Volksabstimmung
Nach EU-Nein: In Abel versteht man die Welt nicht mehr
Nach EU-Nein: In Abel versteht man die Welt nicht mehr
Nach EU-Nein: In Abel versteht man die Welt nicht mehr
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In Döstrup und Abel machten am Mittwoch mehr Wahlberechtigte ihr Kreuz bei einem Nein. In zwei anderen Wahllokalen war die Entscheidung knapp. Die Stadt Tondern war am EU-freundlichsten.
In der Kommune Tondern endete das Referendum am Mittwoch mit einem klaren Ja für die Streichung des EU-Verteidigungsvorbehalts. 60,6 Prozent der Bürgerinnen und Bürger, die an der Abstimmung teilnahmen, votierten mit einem Ja.
Das Abstimmungsergebnis lässt aber doch aufhorchen. In zwei Wahllokalen – in Abel (Abild) und Döstrup (Døstrup) – waren die Ja-Sager in der Minderheit. In zwei anderen Abstimmungslokalen gab es nur ein knappes Ja.
Warum haben mehr Stimmberechtigte in Abel gegen die Streichung des EU-Verteidigungsvorbehalts gestimmt? Diese Frage stellten wir Jesper Steenholdt, Venstre-Vorsitzender in Abel und Umgebung und früheres Mitglied des Tonderner Stadtrats seiner Partei.
Eine eindeutige Begründung für das Wahlergebnis in seinem Wohnort habe er nicht. „Im Wahllokal verstand keiner von uns, dass es mehr Nein- als Ja-Stimmen gab“, erklärte ein immer noch erstaunter Steenholdt am Donnerstag.
9 Stimmen mehr
In Abel betrug der Vorsprung der 272 Nein-Stimmen gegenüber den Ja-Sagern nur 9 Stimmen. Auch als es im Jahr 2000 um die Einführung des Euros ging, votierte Abel mit einem klaren Nein, was nicht überraschte. So stimmten die meisten Däninnen und Dänen. Der Euro wurde nicht eingeführt.
Vielleicht könnte man daraus schließen, dass es im Ort doch eine allgemeine Skepsis gegenüber der EU gibt.
Jesper Steenholdt, Vorsitzender von Venstre in Abel und Umgebung
Bei der Volksabstimmung über den Rechtsvorbehalt am 3. Dezember 2015 gab es ein deutliches Nein mit 11.080 Nein-Stimmen und 8.885 Ja-Stimmen in der Kommune Tondern. Damals stimmte Abel sogar mit einem deutlichen Nein. Damals wurde aber in allen Wahllokalen mit Nein votiert.
„Vielleicht könnte man daraus schließen, dass es im Ort doch eine allgemeine Skepsis gegenüber der EU gibt“, meint Steenholdt.
Vergleiche mit der Kommunalwahl
Bei der vorläufigen Ursachenforschung nimmt Steenholdt auch Vergleiche zur Kommunalwahl am 16. November 2021 vor. Er schaute auf die Ergebnisse der Parteien, die für ein Ja beim Referendum plädiert hatten, und auf die Resultate der EU-Gegner.
Die Parteien, die eine Streichung des EU-Vorbehalts unterstützt hatten, erzielten bei der Kommunalwahl vor sieben Monaten in Abel teils bessere Ergebnisse, schnitten teils aber auch schlechter ab. Verluste von 8,6 Prozent erzielte die Dänische Volkspartei (Gegner der EU). Diese Stimmen fingen die Neuen Bürgerlichen teils auf, die wie DF eine kritische Haltung zur EU einnehmen.
Die Partei Venstre verlor nach parteiinternem Streit sogar 31 Prozent ihrer Stimmen. Von 209 ging die Liste V auf 136 Stimmen zurück. Aufgefangen wurde dieser Rückgang jedoch durch Stimmengewinne der Schleswigschen Partei und Tønder Listen, also von zwei EU-freundlichen Parteien. Daher bliebe ihm das Abstimmungsergebnis vom Mittwoch immer noch ein Rätsel, gestand der ehemalige Stadtratspolitiker, der bei der Kommunalwahl seinen Sitz im kommunalen Parlament verlor.
Auch in Döstrup gab es eine Überraschung. Dort setzten 150 Wählerinnen und Wähler ihr Kreuz bei Nein. Das waren 19 Stimmen mehr als auf der Ja-Seite.
Knappe Ergebnisse in Bedstedt und Bröns
Knapp fiel das Ergebnis zugunsten eines Ja in Bedstedt (Bedsted) aus. Die Ja-Seite brachte es auf 185 Stimmen, die Nein-Seite auf 172. Noch knapper ging es in Bröns (Brøns) zu. 218 Wahlbeteiligte machten ihr Kreuz beim Ja. Das waren nur zwei Personen mehr als bei der Nein-Wählerschaft.
Am deutlichsten sprachen sich die Ja-Wählerinnen und -wähler im Tonderner Stadtbereich aus. 67,1 Prozent votierten mit einem Ja. Auf Platz zwei kam Mögeltondern (Møgeltønder) mit 365 Ja-Stimmen, was einem Stimmanteil von 66,4 Prozent entspricht. Röm (Rømø) folgt mit einem Ja-Anteil der Stimmen von 65,8 Prozent und Bredebro mit 62,9 Prozent für die Ja-Seite.
In der Kommune Tondern wurde eine Wahlbeteiligung von 64,48 Prozent (auf Landesebene: 66,9 Prozent) verzeichnet. Also weniger als im ganzen Dänemark, aber doch mehr als bei der Wahl 2019, als ein neues EU-Parlament gewählt werden sollte. Damals beteiligten sich nur 61,63 Prozent aller Stimmberechtigten an der Wahl.