100 Jahre Deutsche Schule Tingleff – nicht nur ein besonderer Anlass für diejenigen, die hier lehren und lernen. Auch für die deutsche Minderheit ist der runde Geburtstag ein Highlight. 

In Vorbereitung auf das Jubiläum organisierte die Schule in der vergangenen Woche mehrere Projekttage. Dabei widmete sich jede Klasse einem anderen Aspekt der 100-jährigen Schulgeschichte. „Je nach Alter mussten wir dabei variieren. Erst ab Klasse 5 konnten wir an fachtheoretischen Themen arbeiten”, sagt Schulleiter Tim Nissen. 

Während die Mittelstufe das Deutsche Museum in Sonderburg besuchte, entwarf die Oberstufe einen Zeitstrahl, der die Geschichte der Schule zukünftig an der Fassade abbilden soll. Schülerinnen und Schüler der 7. bis 9. Klasse erarbeiteten zudem ein Konzept für einen Film, der im Studio des offenen Kanals Flensburg (Flensborg) produziert werden soll.

Altersgerechter Zugang

Auch die jüngeren Schülerinnen und Schüler wurden an die Schulgeschichte herangeführt. „Das Thema Minderheit findet in der Lebenswelt von Kindern noch nicht statt. Wir haben daher versucht, ihnen einen möglichst spielerischen Zugang zu ermöglichen”, erklärt Nissen.

Lehrerin Rikke Jakobsen erarbeitet das Thema mit ihrer 1. Klasse, indem sie die Kinder „vom Großen ins Kleine” führt, wie sie selbst sagt: „Zuerst haben wir Dörfer aus Papier gebastelt und dazwischen einen Bindfaden gezogen. Der sollte die deutsch-dänische Grenze darstellen. Anhand dieses Aufbaus haben wir mit den Kindern über die Minderheit auf der einen und auf der anderen Seite gesprochen.” 

Anschließend hätten sich die Mädchen und Jungen alte Fotos von Tingleff und vom Schulhaus angesehen. Bei einer Rallye suchten sie die Orte gemeinsam auf und sahen, was sich im Laufe der Zeit verändert hatte.

Unterricht wie vor 100 Jahren

Von Nordschleswig über Tingleff und die Schule geht es zum Abschluss schließlich ins Klassenzimmer, wo für einen Tag so unterrichtet wird, wie es vor 100 Jahren üblich war. Hierzu kleiden sich sowohl Jakobsen als auch die Kinder der Zeit entsprechend. Auf Schiefertafeln müssen die Schülerinnen und Schüler Rechen- und Schreibaufgaben lösen. „Wie ist es für euch, auf den Tafeln zu schreiben?”, fragt Jakobsen. Die Klasse ist sich einig: „Schrecklich.”

Das Klassenzimmer wurde für diesen Projekttag umgestaltet. Die Kinder sitzen nach Geschlecht voneinander getrennt. „Um die Jungs abzuhärten, saßen sie am Fenster. An der Wand saßen die Mädchen, hier war es weniger zugig – aber auch dunkel. An bewölkten Tagen sollten die Jungs mehr Licht zum Arbeiten haben. Bildung war für Mädchen zweitrangig”, erklärt Jakobsen. An städtischen Schulen seien Jungen und Mädchen sogar in getrennten Räumen unterrichtet worden.

Zeitreise auf der Bühne

In der Schulaula studieren währenddessen die Lehrerinnen Freya Ulrich und Maibritt Ehrhorn-Fernow gemeinsam mit Kindern der 2. bis 4. Klasse das Musical „Fünf Freunde auf Zeitreise” ein. 

In dem halbstündigen Stück reisen fünf Mädchen und Jungen durch die Geschichte ihrer Schule, angefangen im Gründungsjahr 1924. Um die realen Gegebenheiten zu rekonstruieren, orientierten sich die beiden Regisseurinnen an Fotografien aus der entsprechenden Zeit.

„Wir haben bereits im Studium gemeinsam an einem Musical gearbeitet”, erinnert sich Ulrich, Lehrerin für das Fach Musik. Für die Teilnahme am Stück durften sich Schülerinnen und Schüler der 2. bis 4. Klasse freiwillig melden. 

Premiere im August

Es sei schön mitzuerleben, wie viel Freude ihnen die Arbeit am Stück bringe, erklärt Ulrich: „Kinder, die im Unterricht eher still sind, blühen hier auf und kommen aus sich heraus. Das freut uns wirklich sehr.”

Premiere feiert das Musical am 23. August, zum offiziellen Empfang der Jubiläumsfeier vor geladenen Gästen. Einen Tag später, am 24. August, findet das große Jubiläums-Sommerfest der Schule statt, zu dem Familien, Anwohnende und Interessierte aus der Region eingeladen sind.