Interreg

Neues Projekt zeigt der Gegenwart die farbenfrohe Vergangenheit

Neues Projekt zeigt der Gegenwart die farbenfrohe Vergangenheit

Projekt zeigt der Gegenwart die farbenfrohe Vergangenheit

Nordschleswig
Zuletzt aktualisiert um:
Jacek Fiutowski leitet das „TORCH"-Projekt. Foto: SDU Nanophotonics

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Geschichte in Bunt: Mit dem Interreg-Programm bekommt die Allgemeinheit die Möglichkeit, Städte wie Ripen in einem neuen, historisch akkurateren Licht zu erleben. Was als dunkel und trist gesehen wurde, könnte eigentlich bunt und schön sein, so Projektleiter Jacek Fiutowski.

Wie farbenfroh die Vergangenheit war, ist bisher schwer zu erraten. Das ändern nun aber die Forscherinnen und Forscher der Süddänischen Universität (SDU) und der Universität Kiel im Zuge des Interreg-Programmes „TORCH“.

Dass es früher gar nicht so dunkel war, vermutet auch Associate Professor Jacek Fiutowski von SDU Nanophotonics, der das Projekt leitet: „Das finstere Mittelalter war vielleicht gar nicht so finster, sondern eher eine Explosion der Farben.“

Plan der Forschung sei es nun, genau das herauszufinden. Dabei profitiere auf lange Zeit auch der Tourismus, denn Reisende hätten dabei die Möglichkeit, Orte wie Ripen (Ribe), die älteste Stadt Dänemarks, in einem ganz anderen, farbenfroheren Licht zu sehen.

„TORCH”, das Programm von Interreg

Der Name des Projektes „TORCH“ (Technological enlightenment to preserve and explore cultural heritage) ist gleichzeitig ein englisches Wort, das mit dem deutschen „Taschenlampe“ übersetzt werden kann.

Eigentlich bedeutet das mit rund 10,7 Millionen Kronen geförderte deutsch-dänische Interreg-Projekt aber etwas anderes:  Mithilfe heutiger Technologieerkenntnisse und Farben der Vergangenheit sollen nationale Schätze bewahrt und in ein neues Licht gerückt werden.

Touristinnen und Touristen sollen dank neuer Erkenntnisse mithilfe ihres Handys Ripen in einem neuen Licht kennenlernen können (Archivbild). Foto: Heimatwanderclub Nordschleswig

Arbeit mit „TORCH“

Ziel des Programmes ist, Restauratorinnen und Restauratoren sowie Museumsfachleute in neue Technologien einzuführen, die ihrer Arbeit helfen. Diese Aufgaben übernehmen Forscherinnen und Forscher der SDU und der Universität Kiel.

Leiter des „TORCH“-Forschungsprojektes Fiutowski erklärt den Nutzen dahinter: „Mithilfe fortschrittlicher Technologien wie der Spektroskopie und der digitalen Bildverarbeitung können wir verborgene Details in historischen Artefakten aufdecken und so einen tieferen Einblick in ihren Ursprung und Zustand gewinnen.“

Um das frühere Aussehen festzustellen, haben die Forscherinnen und Forscher Methoden mit einer Nadel entdeckt, die in Ecken und Winkel vordringen, in denen Farben schwerer lösbar sein könnten. Dies ist in etwa vorstellbar wie eine Bohrprobe, die allerdings eine Mikrogröße hat.  

Auch Schiffe der Wikingerzeit können mit dem neuen Projekt besser analysiert werden (Symbolbild). Foto: Ute Levisen

Herausfinden, wie es früher war

Lise Ræder Knudsen, Direktorin des Conservation Centre Vejle, ist eine derjenigen, die von dem neuen Interreg-Programm profitiert. „Wir haben viele Projekte. Zum Beispiel dänische Artefakte, und unsere deutschen Kollegen haben sowohl Schiffe als auch Seile aus der Wikingerzeit, die analysiert werden sollen.“

Wovon die Forscherin noch viel begeisterter ist: „Das Projekt gibt uns auch die einmalige Chance zu verstehen, wie Ripen vor Jahrhunderten in Farbe aussah.“

Dort seien im späten 19. Jahrhundert mehrere alte Fachwerkhäuser abgerissen worden. Das Aussehen sei durch Schwarz-Weiß-Fotos bekannt, so Knudsen, und ein Museum hätte Teile dieser Gebäude erhalten, darunter Pfosten, Türhämmer und andere geschnitzte Details von 1400 und 1500.

Ripen ist die älteste Stadt Dänemarks (Luftbild). Foto: Esbjerg Kommune

Diese Holzarbeiten soll „TORCH“ nutzen, um die Farbgeschichte alter Häuser und deren Veränderungen im Laufe der Zeit zu klären. Das Ziel sei es zu sehen, wie diese Orte während und vor dem Abriss ausgesehen haben.

Direktorin Lise Ræder Knudsen habe sich erst vor Kurzem ein altes Kaufmannshaus angesehen, das noch in Ripen stehen würde.

„Man geht davon aus, dass die Häuser in Ripen in braunen, schwarzen und gelblichen Farben gehalten sind, aber es stellte sich heraus, dass das Haus mit einer reichen Farbpalette von Rot-, Blau- und Grüntönen gestrichen worden war. Die Weintrauben waren blau-violett, und die Ornamente waren mit Gold verziert. Es war so bunt und so schön.“

Was die Forschung schon jetzt sieht, soll auch für Touristinnen und Touristen sichtbar sein. „Wir können das Projekt auch nutzen, um eine erweiterte Realität fürs Handy zu schaffen, sodass Touristen in Ripen die Straße dort sehen können, wo sie eigentlich sein sollte. Auf diese Weise gewinnen wir nicht nur neues historisches Wissen, sondern erwecken es auch zum Leben und machen es für jeden zugänglich“, so die Direktorin des Conservation Centre Vejle.

Einige Fachwerkhäuser von Ripen wurden in den späten 1800ern abgerissen (Archivbild). Foto: Visit Denmark

Geschichte neu schreiben

Ziel von „TORCH“ ist, eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Dänemark zu etablieren, indem ein Netzwerk geschaffen wird, das den Kultursektor mit dem Forschungsumfeld verbindet. Damit wird Geschichte neu geschrieben.

„Das Projekt stärkt die deutsch-dänische Programmregion gleich in mehrfacher Hinsicht und fördert die Zugänglichkeit des kulturellen Erbes für ein breites Publikum durch die Nutzung neuester digitaler Entwicklungen“, sagt Professor Horst-Günter Rubahn, Projektkoordinator und Leiter des Mads Clausen Instituts.

Mit dem Projekt arbeitet Interreg darauf hin, historisches Wissen in eine lebendige, interaktive Erfahrung zu verwandeln und zudem Vergangenheit und Gegenwart mithilfe von Forschung zu verbinden.

Mehr lesen

Leserbericht

6. Klasse der DSS
„Ausflug der DSS: Endlich ging es zum Hansa-Park“

Leitartikel

Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
„Öffnet die Schleusen: Internationale Studierende machen uns stärker“