Event
Kuchenfestival: Amateurinnen mussten sich der Backkunst eines Profis beugen
Kuchenfestival: Amateurinnen mussten sich der Backkunst eines Profis beugen
Kuchenfestival: Amateurinnen mussten sich Profi beugen
Diesen Artikel vorlesen lassen.
Mie Andersen, Konditorin des Schackenburger Schlosskruges, gewann in Tondern die dänische Meisterschaft im Tortenbacken. Im Publikum entstand Ungehaltenheit wegen der seiner Meinung nach unfairen Bedingungen. Ansonsten verlief die vierte Ausgabe des Festivals bei strahlendem Wetter wie geplant. „Bagedysten“-Star Markus Grigo vereinte die größte Fanschar hinter sich.
Ein unwahrscheinliches Glück mit dem Wetter hatten die Verantwortlichen bei der Durchführung des vierten Kuchenfestivals in Tondern. Während es am Vortag in Strömen geregnet hatte, strahlte die Sonne am Sonnabend, als das Event um 11 Uhr gestartet wurde.
Höhepunkt der Großveranstaltung war die dänische Meisterschaft im Tortenbacken. Nicht die Brottorte als nordschleswigsche Spezialität stand wie in den Vorjahren im Mittelpunkt des Wettstreits. In diesem Jahr gab es die Aufgabe, eine Torte mit royaler Note in Anlehnung an den Thronwechsel im Januar zu kreieren.
So fanden sich auf mehreren Kuchen Krönchen, Margeriten (die Lieblingsblume von Königin Margrethe), Schoko-Frösche in Anlehnung an die Zeit von König Frederik als Marinetaucher und Blumen in den Farben der Kleider von Königin Mary wieder, die sie zu den Taufen ihrer vier Kinder getragen hat. So zumindest die Assoziation von Jurorin Rie Ludvigsen.
Wein aus Australien
Essbare goldene Perlen, Monogramme des Königspaares und Orden waren unter anderem als Verzierung der Torten gewählt worden. Königlich waren auch einige Zutaten, unter anderem ein Gravensteiner-Apfelkompott, Stachelbeeren aus dem königlichen Garten in Gravenstein (Gråsten), oder perlender Wein aus Australien in Anlehnung an die Herkunft von Königin Mary als edler Tropfen für den Tortenschmaus.
Acht Frauen – darunter auch ein Mutter- und Tochtergespann aus Westergammelby (Vester Gammelby) stellten sich dem Wettstreit und zeigten viel Kreativität auf hohem Niveau.
Die Torten sahen nicht nur toll aus. Sie mundeten den fünf Jurorinnen und Juroren auch. Allen voran Dänemarks bekanntester Bäckerin, Mette Blomsterberg, die landesweit als Jurorin in der populären Sendung „Bagedysten“ vom TV-Sender „DR 1“ bekannt wurde. Zu Beginn der Verkostung musste sie schnell noch ein Video machen und fotografierte dann jede Torte mit ihrem Handy, wenn diese auf den Jury-Tisch gesetzt wurde.
Sie und ihre vier Mitstreiter waren sich einig, wer den Wettstreit gewinnen sollte. Mit einer profihaft gebackenen und unwahrscheinlich kreativen Torte gewann Mie Andersen, Konditorin im Schackenburger Schlosskrug, den Titel. Alle fünf hatten sie als Favoritin auf ihre Zettel geschrieben.
Ihre Wahl sorgte für ein Murren im Publikum, da Mie Andersen als Profi gegen Amateurinnen angetreten war. Doch in diesem Jahr hatte man nicht nur das Motto geändert, sondern auch die offenen Teilnahmebedingungen. Jeder durfte mitmachen, also auch gelernte Konditoren.
Die Verantwortlichen zeigten teilweise Verständnis für die Reaktionen des Publikums, das seine Kritik in gemäßigter Tonlage geäußert hatte. Die Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter bewerteten die Torten nach drei Kriterien: 1 die royale Note (40 Prozent) und jeweils 30 Prozent für Geschmack und Aussehen. Auf dieser Grundlage vergaben sie ihre Noten.
Populärster Mann
An Popularität übertrumpfte Markus Grigo alle Hauptpersonen. Grigo wirkte gemeinsam mit Mette Blomsterberg als Juror in „Bagedysten“ mit und besetzt diese Rolle immer noch. In Tondern trat er zum zweiten Mal als Moderator auf, als sich die fünf Juniorinnen und Juroren durch acht gestandene Stücke Torten schmausen durften.
Grigo meisterte seine Rolle mit viel Humor und Fachwissen und wurde immer wieder vor, während und nach dem Wettbacken von Zuschauerinnen und Zuschauern um Autogramme und Selfies gebeten.
Aber bitte mit Sahne
Der gebürtige Deutsche, der seit 1991 in Dänemark lebt, erfüllte jeden Wunsch seiner Fans. Er käme aus einem Land der Sahnetorten und sei bei seiner Ankunft in Dänemark entsprechend enttäuscht über die bescheidenere Auswahl in dänischen Bäckereien überrascht und ein wenig enttäuscht gewesen, räumte er ein.
Mit Spannung verfolgte ein Ehepaar im besten Alter das Geschehen auf der Bühne. Die Eheleute waren von Ålborg nach Tondern gefahren. Sie kannten Nordschleswig von vielen Urlauben mit ihren Kindern. Die nordschleswigsche Kaffeetafel hätten sie in den Jahren immer wieder verpasst, die von Bürgermeister Jørgen Popp Petersen (Schleswigsche Partei) als wahre Touristenattraktion bezeichnet wurde. Deswegen seien sie zum Festival gekommen und hätten es nicht bereut, so das Paar, das ein verlängertes Wochenende in einem Haus eines Bekannten in Tondern verbringen wollte.
Auch die Gewinnerin des Vorjahres, Lana Jakobsen aus Scherrebek (Skærbæk), hatte sich getraut, in diesem Jahr wieder mitzumachen. Ihre Torte kam wie 2023 als letzte Torte auf den Prüfstand. Sie habe die Torte am Freitag gebacken und war mit dem Ergebnis zufrieden gewesen. Sie habe überlegt, zwei andere Torten zu backen, blieb jedoch bei ihrem ersten Vorschlag.
Kein Ruhestand für Seniorchef
Auch die Bäckerei Nyeman's aus Apenrade (Aabenraa) war mit ihren berühmten Rumkugeln in Tondern vertreten. Ihre Spezialität war vor einigen Wochen als beste Dänemarks gekürt worden. Seniorbäcker Iver Hansen, der erneut in der Jury saß, verriet, dass er eigentlich nach der Übernahme des Betriebs durch seine Tochter und Schwiegersohn eigentlich in Rente gehen wollte. Dies sei nach dem Gewinn dieser Auszeichnung nicht möglich gewesen. Aufgrund der großen Nachfrage war immer noch Gebrauch für den Seniorchef.
Die vierte Ausgabe des Festivals hatte wieder viele Menschen nach Tondern gelockt. Alle 500 Tickets, mit denen man sich 21 Kostproben nordschleswigscher Backkunst an sieben Ständen in der Fußgängerzone sichern konnte, waren verkauft worden.
Etwa 15 Prozent der 500 Tickets wurden an Deutsche abgesetzt, verriet Erik E. Petersen vom Tonderner Handelsverein.
„Die meisten Deutsche kommen aus Schleswig-Holstein. Viele kommen aus Hamburg oder auch aus Mecklenburg-Vorpommern“, berichtete Gitte Hoeg Andersen.