Energiewende
Gegner: „Neues Testzentrum für riesige Windräder in die Wüste verlegen“
Gegner: „Testzentrum für riesige Windräder in die Wüste verlegen“
Gegner: „Riesige Windräder in die Wüste verlegen“
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Der Planungsprozess kann bis zu eineinhalb Jahre dauern, wenn das Folketing beschlossen hat, ob und wo in Dänemark ein drittes Testzentrum mit bis zu 450 Meter hohen Windrädern gebaut wird. Folketingsmitglied Henrik Frandsen forderte dazu auf, den guten Ton zu wahren.
Die dänischen Ornithologen blasen zum Angriff, wenn das Folketing tatsächlich entscheidet – vermutlich Mitte des Jahres – ein neues Testzentrum für die dänischen Hersteller von Windkraftanlagen direkt am Wattenmeer zu bauen.
Der Vorsitzende von Dansk Ornitologisk Forening, Egon Østergaard, erklärte auf dem mit 270 Menschen besuchten Bürgertreffen in Scherrebek, dass der Verein auch nicht vor dem Gang zur EU zurückschrecke. „Das Wattenmeer ist Dänemarks wichtigstes und weltweit eines der wichtigsten Vogelschutzgebiete. Es ist durch Direktiven der EU geschützt.“
Wer gehofft hat, dass man ein Windzentrum nach Testende los sei, täuschte sich. Für die beiden bestehenden gibt es zumindest keine befristete Laufzeit, erklärte Sigmund Lubanski, Direktor der staatlichen Behörde für Planung und den ländlichen Raum. Daher wird befürchtet, dass die neuen bis zu 450 Meter hohen Windräder in einem Testzentrum am Wattenmeer später von noch größeren Modellen ersetzt werden.
Auf der Suche nach sechs bis neun Testplätzen
Lubanski erklärte, dass seine Behörde den Auftrag habe, sechs bis neun neue Testplätze zu finden. Gesuchte Standorte seien flache Gebiete, in denen es viel und oft weht. Die Gegend soll dünn besiedelt sein. Dass die gigantischen Windräder, die später in Windparks zur See aufgestellt werden können, nicht im Meer getestet werden können, begründete er mit dem finanziellen Aspekt. Müssten Änderungen vorgenommen oder Teile ausgetauscht werden, wäre der Transport auf dem Seeweg zu teuer, so Sigmund Lubanski.
Auch der Vorschlag des ausgewiesenen Windräder-Gegners aus Osterterp (Østerterp), Torben Ravn, die Testzentren in der Wüste einzurichten, wurde vom Direktor verworfen. Schließlich müssten auch die Windverhältnisse stimmen. Die Regierung wünsche die Abkehr von fossilen Brennstoffen und will erneuerbare Energieformen fördern.
„Ich muss aber zugeben, dass sich 450 Meter ganz wahnsinnig anhört“, sagt Lubanski. In Østerild bei Thisted habe Vestas die bisher weltweit größte Windkraftanlage (Höhe: 280 Meter) aufgestellt. Dort und in Høvsøre bei Lemvig liegen die bestehenden Testzentren. Dort wird die Leistungsfähigkeit von 200 bis 330 Meter hohen Windrädern getestet. Auch Enteignungen können ins Spiel kommen, erklärte Lubanski. Zusätzlich würden Ersatzgebiete angeboten. Sogar Fressplätze für Vögel könnten verlegt werden.
Kriterien für Standorte von Testzentren
Die Kriterien seien unter anderem ein flaches Gelände mit wenig Bäumen, viel Wind, Infrastruktur und realistische Möglichkeiten zur Einspeisung der Windenergie ans Stromnetz, so Lubanski über einige der Voraussetzungen.
Er erklärte auch, dass die Wattenmeer-Standorte ins Spiel gebracht wurden, als zwei frühere in der verseuchten Kærgaard-Klitplantage in der Kommune Varde mit Rücksicht auf das Militär gestrichen worden seien. Man würde ganz klar auch die Einwirkungen so hoher Windräder auf die Natur und die dort lebenden Menschen untersuchen.
Das ist weder klug noch zweckmäßig.
Jørgen Popp Petersen, Bürgermeister
Esbjergs Bürgermeister Jesper Frost Rasmussen (Venstre) und sein Amtskollege aus Tondern, Jørgen Popp Petersen (Schleswigsche Partei), waren überzeugt, dass ein Standort in der einzigartigen Natur direkt am Nationalpark Wattenmeer und dem Weltnaturerbe der Unesco eine ganz schlechte Idee sei.
Popp Petersen ergänzte, dass es ihm unlogisch erscheine, dass der Staat zum Wohle der Vögel erst viele Millionen Kronen zum Aufkauf von Flächen im Margrethenkoog bei Hoyer ausgegeben habe, und jetzt genau dorthin ein Testzentrum bauen wolle. „Das ist weder klug noch zweckmäßig.“
Die Vorsitzende des Nationalparks, Janne Liburd, zückte als Trumpf die Erklärung der Umwelt- und Naturbehörde. Diese meinte, ein Testzentrum sei nur schwer mit dem Ziel des Gesetzes (Bewahrung und Stärkung der Natur) vereinbar. Janne Liburd sah weitere potenzielle Gesetzesverstöße, ohne sie zu nennen.
Obwohl vermutlich alle Zuhörerinnen und Zuhörer Gegner eines Testzentrums am Wattenmeer waren, fand das Bürgertreffen in einem sachlichen und freundlichen Ton statt. Diesen Weg solle man weiter befolgen, so Henrik Frandsens Rat an die Anwesenden.