Ukraine-Krieg
Ecco bricht Schweigen zum Schutz der Angestellten
Ecco bricht Schweigen zum Schutz der Angestellten
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Die Unternehmensführung des nordschleswigschen Schuhkonzerns Ecco verteidigt die eigenen Geschäftsaktivitäten in Russland nach zwei Jahren des Schweigens in einer Pressemitteilung. Dies geschieht, nachdem der Venstre-Politiker Jan E. Jørgensen Ecco-Mitarbeitende mit Kollaborateuren des Zweiten Weltkriegs verglich, und die Angestellten dazu aufforderte, zu kündigen oder anderweitig gegen die Firmenpolitik zu protestieren.
Zwei Jahre lang gab es von Ecco keine offizielle Erklärung, warum der nordschleswigsche Schuhkonzern seine Geschäftsaktivitäten in Russland weiter fortsetzt. Im Gegensatz zu vielen anderen großen dänischen Unternehmen hat sich Ecco seit der Invasion der Ukraine am 24. Februar 2022 noch nicht aus Russland zurückgezogen. Nachdem der Venstre-Politiker, Jan E. Jørgensen, auf LinkedIn und in einem Radiointerview mit „Radio4“ im Februar einen Frontalangriff gegen Ecco gestartet hatte, hat sich die Geschäftsleitung nun jedoch gezwungen gesehen, eine Pressemitteilung herauszugeben.
„Beim Versuch, Ecco zu schädigen, sollte man nicht unsere Mitarbeitenden ins Visier nehmen”, lautet die Überschrift der Pressemitteilung, in der außerdem steht: „(...) Ende Februar erreichte die Kritik an Ecco ein inakzeptables Niveau, als ein dänisches Parlamentsmitglied die Mitarbeiter von Ecco mit einer groben, unangenehmen und unkorrekten Anschuldigung angriff, die besonders in Nordschleswig einen üblen Beigeschmack hat. Daher halten wir es für notwendig, die Gründe für unseren Verbleib in Russland zu erläutern.”
Aufforderung zum Kündigen
Die Geschäftsleitung des Schuhkonzerns bezieht sich hier auf ein Interview, das Jan E. Jørgensen dem Sender Radio4 gegeben hat, in dem er Eccos Geschäftsaktivitäten in Russland als „Kollaboration“ bezeichnete – in Anlehnung an die Zusammenarbeit dänischer Unternehmen mit der deutschen Besatzungsmacht während des Zweiten Weltkriegs. Gleichzeitig rief Jørgensen die über 600 Ecco-Mitarbeitenden dazu auf, zu kündigen oder anderweitig gegen die Firmenpolitik zu protestieren.
„Ecco-Mitarbeiter sollten etwas tun, um der Geschäftsleitung zu zeigen, dass man damit unzufrieden ist, wie der Firmenname beschmutzt wird… Wenn man in dieser Situation nicht verstehen kann, dass man sich aus Russland zurückziehen sollte, ist das etwas, das ich selbst nur schwer verstehen kann“, sagte er.
Jørgensen: Ecco schlüpft in Opferrolle
Die Aussage Jørgensens stieß auf viel Kritik. Unter anderem hat sich auch der Venstre-Vorsitzende und dänische Wirtschaftsminister, Troels Lund Poulsen, von den Äußerungen seines Parteikollegens distanziert.
Für seinen Vergleich der Ecco-Mitarbeitenden mit Kollaborateuren während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg hat sich Jørgensen inzwischen entschuldigt. Dennoch ließ er es sich daraufhin in einem Interview mit TV Syd nicht nehmen, die Unternehmensleitung von Ecco noch einmal scharf zu kritisieren. „Ich hätte dieses Wort nicht verwenden sollen. Ecco versucht jetzt aber, sich selbst als Opfer darzustellen. Dass Ecco nun ein schlechtes Image hat, ist aber nicht meine Schuld. Das haben sie ausschließlich sich selbst zu verdanken”, so Jørgensen.
Ecco: Sicherung der Arbeitsplätze entscheidend
Ecco betont in der Pressemitteilung als Antwort auf Jørgensens Kritik, dass es keine leichte Entscheidung sei, in Russland zu bleiben, sondern dass die Rücksichtnahme auf die Mitarbeitenden am schwersten wiegt. „Wir kamen zu dem Schluss, dass wir die Arbeitsplätze für unsere langjährigen loyalen Mitarbeiter sichern mussten, anstatt Außenpolitik zu betreiben“. Die Angst davor, dass Geschäfte von Russland übernommen werden könnten und somit Steuereinnahmen für Russland statt für Dänemark generieren könnten, habe laut Ecco ebenfalls in die Entscheidung mit eingespielt.
Millionenüberschuss trotz sinkender Popularitätswerte
Vor dem Angriffskrieg Russlands hat sich Ecco bei Meinungsumfragen über eine große Beliebtheit in der Gesellschaft erfreuen dürfen. Inzwischen hat das Unternehmen zusammen mit unter anderem PostNord und DSB niedrige Popularitätswerte innerhalb der dänischen Gesellschaft, wie eine Analyse des Instituts für Meinungsforschung von 2022 zeigte.
Trotz des schlechteren Images bei Meinungsumfragen hat Ecco das Jahr 2023 mit einem dreistelligen Millionenüberschuss abgeschlossen. Der Nettogewinn stieg im Vergleich zum Vorjahr um zwei Prozent auf 90 Millionen Euro (671 Millionen Kronen).