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„Unter der Oberfläche brodelt es bei SønderjyskE“
Unter der Oberfläche brodelt es bei SønderjyskE
Unter der Oberfläche brodelt es bei SønderjyskE
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Das Kompetenzgerangel auf der Führungsebene hat beim dänischen Pokalsieger die ersten Opfer gekostet und für ein turbulentes und missglücktes Transferfenster gesorgt. Ein Kommentar von Jens Kragh Iversen.
Es hatte schon etwas von Schönmalerei, wie nach der Übernahme von US-Investor Robert Platek und dessen Familie Ende September von Vereinsseite kommuniziert wurde. Die Werte und die Kultur werden unverändert bleiben, hieß es damals, doch die ersten vier Monate und nicht zuletzt eine nicht gerade gelungene Wintertransferperiode haben gezeigt, dass die Wirklichkeit eine andere ist.
Die US-Amerikaner haben angekündigt, dass an Traditionen festgehalten und gleichzeitig eine neue Ära mit Fortschritt eingeleitet wird, doch dieser Drahtseilakt ist bislang nicht unbedingt gelungen. Und die SønderjyskE-Fans müssen sich Sorgen machen, dass die über Jahre aufgebaute Kultur innerhalb von kurzer Zeit über Bord geworfen wird.
Der sportliche Erfolg und ein guter Tabellenplatz haben bislang vieles verbergen können, doch unter der Oberfläche brodelt es. SønderjyskE hat über Jahre in ruhigen Gewässern gerudert, doch das Ruderboot hat mittlerweile mehr als einen Steuermann und ist vom Kurs abgekommen. Man hat nicht immer den Eindruck, dass auf Führungsebene in die gleiche Richtung gerudert wird.
Zwei Opfer haben die neuen Zeiten schon gekostet: Johan Absalonsen und Hans Jørgen Haysen.
Der SønderjyskE-Rekordhalter wollte nach siebeneinhalb Jahren im hellblauen Trikot die letzte Saison zu Ende spielen. Haysen und Riddersholm wollten Absalonsen behalten, doch in Amerika ging der Daumen nach unten. Nur fünf Superliga-Einsätze und eine längere Verletzungspause bei einem 35-Jährigen machen sich auf einem amerikanischen Computer nicht gut. Dass er eine wichtige Figur in der Umkleidekabine und für die Trainingskultur ist und sich immer noch für die Startelf anbietet, ist in keiner Kolonne zu finden.
Es ist durchaus möglich, dass Hans Jørgen Haysen auch so nicht zu halten gewesen wäre. AGF ist auf der Karriereleiter ein Schritt nach oben. Eine größere Adresse, und ein Traditionsklub, wo er mit einem höheren Etat arbeiten kann. Haysen war aber leicht zu ködern. Sein Handlungsspielraum ist ihm genommen worden, und das Kompetenzgerangel hinter den Kulissen hat ihm den Spaß verdorben.
Geplatzte Transfers
Die Hände sind ihm gebunden gewesen, und herausgesprungen ist ein verkorkstes Transferfenster. Die besten Transfers sind in der Vergangenheit die frühen Einkäufe gewesen, diesmal ist vieles in die Hose gegangen, nicht zuletzt die frühe Kaderkomplettierung, weil man sich auf Führungsebene nicht einigen konnte. Dazwischengefunkt hat immer wieder ein von der Platek-Familie installierter Analytiker, der mit seinen Zahlen in der Hand andere Vorstellungen hat. Dies ist Andrew Ramsey, ein 28-jähriger US-Amerikaner, der sich in der Branche einen Namen gemacht hat und das Vertrauen der Platek-Familie genießt.
Seine Taktik mag richtig oder falsch sein, es ist zumindest eine völlig andere Vorgehensweise, als man es bei den Hellblauen gewohnt ist. Haysen und Riddersholm hatten bereits im Sommertransferfenster ein Auge auf Spieler wie Boubacar Sanneh und Ayo Simon Okosun geworfen, doch aus Übersee wurde abgelehnt, und im Wintertransferfenster platzten u. a. die Verpflichtungen von Lukas Engel und Christian Cappis.
Das erste komplette Transferfenster mit US-Investor Robert Platek im Rücken hat Aufschluss darüber gegeben, dass SønderjyskE kein Chelsea, PSG oder Manchester City im Mini-Format sein wird. Der millionenschwere Eigentümer wird nicht einfach mit Geld um sich werfen und teure Spieler holen. Der schnelle Erfolg wird nicht gesucht.
Herausgesprungen ist in diesem Transferfenster lediglich die Verpflichtung von Emil Holm von IFK Göteborg, der wie seinerzeit Alexander Bah eine Ablösesumme von rund zwei Millionen Kronen gekostet hat. Bård Finne stand bereits seit Oktober als ablösefreier Neuzugang für diesen Winter fest.
Glen Riddersholm wird in den nächsten Tagen und Wochen seine Mühe haben, seine Enttäuschung über das teils zögerliche, teils fehlende Handeln seines Klubs im Wintertransferfenster zu verbergen. Nicht auszuschließen, dass auch der Cheftrainer irgendwann einmal die Nase voll haben wird. Riddersholm hat schon beim FC Midtjylland gezeigt, dass er auch unmittelbar nach großen Erfolgen bereit ist, seine Sachen zu packen, wenn es ihm nicht mehr gefällt.
Sportliche Strategie gefragt
SønderjyskE will bei der Suche nach einem neuen Sportchef nichts überstürzen und tut auch gut daran, nicht nur den richtigen Mann für den Posten zu finden, sondern ihm auch den nötigen Handlungsspielraum zu geben. Es ist ein starker Mann erforderlich, der sich notfalls diesen Handlungsspielraum verschaffen kann. Diese Person wird man intern nicht finden können. Teammanager Michael Buchholtz, der in Verbindung mit der Vereinsübernahme von Platek installiert worden ist, und auch eine Manager-Rolle für Glen Riddersholm kommen dem Vernehmen nach nicht infrage.
Der neue Sportchef wird von außerhalb ins Boot geholt und muss es als seine vornehmste Aufgabe sehen, gemeinsam mit den übrigen Verantwortlichen eine sportliche Strategie für die Zukunft zu schaffen. Sonst wird dieses Ruderboot früher oder später in Seenot geraten.