Drittes Kuchenfestival
Nordschleswigsche Brottorte mit einem Hauch Westküste – sogar auf japanisch
Nordschleswigsche Brottorte mit einem Hauch Westküste – sogar auf japanisch
Nordschleswigsche Brottorte mit einem Hauch Westküste
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Chiemi Sasaki aus Tokio besuchte auf ihrer Tournee durch den Norden auch das Kuchenfestival in Tondern und machte bei der dänischen Meisterschaft mit. Siegerin wurde aber Lana Jakobsen aus Scherrebek.
Das Publikum des dritten Kuchenfestivals kam aus Tondern, der näheren Umgebung, aber auch aus ganz Dänemark, aus Nordfriesland und anderen schleswig-holsteinischen Städten und sogar aus Berlin.
Doch den weitesten Weg hatte die Japanerin Chiemi Sasaki zurückgelegt. In ihrem Heimatland schreibt die begeisterte Hobbybäckerin aus Tokio als Freelancerin Beiträge für mehrere Internetseiten. Dass sie zum Kuchenfestival in Tondern kam, war eigentlich Zufall. Zu Weihnachten besuchte sie das Café Nomu des Dänen Nicolai Bergmann in Tokio.
Dänische Berühmtheit
Der Blumenkünstler sei in ihrem Heimatland sehr bekannt. Er erzählte ihr von der Brottorte und dem Festival in Tondern, berichtete die 58-Jährige, die den Ansturm der dänischen und deutschen Medien auf sie bescheiden belächelte.
Sie googelte das Brottorten-Rezept und versuchte, diese nordschleswigsche Spezialität zu Hause zu backen. Nicht sonderlich erfolgreich verliefen die ersten Versuche. Beim ersten Mal hatte sie auf Backpulver für den Teig verzichtet. Das gebackene Produkt ähnelte eher einem Pfannkuchen als einer Torte. Andere Kreationen brachen in sich zusammen, bis sie es hinbekam.
In der Küche des Ferienbauernhofs Hohenwarte in Hoyer (Højer) backte sie ihre Brottorte auf japanische Art, mit der sie dänische Meisterin werden wollte.
Das Thema der Meisterschaft war in diesem Jahr nicht die traditionelle Kalorienbombe aus Brotkrümeln, Schwarzer Johannisbeermarmelade und Schlagsahne. Die Torten sollten einen Hauch von Westküste haben.
„Da Mascarpone in Japan sehr beliebt ist, wählte ich diese Creme auch für meinen Kuchen“, strahlte die begeisterte Besucherin des Kuchenfestivals.
Nachhaltige Torte
Sie liebe alles Backwerk. Die Brottorte sei nicht nur lecker, sondern auch nachhaltig, da Brotreste für den Teig verwendet würde. Und sie liebe Schwarzbrot, erzählt Chiemi Sasaki.
Siegerin wurde Chiemi Sasaki nicht – sondern Lana Jakobsen aus Scherrebek (Skærbæk). Sie stammt aus einer Bäckerfamilie und wählte für ihre Brottorte mit einem Hauch Westküste unter anderem Rhabarber, Sanddorn, Gin einer örtlichen Destillerie und zierte ihre Schlagsahne mit zierlich gemalten Schokoladen-Spitzenmustern.
Erst vor zwei Tagen hatte sie sich entschlossen, teilzunehmen. „Ich habe manchmal so verrückte Ideen und backe sehr gerne. Trotz mehrerer Aufforderungen aus meinem Familien- und Bekanntenkreis würde ich mich aber nie für die DR-Sendung Bagedysten anmelden. Das bin nicht ich“, so die neu gekürte dänische Meisterin im Tortenbacken.
Sie ließ mit ihrer Variation der nordschleswigschen Brottorte auch die lokale Mitstreiterin Vivi Ann Clausen aus Tondern hinter sich, die sich für Kekse („Mariekiks“) als Tortenboden, selbst gemachter Brombeer-Marmelade und Schlagsahne entschieden hatte. Ein fünfter Platz ist mir auf jeden Fall sicher“, lachte die Tonderanerin.
Beim dritten Kuchenfestival gingen nur fünf Teilnehmerinnen an den Start. Zwei Anmeldungen mussten krankheitsbedingt zurückgezogen werden.
So musste sich die Jury nur durch fünf Stücke Torte schmausen. Im vergangenen Jahr waren es zehn Teilnehmerinnen und Teilnehmer. 2021 waren es acht.
Bürgermeister Jørgen Popp Petersen (Schleswigsche Partei) saß wie im Vorjahr wieder in der Jury. Trotz des kalorienreichen Mahls habe er doch morgens Haferflocken gegessen.
Sein Kriterium für eine gute Torte sei der Geschmack. „Sie muss schmecken. Falls ich irgendwann einmal Vegetarier werden sollte, dann würde die Brottorte meine Lieblingsspeise werden.“
Während der Meisterschaft, die von vielen Medien auch aus Deutschland begleitet wurde, machte auch Chiemi Sasaki Videos mit großer Begeisterung. Sie liebe die nordische Backkunst. So war sie auf ihrem zweiwöchigen, nordischen Trip auch in Schweden und Norwegen, Skagen, Aarhus und zuletzt Tondern gewesen.
Ihre Reise endet am Montag. Dann will sie nach Hause fliegen, um ihren Landsleuten die Art des nordischen Backens näherzubringen. Sie zumindest habe sich schon immer dafür interessiert. Sie freute sich, dass man im Ikea-Geschäft in Tokio jetzt auch schwedische Kuchen bekommt.
Auf dem neuen Platz auf der Schiffbrücke endete die Meisterschaft, als das Publikum die „Reste vom Feste verputzen“ durfte. In der Fußgängerzone indes futterten sich andere an 21 Stationen durch süße Kalorienbomben.
Von verschiedenen Bäckereien wurden Spezialitäten serviert, die auf eine nordschleswigsche Kaffeetafel gehören. Dazu benötigte man aber ein Ticket. Einige teilten sich eine Teilnehmerkarte, um alle Stationen zu schaffen. So kamen (fast) alle auf ihre Kosten, zumindest diejenigen, die ein Ticket gekauft hatten.