Deutsch-dänisch
Nach vier Jahren Pause: Deutsch-dänische Verkehrskommission tagte auf Röm
Nach vier Jahren Pause: Deutsch-dänische Verkehrskommission tagte auf Röm
Nach vier Jahren Pause: Verkehrskommission tagte auf Röm
Diesen Artikel vorlesen lassen.
Ein Vieraugengespräch zum Thema Grenzkontrollen und der Themenschwerpunkt Güterverkehr mit Lang-Lastwagen auf der Straße auch bis nach Pattburg: Corona und Regierungsumbildungen hatten die Treffen lange ausfallen lassen, jetzt wurde der Dialog wieder aufgenommen. Der dänische Minister düste schnell ab, sein schleswig-holsteinischer Kollege ging mit seinem Team Eisessen.
Die Corona-Pandemie und Regierungsumbildungen sowohl in Schleswig-Holstein als auch in Dänemark hatten zur Funkstille in der deutsch-dänischen Verkehrskommission geführt.
Am Montag hat die vierjährige Pause ein Ende gefunden. Experten, angeführt vom dänischen Verkehrsminister Thomas Danielsen (Venstre) und seinem Amtskollegen Claus Ruhe Madsen (parteilos) aus Schleswig-Holstein, trafen sich auf der Insel Röm (Rømø).
Brummis bis zu 72 Tonnen schwer
Zwei zentrale Themen wurden bei der zweieinhalbstündigen Konferenz diskutiert. Auf großes Interesse von deutscher Seite stieß ein dänisches Pilotprojekt mit der Zulassung von Lang-Lastwagen mit zwei Lkw-Anhängern.
In diesem Zusammenhang wird mit einem Gewicht von bis zu 72 Tonnen und einer Länge bis zu 34 Metern ausgegangen. Auf Deutschlands Straßen sind bislang nur 44 Tonnen erlaubt.
Pilotprojekt bis nach Pattburg
Auf dänischer Seite sollen die Lkws mit Überlänge zunächst von Høje Taastrup bei Kopenhagen gen Aarhus fahren können. Der Versuch soll dann auch bis nach Pattburg (Padborg) auf dem Jütlandkorridor verlängert werden. Bei der Grenze müssten die Lastwagen umgeladen werden. Auch Teststrecken von Hirtshals und Frederikshavn bis nach Aalborg sowie die Autobahnen Kolding-Esbjerg und Aarhus-Herning-Vejle sind im Gespräch.
Verkehrsminister Thomas Danielsen (Venstre) erklärte, dass er lieber das Augenmerk auf den Achseldruck der Schwertransporte richten wolle als auf das Gewicht. „Das ist dennoch sehr interessant und den Versuch werde ich mit nach Kiel nehmen“, erklärte Claus Ruhe Madsen, obwohl er mit politischem Widerstand rechnen kann, da es Parteien gibt, die den Gütertransport auf die Schiene und aufs Wasser verlagern möchten.
Es gibt für mich als Minister mehrere Gründe gegen Grenzkontrollen.
Claus Ruhe Madsen
Mangel an Lastwagenfahrenden
Ein gemeinsames Problem haben beide Länder: Es fehlt an Lkw-Fahrerinnen und -fahrern. „Eine Prognose sagt uns, dass wir bis ins Jahr 2030 rund 8.650 mehr Fahrerinnen und Fahrer mehr benötigen. Das Berufsbild hat sich geändert. Der Beruf ist nicht mehr attraktiv. Den älteren Brummi-Fahrerinnen und -fahrern folgt nicht ausreichend Nachwuchs“, erläuterte Claus Ruhe Madsen im Gespräch mit dem „Nordschleswiger“.
Untersucht werden müsse natürlich, ob die schleswig-holsteinische Infrastruktur – besonders die Brücken – dem Schwertransport gewachsen sind. Die Rader Hochbrücke könnte ein Problem sein. Das Pilotprojekt sei aber auch insofern interessant, als es die Umwelt weniger belastet.
Ruhe zum Ministerkollegen: Grenzkontrollen sollen weg
Die beiden Minister hatten sich vor Beginn des Kommissionstreffens für ein halbstündiges Gespräch unter „vier Augen“ getroffen. Denn Claus Ruhe Madsen wollte dem dänischen Amtskollegen ans Herz legen, dass Dänemark endlich wieder zum Schengen-Abkommen zurückkehren solle – also zu einem Land ohne Grenzkontrolle.
„Jedes Land kann Stichproben an der Grenze durchführen. Und ich weiß auch, dass Thomas Danielsen Verkehrs- und nicht Justizminister ist. Es gibt für mich als Minister mehrere Gründe gegen Grenzkontrollen. Ein Verkehrsminister mag keine Staus, der Verkehr muss fließen. Als Minister für Arbeit sehe ich Probleme für die Grenzpendlerinnen und -pendler, die auf dem Weg zur Arbeit im Stau stehen müssen. Oder sie weichen auf andere Straßen aus und belasten diese. Und ich bin auch für den Tourismus zuständig. Die Feriengäste sollen auch nicht Schlange an der Grenze stehen“, erklärt Claus Ruhe Madsen weiter.
„Wir werden von deutscher Seite alles tun, um einen leichteren Grenzübertritt möglich zu machen, sodass es künftig vielleicht zwei Kontrollstellen anstatt nur eine geben wird“, meinte der parteilose Minister. Auf deutscher Seite wünsche man sich das Schweden-Modell, wo die Grenzkontrollen im Mai aufgegeben werden.
Thomas Danielsen zeigte Verständnis für den Unmut. „Auch wir wünschen einen geschmeidigeren Grenzverkehr. Daher haben wir auch die neuen Bestimmungen eingeführt“, lautete sein Kommentar, bevor er sich eiligst zum Ministerwagen begab. Er sollte seinen Kopenhagen-Flieger am Sonderburger Flughafen erreichen, um sich auf einen wichtigen politischen Termin am Dienstag vorzubereiten.
Gelassener nahmen es die deutschen Vertreterinnen und Vertreter. Sie wollten den Aufenthalt auf der Ferieninsel Röm mit ihrem Minister dazu nutzen, um in Lakolk ein Eis zu essen.