allianz von der Schwäche der Konservativen.
Wie die Chefs der übrigen kleineren Parteien hat auch Vanopslagh jedoch das Problem, sich in den Medien zu positionieren.
Leicht fallende, aber hohe Formkurve: 3,8
Einheitsliste
Die Einheitsliste hat sich bei zwei vorhergehenden Wahlkämpfen zur Folketingswahl ein wenig schwergetan. Das ist auch dieses Mal der Fall.
Die Partei hat Probleme, die eigenen hohen Erwartungen an sich zu erfüllen.
Schwach fallende Formkurve: 3,4
Die Moderaten
Lars im Glück: Nach einem fulminanten Start in den Wahlkampf, konnte Lars Løkke Rasmussen in der zweiten Woche, den Rückenwind optimal nutzen.
Der Ex-Staatsminister wirkt immer fitter. Die Rolle als Zünglein an der Waage, das ihm die Demoskopinnen und Demoskopen prophezeien, spielt er perfekt aus.
Das Blödeste, dass ihm passieren könnte, ist, dass mehr Umfragen als bisher eine rote Mehrheit vorhersagen, denn dann würden die Moderaten uninteressant werden.
Deutlich steigende Formkurve: 3,7
Die Dänische Volkspartei (DF)
Die rechte Partei kommt aus dem Loch nicht heraus. Der erneute Einzug ins Folketing bleibt ungewiss.
Fallende schwache Formkurve: 1,0
Die Alternative
Nach der ersten Wahldebatte und der Aufnahme von grünen Splittergruppen gab es einen Hauch an Rückenwind für die Partei. Und der Hauch setzt sich fort.
Erstmals prophezeien einzelne Umfragen einen erneuten Einzug ins Folketing. Hilfreich ist dabei auch die diskrete Schützenhilfe von sozialdemokratischen Spitzenpolitikerinnen und -politikern. Sie wollen verhindern, dass die Stimmen der Alternativen dem roten Block verloren gehen.
Der Einzug erscheint jedoch weiterhin nicht als das wahrscheinlichste Ergebnis.
Steigende Formkurve auf niedrigem Niveau: 0,7
Freie Grüne und Kristendemokraten
Keine der Parteien hat, meiner Einschätzung nach, eine Chance ins Folketing einzuziehen. Daher werden sie nicht benotet.