Geschichte

Ein goldener Ring gibt Aufschluss über eine bisher unbekannte Fürstenfamilie

Ein goldener Ring gibt Aufschluss über eine bisher unbekannte Fürstenfamilie

Goldener Ring gibt Aufschluss über unbekannte Fürstenfamilie

Monika Thomsen
Emmerleff/Emmerlev
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Lars Nielsen holte in Emmerleff einen ganz besonderen Goldschatz ans Tageslicht. Foto: Privat

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In Emmerleff an der nordschleswigschen Westküste spürte der Freizeitarchäologe Lars Nielsen ein ganz besonderes Schmuckstück auf. Fachleute kommen zu dem Schluss, dass Aristokraten durch mehrere hundert Jahre in diesem Gebiet regiert haben können.

Einen spektakulären Fund machte Hobbyarchäologe Lars Nielsen, als er an einem Frühjahrstag 2020 mit seinem Metalldetektor auf einem Feld in Emmerleff im südwestlichen Nordschleswig in Aktion war.

Der 39-Jährige grub einen großen Goldring aus, der mit einem roten Halbedelstein eingefasst ist. Nielsen war sich nicht im Zweifel, dass er den Fund seines Lebens gemacht hatte. Dennoch hatte das Schmuckstück eine Geschichte, deren Ausmaß er sich nicht vorgestellt hatte.

„Ich war begeistert und überwältigt und nahezu sprachlos. Und das ist für mich eher ungewöhnlich. Ein solcher einzigartiger Fund ist surrealistisch. Ich bin stolz und geehrt, dass ich mit einem Teilchen zu unserer gemeinsamen Geschichte auf örtlicher und nationaler Ebene beitragen kann“, so Lars Nielsen.

Eine bisher unbekannte Fürstenfamilie

Das Fundstück bringt möglicherweise Erkenntnisse über eine neue und bislang unbekannte Fürstenfamilie an der nordschleswigschen Westküste. Die Familie hatte enge Verbindungen zu den Merowingern, Angehörige eines fränkischen Königsgeschlechtes, das damals als Großmacht das Sagen in Europa hatte, wie Kirstine Pommergaard, Museumsinspektorin im dänischen Nationalmuseum in Kopenhagen, in einer Pressemitteilung berichtet.

Die Merowinger regierten damals in einem Gebiet, das mit großen Teilen von Frankreich, Belgien und Deutschland der Gegenwart identisch ist.
Aufschluss darüber gibt die besondere Konstruktion des Goldringes. Solche Schmuckstücke trug vor mehr als 1.400 Jahren die Elite der Merowinger.

Der Goldring, der sich nun im Nationalmuseum befindet Foto: Nationalmuseet

Kontakte zum damaligen Machtzentrum

„Der Goldring verrät nicht nur, dass es eine mögliche neue Fürstenfamilie in Emmerleff gegeben hat, sondern verbindet auch das Gebiet mit einem der größten Machtzentren in Europa während der Eisenzeit. Der Goldring ist wahrscheinlich ein Damenring und kann einer Fürstentochter gehört haben, die mit einem Fürsten in Emmerleff vermählt worden ist“, so Kirstine Pommersgaard.

Das Edelmaterial Gold sei typisch für diplomatische Geschenke. „Wir wissen, dass man in Bündnisse eingeheiratet hat, wie es vermutlich mit Thyra und Gorm den Gamle passiert ist. Und in neuerer Zeit wurde Christian IX. als ‚Europas Schwiegervater‘ bekannt, da er seine Töchter in andere europäische Königshäuser einheiraten ließ“, so die Museumsinspektorin.

Der Goldring ist als nationales Kleinod (danefæ) vom nordschleswigschen Museumsverband Museum Sønderjylland an das Nationalmuseum übergeben worden.

Ein einzigartiger Fund

„Wir haben in unserem Bereich nie etwas Entsprechendes gesehen. Mittlerweile gibt es viele Funde, die beim Wattenmeer auf globale Handelsbeziehungen hinweisen. Der Goldring untermauert, dass es hier eine einflussreiche Elite gegeben hat. Nicht jeder hatte Kontakt zu den Merowingern“, sagt Museumsinspektor Anders Hartvig  von Museum Sønderjylland.

Die Fürstenfamilie in Emmerleff habe möglicherweise in einem Gebiet zwischen Ripen (Ribe) und Haithabu (Hedeby) regiert und den Handel in dieser Region bestimmt, so Kirstine Pommergaard. Die Merowinger seien daran interessiert gewesen, mit Familien und Personen ein Netzwerk einzugehen, die den Handel und die Ressourcen in einem Gebiet kontrollieren konnten.

 

Lars Nielsen (l.) und Anders Hartvig bei einer Ausgrabung in Emmerleff im Oktober 2023 Foto: Volker Heesch

Zusammenhang mit den Goldhörnern

„Die Person, die den Ring gehabt hat, hat sicher auch die Menschen mit den Goldhörnern gekannt. Vielleicht waren sie verwandt. Zusammen mit neueren Funden entsteht ein Bild davon, dass Nordschleswig mehr Einfluss als erwartet hatte. Die Westküste hat sich nicht abgeschottet, sondern hatte eine aristokratische Präsenz mit wichtigen Handelsverbindungen Richtung Süden“, sagt Anders Hartvig.

Ein Machtsymbol der Vergangenheit

Die Archäologinnen und Archäologen meinen nicht, dass der Ring während einer Handelsreise verloren worden ist. Im Umfeld seien nämlich weitere Funde gemacht worden. Dazu gehören zwei Goldmünzen, sieben Silbermünzen und Keramik, die auf friesische Art getöpfert wurde. Dies bestätige den Kontakt zu den Merowingern vermutlich durch Verbündete in Friesland, im jetzigen Belgien und den Niederlanden.


Zudem sei der rote Halbedelstein im Ring als Machtsymbol im Norden bekannt gewesen. Der Goldring stammt aus der Zeit von 500 oder 600 Jahren nach Christi Geburt. Lars Nielsen spürte ihn nur zehn Kilometer vom Fundort der Goldhörner aus dem 5. Jahrhundert auf. Die Fundstelle liegt nur zwei Kilometer von dem noch älteren Ringwall Trællebanken entfernt.

Der Stil des Goldringes gilt als typisch für das fränkische Handwerk. Foto: Nationalmuseet

Ein neues, ewiges Andenken

Der geschichtliche Aspekt ist es auch, der für den Hobbyarchäologen am interessantesten ist. Er hat mit einem Imitat des Fundstückes seiner Frau ein besonderes Weihnachtsgeschenk beschert.

„Hoffentlich wird der neue Ring ein Familienerbstück, damit die Fundstelle und der Brief des Nationalmuseums, der die besondere Geschichte und Bedeutung des Ringes beschreibt, präsent sind. Auf diese Art wird er in unserer Familie verewigt“, so Lars Nielsen.

 

Lars Nielsen hat schon früher einen goldenen Ring auf einem Feld im Emmerleff gefunden. Davon erzählt diese Geschichte.

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Gwyn Nissen
Gwyn Nissen Chefredakteur
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