Minderheiten

Deshalb ist die FUEN auch nach 75 Jahren noch wichtig

Deshalb ist die FUEN auch nach 75 Jahren noch wichtig

Deshalb ist die FUEN auch nach 75 Jahren noch wichtig

Husum
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FUEN-Vizepräsident Bahne Bahnsen von den Friesen im Gespräch mit dem Präsidenten Loránt Vincze. Im Hintergrund BDN-Hauptvorsitzender Hinrich Jürgensen und der Minderheitenbeauftragte des Landes Schleswig-Holstein, Johannes Callsen (CDU). Foto: Gwyn Nissen

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Die Organisation der Minderheiten in Europa feiert ihr Jubiläum in Husum. Beim Kongress erzählen Persönlichkeiten des Grenzlandes von den Herausforderungen der FUEN.

Es ist zwar der 68. Kongress der Föderalistischen Union Europäischer Nationalitäten, doch gefeiert wird in diesen Tagen in Husum das 75. Jubiläum der FUEN. Aber wie wichtig ist der Zusammenschluss der Minderheiten heute noch? Persönlichkeiten aus dem deutsch-dänischen Grenzland geben darauf Antworten.

Hinrich Jürgensen, Hauptvorsitzender des Bundes Deutscher Nordschleswiger, dem Dachverband der deutschen Minderheit in Nordschleswig: „Das sieht man allein am Programm: Wir haben mehrere Resolutionen, bei denen es darum geht, wie Minderheiten heute behandelt werden. Auch wir in der deutschen Minderheit haben unsere Herausforderungen, aber im Vergleich zu anderen Minderheiten in Europa jammern wir auf hohem Niveau, was Rechte und Akzeptanz angeht.“

Der BDN-Hauptvorsitzende Hinrich Jürgensen ist beim FUEN-Kongress dabei. Ebenfalls anwesend: Christa Toft aus Apenrade. Foto: Gwyn Nissen

Hans Heinrich Hansen, Ehrenpräsident der FUEN und früher Hauptvorsitzender des Bundes Deutscher Nordschleswiger: „Ich stamme noch aus einer Zeit, als wir vor 1990 noch 41 Mitgliedsorganisationen waren. Nach der Öffnung Osteuropas waren wir wenige Jahre später über 70 Mitglieder. Auch kam Russisch als offizielle Sprache nach Englisch, Französisch und Deutsch hinzu.Ich habe diese Entwicklung von einer kleinen Organisation zu einer großen, potenten Wissensorganisation mitgemacht. Wir werden heute gefragt – auch wenn wir mit der Minority Safe Pack gescheitert sind. Das war sehr bedauerlich, aber gemeinsam sind wir stark – genau deswegen ist die FUEN heute noch wichtig.“

Gitte Hougaard-Werner (links) von der dänischen Minderheit im Gespräch mit der Landtagspräsidentin des Landes Schleswig-Holstein, Kristina Herbst Foto: Gwyn Nissen

Gemeinsam sind wir stark

Gitte Hougaard-Werner, Vorsitzende des Sydslesvigsk Forening, dem kulturellen Verband der dänischen Minderheit: „Die FUEN ist wichtig, weil wir in der Gemeinschaft stark sind. Einigen von uns geht es richtig gut, anderen aber wiederum schlecht. Und auch für uns, denen es gut geht, ist es wichtig aufgezeigt zu bekommen, dass das gute Leben im deutsch-dänischen Grenzland keine Selbstverständlichkeit ist. Außerdem ist es nicht egal, ob die einzelne Minderheit alleinsteht oder ob wir zusammenarbeiten. Gemeinsam sind wir stark und haben eine andere Schlagkraft.“

Anke Spoorendonk, langjährige Politikerin der dänischen Minderheitenpartei Sydslesvigsk Vælgerforening (SSV) und frühere Ministerin im Land Schleswig-Holstein: „Die FUEN ist eine NGO für Minderheiten und ist immer noch wichtig. Wenn man über den deutsch-dänischen Tellerrand blickt, dann sieht man, dass Minderheitenpolitik nicht überall angekommen ist. Wir brauchen daher die Zusammenarbeit in der FUEN.“

Bahne Bahnen (rechts) im Gespräch mit Willi Wottreng. Foto: Gwyn Nissen

Bahne Bahnsen, Vizepräsident der FUEN und Vertreter der Friesen: „Die FUEN war nie wichtiger als heute, weil es mit der Minderheitenpolitik in Europa generell bergab geht. Es gibt wenige positive Beispiele, aber ansonsten wird es nicht besser, sondern schlechter. Das ist in Dänemark, Deutschland und Europa der Fall. Und es gilt auch für das allgemeine Verständnis für Minderheiten. Die FUEN muss daher Tempo aufnehmen, um herauszufinden, wie wir die Minderheitenpolitik generell stärken können – nicht nur hier bei uns im Grenzland, sondern in ganz Europa.“

Anerkennung in der EU

Welche aktuellen Herausforderungen haben die Minderheiten Europas heute?

Hinrich Jürgensen: „Es geht uns immer noch um die Anerkennung innerhalb der EU. Die Forderungen der MSPI sind immer noch aktuell, und wir hätten gerne einen EU-Kommissar, der sich für Minderheitenrechte einsetzen kann.“

Hans Heinrich Hansen (rechts) beim FUEN-Kongress. Foto: Gwyn Nissen

Hans Heinrich Hansen: „Wir müssen als Minderheiten und FUEN noch sehen, wie wir bei der EU unterkommen. Es gibt heute 27 Kommissarinnen und Kommissare, und betrachtet man ihre Aufgabenfelder, hätten drei oder vier Kommissare durchaus die Aufgabe übernehmen können, die Rechte der Minderheiten zu sichern. Minderheiten machen in Europa 10 Prozent der Bevölkerung aus – daher müsste es eine Selbstverständlichkeit sein, dass wir in der Kommission eine Vertretung haben.“

Die langjährige Politikerin Anke Spoorendonk von der dänischen Minderheit ist immer beim FUEN-Kongres dabei. Foto: Gwyn Nissen

Anke Spoorendonk: „Die größte Herausforderung ist immer noch die Umsetzung des MSPI. Das ist noch ein dickes Brett, an dem wir in der neuen Wahlperiode der EU arbeiten müssen.“

Gitte Hougaard-Werner: „Die gesamte Situation in Europa bringt Herausforderungen, aber wir sind trotz der Unterschiede in den Minderheiten eine große Familie. Diese Vielfalt muss gelebt und verstanden werden – daher ist der Zusammenhalt in der FUEN wichtig.“

 

 

Viele Gespräche am Rande des FUEN-Kongresses – hier unter anderem FUEN-Vizepräsident Gösta Toft aus Apenrade und die frühere Minderheitenbeauftragte in Schleswig-Holstein, Renate Schnack. Foto: Gwyn Nissen

„Minority SafePack”-Initiative

Die „Minority SafePack”-Initiative hat zum Ziel, dass die EU Verantwortung übernimmt und zum Förderer kultureller und sprachlicher Vielfalt innerhalb Europas wird. Die Kopenhagener Erklärungen zum Schutz der Rechte von Minderheiten sollen auch von den Mitgliedstaaten der EU berücksichtigt werden. 

http://minority-safepack.eu/#about
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VOICES – MINDERHEITEN WELTWEIT

Jan Diedrichsen
Jan Diedrichsen
„Europas Minderheiten: Zwischen Lippenbekenntnissen und politischen Taten“