Kommunalpolitik

Konferenz in Tondern: Häufigere Überschwemmungen drohen

Konferenz in Tondern: Häufigere Überschwemmungen drohen

Konferenz in Tondern: Häufigere Überschwemmungen drohen

Tondern/Tønder
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Der Ingenieur Kristian Vestergaard berichtete während der Konferenz im Ecco-Center in Tondern über beunruhigende Trends bei den Niederschlagsmengen. Foto: Volker Heesch

Die Technik- und Umweltausschüsse nordschleswigscher Kommunen hatten Gewässerexperten, Landwirtschaft und Naturschützer zur Konferenz ins Ecco-Center geladen. Eine Botschaft: Niederschlagsmengen steigen im Schnitt von Jahr zu Jahr an.

Der Experte für Fließgewässer, Kristian Vestergaard, hat Donnerstag bei der Konferenz zum Thema Wasserläufe der Ausschüsse für Technik und Umwelt der Kommunen Tondern, Apenrade und Hadersleben erläutert, dass in den kommenden Jahren mit noch häufigeren Überschwemmungen entlang der Auen in Nordschleswig zu rechnen ist.

Fachleute lieferten Informationen

Der an der Universität Aarhus tätige Ingenieur gehörte zum Kreis der Referenten im Ecco-Center in der Wiedaustadt, die dort neben Kommunalpolitikern auch auf Vertreter der Wasserverbände, der Landwirtschaft, des Naturschutzes und der kommunalen Verwaltungen trafen.

Der Vorsitzende des Technik- und Umweltausschusses in Tondern, Bo Jessen (Venstre), hatte die Veranstaltung eröffnet, zu der rund 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer erschienen waren.

Vestergaard hatte unter anderem über das Zusammenspiel von Oberflächenabströmung, Drainage und Grundwasser sowie Zustrom von Regenwasserkanalisation und Klärwerken bei den in den Wasserläufen auftreten Wassermengen berichtet.

Bredeau Forschungsobjekt

Er nutzte mehrfach das Beispiel Bredeau, wo Studierende unter Leitung Vestergaards geforscht haben, um die starken Schwankungen beim Wasserdurchstrom in Trockenperioden und bei Starkregen darzustellen. Er berichtete, dass aktuell oft gar nicht bekannt sei, mit welchen Wassermengen man es in Wasserläufen während der jüngsten Rekord-Niederschalgasperiode zu tun hatte. Klar sei, dass von 1874 bis 2012 die Niederschläge in Dänemark im Schnitt um jährlich 1,5 Millimeter zugenommen haben.

Weitere Zunahme der Niederschläge

Der Anstieg werde laut Klimamodellen künftig noch höher ausfallen. „Im Zuge der Auflösung der Ämter sind sehr viele Messstationen stillgelegt worden“, berichtete der Fachmann. „In Bredebro haben wir Messungen seit 1922 vorgenommen, erklärte der Ingenieur, in den westlichen Bereichen von Wiedau und Bredeau fehlten aber Messstellen.

Er fügte hinzu, dass die Messstationen nicht nur eine Rolle spielen, um der Wassermassen Herr werden zu können, sondern auch Daten liefern, um die Nährsalzausschwemmung von den Feldern berechnen zu können. Er berichtete, dass bei Bredebro der Wasserdurchfluss zwischen 15 Kubikmetern pro Sekunde im Durchschnitt und 80 Kubikmetern bei Starkregen schwankt.

Gehör bei Politikern finden

Zu den Möglichkeiten, bei Politikern Gehör zu finden, damit Überschwemmungen abgewendet werden können, meinte Vestergaard, dass 2011 Kopenhagen unter Wasser stand. „Das war ein bewilligungsfördernder Regen“, meinte er. Denn anschließend gab es dort jede Menge Geld des Staates für Klimaanpassungen.

„Überschwemmungen lassen sich nicht vermeiden“, so Vestergaard, der erklärte, dass laut Berechnungen die Kopenhagener Metro einmal in 1.000 Jahren „absaufen“ werde. „Vielleicht wirken die aktuellen Überschwemmungen ähnlich in der Politik, fügte er hinzu.

Klimaatlas für Tondern

Er zitierte aus dem Klimaatlas des Wetterdienstes DMI, der für Tondern einen Anstieg der Niederschlagsmengen um zehn Prozent voraussagt. Vestergaard erläuterte, illustriert von Bildprojektionen, dass seine Studierenden genau berechnet haben, wo bei der Bredeau Überschwemmungen auftreten, wenn es Starkregen gibt. Er berichtete, dass es wichtig sei, Engpässe in Wasserläufen zu orten und Querschnitte der Fließgewässer zu vergrößern.

 

In Hoyer steht ein Regenrückhaltebecken vor der Fertigstellung. Es verhindert, dass sich bei Starkregen große Wassermengen ins örtliche Klärwerk und in die Wiedau ergießen. Foto: Volker Heesch

 

Konflikte mit Naturschutz

Er wies auf Konflikte mit dem Naturschutz hin, schlug aber auch vor, dass per Flurbereinigung den Gewässer Platz verschafft werden könnte, auf dem sie sich bei Hochwasser ohne verheerende Folgen für die Landwirtschaft ausbreiten könnten. Erforderlich seien mehr Regenwasserrückhaltebecken, um die Flutwellen zu verzögern. 

Auch könnten Pumpen an der Seeschleusen erforderlich werden, da häufigere hohe Wasserstände im Wattenmeer nicht abgestellt werden könnten. Der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für Nordschleswig (LHN), Jørgen Popp Petersen, sprach von vielen interessanten Informationen während der Konferenz. Er hofft, dass Maßnahmen ergriffen werden, um Flaschenhälse in den immer häufiger überlasteten Fließgewässern zu beseitigen.

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