Grüne Energie

Ministerin musste wegen Giga-Windrädern am Wattenmeer Rede und Antwort stehen

Wegen Giga-Windrädern Rede und Antwort stehen

Wegen Giga-Windrädern Rede und Antwort stehen

Hoyer/Højer
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Das Wattenmeer ist in Deutschland, in den Niederlanden und in Dänemark Weltnaturerbe (Archivfoto). Foto: Monika Thomsen

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Die Folketingsmitglieder Susie Jessen und Søren Espersen zitierten Kirchenministerin Louise Schack Elholm vor den Ausschuss für den ländlichen Raum und Inseln. Sie wollten wissen, was die Regierung unternehmen will, um den Verlust des Weltnaturerbetitels des Wattenmeeres zu verhindern.

Die Folketingsmitglieder Susie Jessen und Søren Espersen (beide Mitglieder der Partei Dänemarksdemokraten) hatten Kirchenministerin Louise Schack Elholm (Venstre) vor den Folketingsausschuss für den ländlichen Raum und Dänemarks Inseln zitiert. Dort musste die Ministerin am Mittwoch Rede und Antwort auf die geplanten, bis zu 450 Meter hohen Testwindräder stehen, die in unmittelbarer Nähe des Weltnaturerbes Wattenmeer in den Himmel ragen. Schack Elholm ist nicht nur Kirchenministerin. In ihr Ressort fallen auch der ländliche Raum und die Inseln des Königreiches.

Drittes Testzentrum

Die Giga-Kraftanlagen sollen in einem möglichen dritten Testzentrum für Offshore-Windräder aufgestellt werden. Sechs mögliche Standorte sind zunächst im Gespräch. Zwei davon liegen in Hoyer und Ballum, also in der Kommune Tondern (Tønder). Ein dritter Standort in Nähe des Wattenmeers und des Weltnaturerbes der Unesco liegt in der Kommune Esbjerg. Bei einem Verlust des Titels wären möglicherweise auch der deutsche und niederländische Teil des Wattenmeers betroffen. In den Nachbarländern wurde die internationale Auszeichnung im Jahr 2009 erobert, fünf Jahre später war Dänemark an der Reihe.

Auch Untersuchungen außerhalb des Weltnaturerbe-Bereichs

Bei der Fragestunde im Folketing antwortete Sofie Schack Elholm, dass eine Platzierung auch außerhalb des Weltnaturerbes am Wattenmeer untersucht werden müsse. Der Titelverlust müsse verhindert und so viel Rücksicht auf die Menschen und die Natur genommen werden.

Die Pläne

In den Testzentren werden neue Prototypen für Offshore-Anlagen untersucht, die aus Kostengründen auf dem Festland aufgestellt werden. Geplant sind bis zu acht Anlagen, die in einer Entfernung von einem Kilometer voneinander aufgestellt werden müssen. Die Windräder sind bis zu 450 Meter hoch. Sechs Standorte werden untersucht, drei davon liegen in direkter Nähe des Wattenmeeres.

Louise Schack Elholm erklärte vor dem Ausschuss, dass sie und die Regierung die Sorgen der Menschen sehr, sehr ernst nehme. Man würde dafür Sorge tragen, die Menschen und die Natur zu beschützen.

Kontaktaufnahme zur Unesco

Zudem würde Kontakt zur Unesco aufgenommen werden, um zu erfahren, was die Pläne für die Auszeichnung des Wattenmeeres zum Weltnaturerbe eventuell bedeuten könnten. In diesem Zusammenhang forderte Søren Espersen, dass der Brief an die Unesco dem gesamten Folketing vorher vorgelegt werden solle. Obwohl man von Testzentren spreche, würden die Windräder nach der Erprobungsphase nicht wieder verschwinden. Das könne vielleicht bis zu 30 Jahre dauern.

Die Ministerin machte nochmals darauf aufmerksam, dass die Windgewinnung der Offshore-Industrie von großer Bedeutung für das Erreichen der Klimaziele sei. Zudem ging es um die Behauptung der Führungsposition der dänischen Windenergiebranche. Die Konkurrenz sei beinhart. „Unsere Windverhältnisse gehören weltweit zu den besten. Es gibt aber nur wenige Gegenden, die sich als Standort für ein Testcenter eignen“, erläuterte die Ministerin.

Viel Geld und viele Arbeitsplätze

„Uns wurde von der Branche mitgeteilt, dass sie im Jahr 2020 einen Umsatz von 115 Milliarden Kronen verzeichnet hat. 55 Milliarden Kronen wurden im Export und Service umgesetzt, zuzüglich der Umsätze der Zuliefererunternehmen.

Im Jahr 2020 beschäftigte die Windenergiebranche 30.000 Menschen in Vollzeit, 60.000 Angestellte seien es in den Zuliefererbetrieben, informierte die Ministerin. „Es dreht sich daher auch um Arbeitsplätze.“

Die Testwindräder sind gigantisch. Foto: Nationalpark Wattenmeer

Die Ministerin ging davon aus, dass die noch laufenden Untersuchungen vor, innerhalb oder kurz nach den Sommerferien abgeschlossen sind. Dann würden sich die Vergleichsparteien treffen und entscheiden, ob ein drittes Testcenter gebaut und mit welchen Standorten weitergearbeitet werden solle. Keine der beiden Fragen sei entschieden.

Erst nach einer politischen Entscheidung folge eine gründliche Untersuchung in Bezug auf die Konsequenzen.

Acht Parteien einig

Acht Parteien des Folketings haben sich im Sommer 2022 dafür ausgesprochen zu untersuchen, ob ein drittes Testzentrum für gigantische Windanlagen-Prototypen in Dänemark gebaut werden soll. Die Sozialdemokaten, Venstre, Dänische Volkspartei, Radikale Venstre, die Sozialistische Volkspartei, die Konservativen und die Liberale Allianz bildeten damals wie nach der Folketingswahl eine Mehrheit.

In Østerild in der Kommune Thisted und Høvsøre in der Kommune Lemvig liegen bereits Testzentren. Dort gibt es neun beziehungsweise sieben Testplätze für kleinere Windräder als die, die im dritten Windkraftcenter gebaut werden sollen. Die beiden Bestehenden können nicht ausgebaut werden.

Dass jetzt ein weiteres Center geplant wird, liegt am Ziel der Regierung, die gewonnene Menge an Windenergie bis zum Jahr 2050 zu verzehnfachen. Dieses Ziel verfolgt Dänemark zusammen mit den Regierungen von Deutschland, Belgien und den Niederlanden, die alle einen Wattenmeer-Bereich haben. Daher sollen bis 2030 Hunderte Windmühlen an der Nord-, aber auch der Ostsee gebaut werden.

Ursprünglich war die Wohnungsbau- und Planungsbehörde, die Windkraftbranche, Dänemarks Technische Universität und die staatliche Energiebehörde in die Planung einbezogen. Nach der Folketingswahl im Dezember liegt die Zuständigkeit im Ministerium für den ländlichen Raum. Die Ministerin ist Louise Schack Elholm (Venstre).

Von den sechs möglichen Standorten, die untersucht werden, liegen zwei in der Kommune Tondern: Margrethenkoog in der Tonderner Marsch bei Hoyer und Ballum Enge sowie bei Esbjerg und drei bei der Jammerbugt und Brønderslev in Nordjütland.

Richtig Wind in die Diskussion brachte das Sekretariat des Nationalparks Wattenmeer und dessen Vorsitzende Janne Liburd vor einigen Wochen. Im März wurde ein großes Bürgertreffen in Scherrebek (Skærbæk) abgehalten. Gegner sind nicht nur die Nationalparkorganisation, sondern unter anderem auch der ornithologische Verein, der Naturschutzverein, die Kommunen und das Gros ihrer Bürgerinnen und Bürger.

 

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