Gesundheit
Superfood: Interreg-Projekt bringt Algen auf deutsch-dänische Teller
Superfood: Interreg-Projekt bringt Algen auf deutsch-dänische Teller
Interreg-Projekt bringt Algen auf deutsch-dänische Teller
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Ein innovatives Interreg-Projekt bringt Algen als nachhaltige und gesunde Zutat auf europäische Teller. Unterstützt von der EU, zielt das „AlgaeFood“-Projekt darauf ab, Algen als kulinarisches Highlight zu etablieren und gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. Zwei Wissenschaftlerinnen des Projektes sind sich sicher: Algen sind ein Nahrungsmittel der Zukunft.
In einer Zeit, in der nachhaltige Ernährung und Umweltschutz immer stärker in den Fokus rücken, gewinnt eine uralte Ressource neue Aufmerksamkeit: Algen. Mit dem Interreg-Projekt „AlgaeFood“ setzen Deutschland und Dänemark nun gezielt auf die Wiederentdeckung und Förderung dieser maritimen Schätze als Lebensmittel. Unterstützt durch die Europäische Union hat das Projekt das Ziel, die Akzeptanz von Algen als gesunde und nachhaltige Zutat in der nordeuropäischen Küche zu steigern.
Federführend in diesem Projekt sind Inez Linke und Antje Garlichs von „oceanBASIS“. Ihre Begeisterung für Algen ist spürbar: „Algen sind in der Kosmetikbranche bereits etabliert, aber wir möchten zeigen, dass sie auch eine leckere und gesunde Ergänzung für unsere Ernährung sein können“, erklärt Linke, Geschäftsführerin von „oceanBASIS“. Die Meeresbiologin erkannte früh das Potenzial von Algen und startete mit ihrem Team Anfang der 2000er-Jahre eine Algenfarm in der Kieler Förde, wo sie Zuckertang – eine besonders nahrhafte Algenart – kultivierten. Aus einem Forschungsprojekt entwickelte sich ein Unternehmen, das neben kosmetischen Anwendungen nun auch essbare Algen vermarktet. Mittlerweile wurde die Algenfarm ausgegründet, und „oceanBASIS“ bezieht seine Algen aus nachhaltigen Quellen in Norwegen und der Bretagne.
Was können Algen?
Algen bieten nicht nur gesundheitliche Vorteile, sondern sind auch eine nachhaltige Alternative zu herkömmlichen Lebensmitteln. „Sie sind eine nährstoffreiche Ressource aus dem Meer und könnten den kommerziellen Fischfang entlasten“, betont Linke.
Während Algen in Asien seit Jahrtausenden ein Grundnahrungsmittel darstellen, spielten sie in der europäischen Küche bisher eine eher untergeordnete Rolle. Das „AlgaeFood“-Projekt will dies ändern. Ziel ist es, die nordeuropäische Küche durch Algen zu bereichern und gleichzeitig einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. Die an den Küsten Norddeutschlands und Dänemarks heimischen Algenarten sind laut den Verantwortlichen nicht nur kulinarisch wertvoll, sondern auch essenziell für die marinen Ökosysteme. Das Projekt legt daher nicht nur Wert auf den Konsum, sondern auch auf die nachhaltige Ernte und wirtschaftliche Nutzung von Algen.
Algen an den Schulen
Ein zentraler Bestandteil der Initiative ist die Aufklärung der Öffentlichkeit. Dabei setzen die Verantwortlichen auch auf Bildungsarbeit: „Wir besuchen Schulen und Kindergärten, um schon die Jüngsten vom Potenzial der Algen zu überzeugen“, berichtet Linke. Neben Informationsmaterialien bietet das Team auch Kochstunden und Projekttage an, um Kindern die Vielseitigkeit von Algen näherzubringen. Die Meeresbiologin nennt die Algengebiete die „Regenwälder der Meere“ und sieht in ihnen ein „Projekt der Zukunft“. Besonders in der vegetarischen und veganen Küche, die immer beliebter wird, bieten Algen wertvolle Nährstoffe wie Vitamin B12 und Jod, ergänzt die Ökotrophologin Antje Garlichs.
Natürlich gibt es auch Algenarten, die für den Verzehr ungeeignet oder sogar giftig sind, wie etwa bestimmte Grünalgen. Doch die Mehrheit der Algen ist gesund und sicher als Lebensmittel verwendbar. Linke und Garlichs sind überzeugt, dass Algen ein wichtiger Bestandteil der zukünftigen Ernährung sein könnten. Historisch gesehen wurden Algen in Europa vor allem als Salzquelle oder Dünger genutzt. Heute jedoch eröffnen sie ganz neue kulinarische Möglichkeiten: Von Pesto über Curry bis hin zu Algen-Spaghetti – der kulinarischen Kreativität sind laut der beiden Frauen keine Grenzen gesetzt.
Kann man Algen selbst sammeln?
Wer neugierig geworden ist und Algen selbst sammeln möchte, kann dies in vielen Küstenregionen tun. Besonders geeignet sind frische Algen, die in Ufernähe wachsen. „Algen sollten immer frisch verzehrt werden“, rät Garlichs. „Angespülte, alte Algen eignen sich nicht für den Verzehr.“ Besonders die Braunalge, der Blasen- und der Zuckertang bieten sich für kulinarische Experimente an. Es ist jedoch wichtig, die gesetzlichen Regelungen zu beachten: In Deutschland ist das Sammeln von Algen streng reguliert. In Dänemark hingegen sind die Regelungen weniger strikt. Es ist einfacher, eine Erlaubnis für das kommerzielle Sammeln zu erhalten und für den Eigenbedarf gibt es keine Einschränkungen.
Für diejenigen, die keine frischen Algen sammeln möchten, gibt es mittlerweile auch Alternativen im Handel. „Getrocknete Algen sind in vielen Supermärkten und online erhältlich, und Spirulina, Chlorella oder Agar-Agar sind inzwischen recht bekannt“, so Garlichs.
Wie nachhaltig ist der Algenkonsum?
Die Expertinnen sind sich einig: Algen bieten großes Potenzial für eine nachhaltige Ernährung. „Algen werden auf sogenannten Langleinen in bestimmten Meeresbereichen angebaut und dort geerntet. Dadurch entsteht kein Beifang, und der Eingriff in das Ökosystem ist minimal“, erklärt Linke. Im Gegenteil dazu bieten zusätzlich angebaute Algen Lebensraum für marine Arten, reichern die Gewässer mit Sauerstoff an und nehmen überschüssige Nährstoffe auf. Algen könnten also nicht nur eine wertvolle Nahrungsquelle sein, sondern auch einen wichtigen Beitrag zum Schutz unserer Meere leisten.