Folketingswahl
Formbarometer II: So fit sind die Parteien vor der Wahl
Formbarometer II: So fit sind die Parteien vor der Wahl
Formbarometer II: So fit sind die Parteien vor der Wahl
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Bis zur Wahl schätzt Kopenhagen-Korrespondent Walter Turnowsky jeden Montag die aktuelle Form der Parteien ein. Wer läuft vorne weg, wer liegt im Mittelfeld und wer hechelt hinterher?
In dieser Woche wird Staatsministerin Mette Frederiksen (Soz.), die Wahl ausschreiben. Der Flurfunk flüstert immer lauter „Mittwoch“.
Hier kommt meine Einschätzung dazu, wie die Formkurve der Parteien aussieht, bevor der Wahlkampf in seine heiße Phase geht.
Die Sozialdemokratie
Die Regierungspartei konnte mit einer breiten Absprache zu einem Psychiatrie-Plan und der Präsentation ihres 2030-Plans politisch in die Offensive gehen.
Die mutmaßlichen Sabotage-Akte an den Erdgasleitungen in der Ostsee kommen ebenfalls Staatsministerin Mette Frederiksen zugute. Ernste Krisen stärken meist eine Regierungschefin oder einen Regierungschef. Hinzu kommt, dass Frederiksen viele Bürgerinnen und Bürger vor allem in Krisenzeiten hohe Kompetenz zusprechen. Außerdem kann sie das Wahlultimatum der Radikalen in dieser Situation als besonders verantwortungslos darstellen.
Die Mink-Affäre ist nicht vergessen, tritt jedoch immer mehr in den Hintergrund. Ein wenig unangenehm für Frederiksen: Am Sonnabend hat ein Journalist ein Buch über die Affäre um den Nachrichtendienst FE veröffentlicht, in dem er Verantwortung für den Fall direkt bei der Staatsministerin verortet. Noch ist ungewiss, wie das Buch den Wahlkampf beeinflussen wird.
Die Regierungschefin hat mit der Wahlausschreibung in dieser Woche den Aufschlag und kann mit ihrer Eröffnungsrede im Folketing am Dienstag die Formkurve weiter steigern.
Steigende Formkurve: 3,1
Venstre
Der liberale Herausforderer Jakob Ellemann-Jensen konnte in der vergangenen Woche keine eigenen Themen setzen. Das ist für Venstre jedoch unbedingt notwendig, wenn die Partei die schlechten Umfragewerte verbessern will. Von den Dreien, die das Regierungsamt anstreben, bekommt er weiterhin die schlechtesten persönlichen Werte.
Venstre profitiert ein wenig von den Problemen bei der konservativen Konkurrenz
Schwach fallende Formkurve: 2,4
Die Konservativen
Von den Konservativen und deren Chef Søren Pape Poulsen haben wir in der vergangenen Woche kaum etwas gehört. Bis er sich zum Staatsministerkandidaten erklärte, konnte Pape seine Popularität durch ein Möglichst-wenig-sagen laufend steigern. Möchte man eine fallende Formkurve umkehren, funktioniert die maulfaule Taktik jedoch nicht.
Die Konservativen liegen zwar immer noch in den Umfragen deutlich über dem Ergebnis von 2019. Doch die Unterstützung für Pape sinkt, und die über mehrere Wochen prognostizierte bürgerliche Mehrheit ist weggeschmolzen.
Weiterhin Formkurve auf hohem Niveau: 3,5
Dänemarksdemokraten
Von Inger Støjbergs neu gegründete Partei haben wir in der vergangenen Woche zwar auch kaum etwas gehört, aber das schadet weder der Partei noch ihrer Chefin. Das Hoch hält an.
Støjberg kandidiert wie Staatsministerin Frederiksen im Wahlkreis Nordjütland. Laut einer Umfrage, die Kantar Gallup für „Berlingske“ durchgeführt hat, würde sie fast gleich viele persönliche Stimmen wie die Regierungschefin bekommen.
Stabil hohe Formkurve: 4,7
Radikale Venstre
Die Radikalen-Chefin Sofie Carsten Nielsen hat in der vergangenen Woche erklärt, dass sie trotz der Sabotage an den Gasleitungen daran festhält, am Donnerstag einen Misstrauensantrag gegen die Regierung zu stellen, wenn die Staatsministerin nicht vorher die Wahl ausschreibt.
Die sozialliberale Partei tat sich bereits zuvor schwer damit, den Wählerinnen und Wählern diesen politischen Kurs zu erklären. Es ist nicht leichter geworden.
Weiterhin fallende Formkurve: 1,7
Neue Bürgerliche
Die Rechtsaußen-Partei schippert stabil durch ruhige Gewässer und hält die Formkurve. Entscheiden wird, wie sich die Vorsitzende Pernille Vermund im eigentlichen Wahlkampf schlagen wird.
Die Formkurve liegt stabil bei: 3,1
Sozialistische Volkspartei
Parteichefin Pia Olsen Dyhr kam die Absprache zum Psychiatrie-Plan sehr gelegen. Mit sozialen und gesundheitspolitischen Themen treffen die Volkssozialisten zielgenau ihre Kernwählerschaft.
Es gelang Olsen Dyhr geschickt, die Extramittel im Vergleich zum Vorschlag der Regierung als SF-Erfolg zu vermarkten. So geschickt, dass Pernille Skipper von der Einheitsliste etwas spitz auf Twitter fragte, ob wir auch den Sonnenaufgang SF zu verdanken hätten.
Steigende Formkurve: 3,5
Liberale Allianz
Nicht die großen Sprünge bei der liberalen Partei. Der Vorsitzende, Alex Vanopslagh, steht in den Startblöcken und wirkt fit für den Wahlkampf.
Stabil hohe Formkurve: 3,9
Einheitsliste
Die Linksaußen-Partei gelang es nicht in gleicher Weise wie SF den Psychiatrie-Plan als ihren Erfolg zu vermarkten. Die Partei ist jedoch für den Wahlkampf gut aufgestellt.
Stabil gute Formkurve: 3,6
Die Moderaten
Die Umfragen stehen nach wochenlanger bürgerlicher Führung seit zwei Wochen auf unentschieden. Und das sind gute Nachrichten für die Partei von Ex-Regierungschef Lars Løkke Rasmussen. Nachdem ihm drohte, aus dem Wahlkampf fast vollkommen zu verschwinden, ist er als mögliches Zünglein an der Waage wieder interessant geworden.
Den Steuerplan der Moderaten versteht zwar immer noch kaum einer, aber das bedeutet jetzt weniger.
Steigende jedoch weiterhin schwache Formkurve: 2,2
Die Dänische Volkspartei
Partei-Chef Morten Messerschmidt gelang es in der vergangenen Woche nicht, irgendetwas zu tun, um die schlechte Kondition der Partei aufzubessern. Sie baumelt weiterhin in der Nähe der Zwei-Prozent-Hürde herum.
Weiterhin schwache Formkurve: 1,1
Die Alternative
Der Zusammenschluss mit der Grünen Allianz gab einen schwachen Hoffnungsschimmer, doch noch erneut ins Folketing einzuziehen. Doch daraus konnte Parteichefin Franciska Rosenkilde bislang nichts machen.
Weiterhin wahrscheinlicher, dass die Alternativen die Latte reißen werden, als dass sie die Sperrklausel überspringen.
Sehr schwache Formkurve: 0,4
Freie Grüne und Christdemokraten
Keine der Parteien hat, meiner Einschätzung nach, eine Chance ins Folketing einzuziehen. Daher werden sie nicht benotet.