Deutscher Tag 2022

Deutsche Rednerinnen in Tingleff: „Minderheitenpolitik ist Freiheitspolitik“

Deutsche Rednerinnen in Tingleff: „Minderheitenpolitik ist Freiheitspolitik“

„Minderheitenpolitik ist Freiheitspolitik“

Tingleff/Tinglev
Zuletzt aktualisiert um:
Andrea Berdesinski, die Gesandte der Deutschen Botschaft in Kopenhagen, durfte als Erste ihre Grußworte an die Nordschleswiger richten. Foto: Karin Riggelsen

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Die Gesandte der Deutschen Botschaft in Kopenhagen, Andrea Berdesinski, die schleswig-holsteinische Landtagspräsidentin Kristina Herbst und Bundestagsabgeordnete Petra Nicolaisen halten den Zusammenhalt der Minderheiten beiderseits der Grenze gerade in Zeiten des Krieges in Europa für wichtiger denn je.

Eigentlich immer, wenn Reden bei einer Veranstaltung der deutschen Minderheit gehalten werden, wird betont, wie wichtig und beispielhaft der grenzüberschreitende Zusammenhalt hier in der Region ist. Und eigentlich immer gibt es einen aktuellen Anlass, dies noch einmal besonders zu betonen. In diesem Jahr aber bekommt das Hervorheben der guten Zusammenarbeit beiderseits der Grenze noch einmal eine ganz andere, traurige Komponente: In Europa herrscht Krieg. 

Zum Deutschen Tag in Tingleff an diesem Sonnabend stand das krisengebeutelte Europa auch bei den deutschen Rednerinnen im Fokus. 

Als Gesandte der Deutschen Botschaft in Kopenhagen durfte Andrea Berdesinski als erste Rednerin ihr Grußwort an die Gäste richten. Nicht nur sei der Zusammenhalt beiderseits der deutsch-dänischen Grenze gerade in Krisenzeiten von großer Bedeutung. Nein, auch die herzliche Mentalität der Nordschleswigerinnen und Nordschleswiger sei Grund dafür, dass eine regionale Herausforderung wie der aktuell stark ansteigende Zuzug deutscher Familien nach Süddänemark nicht am starken Konstrukt der Minderheit rüttelt. „Ich bin sehr beeindruckt, wie offen ihr Zuzügler willkommen heißt“, so die Gesandte. Wohl wissend, dass die Institutionen der Minderheit bereits jetzt an ihre Grenzen stoßen. 

Kristina Herbst ist Landtagspräsidentin in Kiel. Foto: Karin Riggelsen

Harte Arbeit für herzliches Miteinander

Als besonders herzlich erlebt auch Schleswig-Holsteins neue Landtagspräsidentin Kristina Herbst die Menschen in Nordschleswig: „Hier herrscht eine offene und ungezwungene, ja fast eine familiäre Atmosphäre.“ Sie betont auch, dass diese familiäre Atmosphäre keine Selbstverständlichkeit, sondern dem Engagement der Mitarbeitenden und Institutionen zu verdanken sei. Besonders die Arbeit des Sozialdienstes leiste hierzu einen bemerkenswerten Beitrag.

Es sei schön zu sehen, dass die Staatsgrenze eine in Nord- und Südschleswig gewachsene „kulturelle Einheit“ wie Schleswig nicht teile. „Wer bei Ihnen zu Gast sein darf, erlebt Europa dort, wo es am stärksten ist. Nämlich in seinen Regionen.“

CDU-Politikerin Petra Nicolaisen wohnt in Wanderup und ist Bundestagsabgeordnete in Berlin. Foto: Karin Riggelsen

Wären da nicht die Grenzkontrollen

Aber ebendiese Staatsgrenze ist es auch, die dem Grenzland seit Jahren Bauchschmerzen bereitet. „Die geschlossene Grenze war und ist eine schwierige Erfahrung“, sagt Bundestagsabgeordnete Petra Nicolaisen und fordert: „Wir müssen für offene Grenzen eintreten und arbeiten. Wir dürfen sie nicht als selbstverständlich betrachten, sondern müssen den Wert dieser europäischen Errungenschaft immer wieder hervorheben und dafür einstehen.“

Völlig zu Recht sei die geschlossene Grenze eines der aktuell brennendsten Themen der Minderheiten beiderseits der Grenze. Denn: „Minderheitenpolitik ist Freiheitspolitik“, schließt die Bundestagsabgeordnete.

Mehr lesen