Energiewende
Kalte Schulter für Windkraft-Testanlagen in der Tonderner Marsch
Kalte Schulter für Windkraft-Testanlagen in der Tonderner Marsch
Kalte Schulter für Windkraft-Testanlagen in der Marsch
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Für Bürgermeister Jørgen Popp Petersen ist es ganz und gar nicht nachvollziehbar, dass das Naturschutzgebiet vom Staat als potenzieller Standort anvisiert wird. Die Folketingsparteien hinter der Vereinbarung sind für eine Überprüfung von zwei Gebieten in der Kommune Tondern.
Die staatliche Ausweisung eines Gebiets in der Tonderner Marsch als potenzieller Standort für ein neues, drittes nationales Testcenter mit 450 Meter hohen Windkraftanlagen stößt im Rathaus in Tondern auf harten Gegenwind.
Bürgermeister Jørgen Popp Petersen (Schleswigsche Partei) hat in dieser Sache prompt reagiert und schriftlich Kontakt zu Wohnungsbauminister Christian Rabjerg Madsen (Sozialdemokratie) aufgenommen.
Er hat den Minister darum gebeten, das staatliche Projekt, unter der Bezeichnung „F“, wegfallen zu lassen.
Überprüfung ein Muss
„Der Minister besteht aber darauf, dass es Bestandteil des Screenings wird“, berichtet Popp Petersen dem „Nordschleswiger“.
Aus der Sicht der staatlichen Wohnungsbau- und Planungsbehörde, der Windkraftbranche, Dänemarks Technischer Universität und der Energiebehörde bietet sich dieses Gebiet in der Tonderner Marsch für die Platzierung von drei bis vier Windkrafttestanlagen an.
Ich verstehe aber ganz und gar nicht, warum man jetzt eine Platzierung in einem der schönsten naturnahen Gebiete in Dänemark in Erwägung zieht, das obendrein noch unter Naturschutz steht.
Jørgen Popp Petersen, Bürgermeister
Gegenwärtig gibt es in Dänemark zwei nationale Testzentren, wo Prototypen getestet werden. Eines in Havsøre nördlich von Nissum Fjord und eins in Østerild in Thy. Angestrebt ist, dass ein neues drittes Testcenter mit acht Windkraftanlagen bis zu 450 Meter Höhe mitsamt technischen Anlagen, Gebäuden und Straßen gebaut wird.
Ballum ist weiter im Fokus
Im Juni war eine potenzielle Platzierung bei Ballum für die acht Testanlagen ins Auge gefasst worden.
Gleiches machte sich für Standorte in der Nachbarkommune Esbjerg, sowie Jammerbugt und Brønderslev in Nordjütland geltend. Bereits damals hatte Popp Petersen den Minister darauf hingewiesen, dass dieser Vorschlag stark problematisch sei.
In einer neuen Runde haben die Windkraftbranche (Green Power Denmark, Vestas und Siemens Gamesa) und Dänemarks Technische Universität nun drei zusätzliche Platzierungen in der Kommune Tondern (Gebiet F) und in der Kommune Jammerbugt (G und H) eingekreist. Sie sollen wie auch die im Juni benannten Gebiete einem Screening unterzogen werden.
Große Verwunderung
Da die Tonderner Marsch unter Naturschutz steht und es sich um ein Stück einzigartige dänische Natur handelt, wundert sich der Bürgermeister, dass der Staat dieses Gebiet überhaupt als möglichen Standort für ein neues staatliches Testcenter benannt hat.
„Ich verstehe den Bedarf für ein neues Testcenter und unterstütze die Vision für die grüne Umstellung. Ich verstehe aber ganz und gar nicht, warum man jetzt eine Platzierung in einem der schönsten naturnahen Gebiete in Dänemark in Erwägung zieht, das obendrein noch unter Naturschutz steht“, so Popp Petersen.
„Es ist wie der Standort in Ballum auch als Natura 2000 Schutzgebiet und Nationalpark eingestuft. Das Gebiet hat den Status als Weltnaturerbe und steht außerdem unter Naturschutz. Zudem ist der Öffentlichkeit beim Salzwassersee der Zutritt versperrt“, führt Popp an.
Entscheidung Ende 2022 oder Anfang 2023
Wenn die Ergebnisse der Überprüfungen der sechs Gebiete in Jütland vorliegen, werden die Folketingsparteien, die die Vereinbarung mittragen, Stellung zu den Möglichkeiten für die Errichtung von ein oder mehreren neuen nationalen Testzentren beziehen.
Die Entscheidung wird für Ende 2022 oder Anfang 2023 auf Christiansborg erwartet.
Bei einem Beschluss für ein nationales Testcenter erstreckt sich die Planung und die Bauphase von 2023 bis 2027.
Kompensation auf der Wunschliste
Die Bürgermeister der vier Kommunen haben vor wenigen Tagen in Kopenhagen ein Treffen mit dem Minister gehabt. Dabei haben sie Raberg Madsen auf die Wichtigkeit von einer Kompensation für das oder die Gebiete hingewiesen, die Heimstätte für ein Testcenter ausgewiesen werden.
Beim gegenwärtigen Stand Dinge gibt es kein finanzielles „Trostpflaster“.
Das Folketing hat das Sagen
Die Kommune Tondern kann zwar ihre Position deutlich machen, die Entscheidungskompetenz liegt aber letztlich in staatlicher Hand.
„Gegebenenfalls wird es ein Sondergesetz mit einer Enteignung geben“, so der Bürgermeister.
Seit 1988 geschützt
Die Tonderner Marsch wurde 1988 unter Schutz gestellt. Damit soll das Vogelleben, die Natur und das Kulturerbe gesichert und geschützt werden. Daher ist es gegenwärtig zum Beispiel verboten, dort neue Gebäude oder Anlagen zu errichten. Auch für den Agrar-Anbau auf den Flächen gibt es Regeln.