Deutsche Minderheit

Behörde SIRI: Viel Ärger für Zugezogene und Sozialdienst

Behörde SIRI: Viel Ärger für Zugezogene und Sozialdienst

Behörde SIRI: Viel Ärger für Zugezogene und Sozialdienst

Hoyer/Højer
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Während der Generalversammlung des Sozialdienstes in Hoyer berichtete Familienberaterin Ilka Jankiewicz (l.) über teilweise traurige Erfahrungen mit der Behörde SIRI. Die neue Abteilungsleiterin des Sozialdienstes, Ursula Petersen (r.), stellte sich in Hoyer vor. Sie berichtete, dass nach der SIRI-Schließung in Apenrade noch nicht bekannt sei, wo eine neue Dienststelle eröffnet wird. Foto: Volker Heesch

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Die Familienberaterin des Verbandes der deutschen Minderheit, Ilka Jankiewicz, berichtet über monatelange Hängepartien, die Betroffene zur Verzweiflung bringen. Für Zuzügler in Nordschleswig sind nach Schließung der Dienststelle in Apenrade Fahrten nach Odense fällig.

In den zurückliegenden Wochen ist mehrfach über die Schließung der Dienststelle Apenrade der Behörde für Internationale Rekrutierung und Integration (SIRI) Ende Februar berichtet worden. Die Einrichtung „Styrelsen for International Rekruttering og Integration“, die sich hinter der Abkürzung verbirgt, ist seit einigen Jahren auch Anlaufstelle für Zuzüglerinnen und Zuzügler in Nordschleswig, die sich nördlich der deutsch-dänischen Grenze niederlassen wollen.

Zusätzliche Arbeit für Familienberatung

Die Familienberaterin des Sozialdienstes Nordschleswig im Bereich Hoyer (Højer) und Lügumkloster (Løgumkloster), Ilka Jankiewicz, kann ein Lied von den Erfahrungen vieler Neubürgerinnen und -bürger mit der Behörde singen. Während der Generalversammlung des Sozialdienstes in Hoyer ging Ilka Jankiewicz in ihrem Tätigkeitsbericht auf zahleiche Hängepartien für diese Menschen ein. Sie haben von SIRI die erforderliche Aufenthaltserlaubnis oft erst nach vielen Monaten bekommen, obwohl sie die Bedingungen, insbesondere die von Dänemark verlangte finanzielle Basis, erfüllten.

ICS-Zentrum statt SIRI

Die neue Abteilungsleiterin des Sozialdienstes, Ursula Petersen, die sich als Nachfolgerin von Hans Grundt bei der Generalversammlung in Hoyer vorstellte, berichtete, dass nach der Schließung der SIRI-Dienststelle in Apenrade sehr viele Menschen aus Nordschleswig lange Fahrten nach Odense zum dortigen SIRI-Büro unternehmen müssten. „Ich habe zuletzt gehört, dass anstelle von Apenrade Esbjerg als neuer Standort für SIRI im Gespräch ist“, so Ursula Petersen.

Zusagen des Ministers liegen vor

Dabei hatte Ausländer- und Integrationsminister Mattias Tesfaye (Sozialdemokraten) vor einigen Wochen gegenüber dem „Nordschleswiger“ erklärt, dass eine Dienststelle in Nordschleswig vorgesehen sei. „Die Bedingungen für ausländische Arbeitnehmer, Studierende und Arbeitssuchende, die nach Dänemark kommen, sollten natürlich so gut wie möglich sein“, sagte Tesfaye wörtlich.

Die neue Dienststelle soll unter der Bezeichnung ICS-Zentrum firmieren. Hinter dem Kürzel verbirgt sich der englische Name „International Citizen Service“. Für den Erhalt des Services für Zuzügler aus dem Ausland hatte sich unter anderem der Bund Deutscher Nordschleswiger (BDN) eingesetzt, da gerade in den grenznahen Bereich viele aus Deutschland kommen, teilweise auch Menschen, die Arbeit bei der deutschen Minderheit bekommen.

Bis zur Schließung war das Siri-Büro Apenrade im Rathaus der Kommune untergebracht. Foto: Flensborg Avis / S. Geissler

 

Der jetzt ausgefallene SIRI-Service in Apenrade ist kontraproduktiv angesichts des Ziels zahlreicher Wirtschaftsunternehmen in Grenznähe und Bemühungen aller nordschleswigschen Kommunen, Menschen aus dem Ausland anzuziehen, um diese angesichts hierzulande fehlender Arbeitskräfte in die Region zu holen. Ilka Jankiewicz berichtete über zahlreiche Ratsuchende, die zum Teil zu den 360 deutschen Staatsbürgerinnen und Staatsbürgern zählen, die sich im vergangenen Jahr in der Kommune Tondern niedergelassen haben.

Einige gehen auf Distanz zur deutschen Minderheit

„Einige wollen alles Deutsche hinter sich lassen, Kontakt zur deutschen Minderheit wollen auch nicht alle“, so die Familienberaterin. Sie habe aber durch engen Kontakt mit der Ansiedlungsberaterin der Kommune Tondern (Tønder), Marianne Krag Ockholm, einer Reihe von deutschen Neubürgerinnen und Neubürgern Unterstützung geben können. Oft sei es um Dinge wie Arbeitsverträge oder Nachweise, über genügend Vermögen zu verfügen, gegangen, was für eine Aufenthaltserlaubnis erforderlich sei, so Ilka Jankiewicz.

In einigen Fällen Verzweiflung

„Ich habe beispielsweise ein Ehepaar begleitet, mit dessen Verhältnissen die Behörde SIRI lange nicht zurechtkam“, so die Familieberaterin und nannte Details wie Unverständnis bei der Einordnung von Pflegeversicherungsleistungen, die nach einem Umzug von Deutschen nach Dänemark weitergezahlt werden. „Im Prinzip holt sich Dänemark bei Inanspruchnahme von Leistungen in Dänemark das Geld von Deutschland zurück“, so Jankiewicz. Leider musste das Paar erleben, dass die Behörde sich nicht nur angemaßt hatte, die Pflegebedürftigkeit des Ehemanns infrage zu stellen.

Auch wurde alles zweimal geprüft und mehrfach gefordert, Kontostände mitzuteilen. „Es gab viel Frust, weil das Komplikationen, wie die verzögerte Einrichtung einer E-Boks und die Blockade der Ummeldung eines behindertengerechten Autos, nach sich gezogen hat“, so die Sozialdienstexpertin, die viele Menschen bei Behördengängen unterstützt.

Zu den Höhepunkten gehörte ein Besuch der Polizei bei der Familie wegen des noch nicht umgemeldeten Autos. „Im Fall des Ehepaares führte die SIRI-Sachbearbeitung dazu, dass zunächst nur ein Ehepartner eine Aufenthaltserlaubnis erhielt, was alles noch komplizierter gemacht hat“, so Jankiewicz, die auch von Wut und Verzweiflung bei den Menschen berichtete, die die erforderlichen Aufenthaltsgenehmigungen meist bekommen haben, aber erst nach unzumutbar langen Bearbeitungszeiten. 

 

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Gwyn Nissen
Gwyn Nissen Chefredakteur
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