Ernährung

Vollpension im Wilsbeker Kindergarten kommt an

Vollpension im Wilsbeker Kindergarten kommt an

Vollpension im Wilsbeker Kindergarten kommt an

Wilsbek/Vilsbæk
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Mahlzeit im Deutschen Kindergarten Wilsbek. Das Foto entstand noch vor der Corona-Krise. Foto: Karin Riggelsen

Kein morgendliches Schmieren von Stullen und nicht immer dasselbe: Der Deutsche Kindergarten Wilsbek hat die Verpflegung der Kinder übernommen und damit gute Erfahrungen gemacht. Anfangs gab es aber auch Skepsis.

Mitarbeiterin Inge Erichsen ist die neue „Küchenfee“ im Deutschen Kindergarten Wilsbek. Sie hat sich bereit erklärt, ihre Arbeitszeit anteilig in der Küche zu verbringen, um für die Kinder zu schnippeln, zu kochen und zu backen.

Wie nahezu alle sieben deutschen Kindergärten im Bezirk Apenrade hat die Wilsbeker Einrichtung eine Essenordnung in Anlehnung an die Ernährungsausrichtung der Kommune Apenrade eingeführt. Dreimal am Tag bekommen die Kinder etwas zu essen.

Zusätzliche Personalstunden

Chefköchin und Chefzubereiterin ist dabei Inge Erichsen. Für ihren Einsatz in der Küche werden zusätzliche Personalstunden aus dem Haushalt der DKA (Deutsche Kindergärten Apenrade) bezuschusst.

„Das war uns ganz wichtig, damit nicht Stunden für die Betreuung der Kinder wegfallen“, so Wilsbeks Abteilungsleiterin Melanie Krumbügel. Aktuell kümmert sich Inge Erichsen 14 Stunden in der Woche um die Verpflegung der Kinder. Den Rest der Zeit kann sie die anderen Erzieher bei der Betreuung unterstützen.

Inge Erichsen ist die neue Küchenchefin in Wilsbek. Foto: Karin Riggelsen

Ist Inge Erichsen mal nicht da, können die Kollegen in der Küche einspringen. „Alle haben, wie Inge, einen Hygienekurs absolviert“, ergänzt die Leiterin.

Der Kindergarten untersteht den Richtlinien der Lebensmittelbehörde.

Die Essensordnung hat viele Vorteile und komme laut Krumbügel trotz Kostenbeteiligung bei den Eltern gut an.

„Die Eltern müssen sich ja nicht mehr um die Brotdosen der Kinder kümmern und können sich darauf verlassen, dass es im Kindergarten eine variable und ausgewogene Ernährung gibt“, erwähnt die Leiterin.

Eigenbeitrag der Eltern

330 Kronen im Monat kostet die „Vollpension“ für Kindergartenkinder, für die Krippenkinder zahlen die Eltern 220 Kronen. Laut Morlyn Albert, Gesamtleiterin der DKA, deckt die Summe gerade einmal die Kosten für die Lebensmittel.

Je nach Einkommen können Eltern bei der Kommune Apenrade einen Zuschuss bei der Essenordnung bekommen.

Frühstück, Mittag und eine dritte Mahlzeit am frühen Nachmittag werden aufgetischt. „Dreimal die Woche gibt es warme Mahlzeiten, an zwei Tagen bekommen die Kinder kalte Speisen, wobei viel variiert wird“, berichtet Melanie Krumbügel.

Brot mit Aufschnitt in allen möglichen Variationen, Gemüse und Obst sind stets auf dem Speiseplan des Kindergartens zu finden.

Das Essen kommt bei den Kindern bislang gut an. Foto: Karin Riggelsen

Im Mittelpunkt steht eine ausgewogene, gesunde Ernährung, betont Melanie Krumbügel.

In Brotdosen von Kindern tauchen schon mal nicht ganz so gesunde Produkte auf, und mitunter fehlt es an Variation und Ausgewogenheit. Mit der Essensordnung werden diesbezüglich mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen.

Die Kinder bekommen ausgewogene Speisen, und den Eltern bleibt das Schmieren von Brotdosen mit dem Problem erspart, es zu langweilig oder gar zu ungesund zu machen.  

„Die Essensordnung kommt super an. Eltern erzählen uns, dass die Kinder zu Hause vom Essen schwärmen. Die Kinder sagen manchmal sogar, dass es bei Inge besser schmeckt“, so Krumbügel mit einem Lachen.

Die Eltern wissen es wegzustecken. „Viele holen bei Inge die Rezepte von den Speisen, die sie auf dem Wochenplan hatte“, so die Leiterin.

Die Eltern müssen sich ja nicht mehr um die Brotdosen der Kinder kümmern und können sich darauf verlassen, dass es im Kindergarten eine variable und ausgewogene Ernährung gibt

Melanie Krumbügel

In der Küche wird auch auf besondere Bedürfnisse Rücksicht genommen. Ob Glutenallergie, Laktoseintoleranz oder andere Lebensmittelunverträglichkeiten: Nach Rücksprache mit den Eltern gibt es für einige Kinder einen Sonderspeiseplan.

Neue Speisen entdecken

Die Essensordnung erfüllt auch eine psychologisch-pädagogische Mission. Laut Melanie Krumbügel essen die Kinder in der Gemeinschaft Sachen, die sie zu Hause eigentlich nicht so gerne essen, oder sie entdecken Speisen, die sie von zu Hause nicht kennen.

Alles müssen die Kinder nicht essen. Wer das eine oder andere nicht mag, kann es liegen lassen. Es gilt aber die Regel: „Jeder muss probiert haben“, betont die Leiterin.

Das gemeinsame Essen in der Familie fällt mit der Essensordnung im Kindergarten nicht weg. Die dritte Tagesmahlzeit, in der Regel Obst, erfolgt recht früh am Nachmittag.

Auf die Kinder wartet zu Hause noch ein Abendbrot mit der Familie. „Oft wird dafür aber nicht mehr gekocht, weil die Kinder hier ja schon gut gegessen haben“, so Krumbügel zu einem weiteren Nebeneffekt, den die Eltern schätzen.

Am Anfang herrschte allerdings nicht nur Begeisterung, erinnert sich Morlyn Albert. „Es gab auch skeptische Stimmen, darunter in Wilsbek.“

Nach und nach haben nun fast alle Einrichtungen die Essenordnung eingeführt. Die Maßnahme scheint sich zu bewähren. „Ich habe bislang nur Gutes aus den Einrichtungen gehört“, so die Gesamtleiterin, die das Konzept mit der Essensordnung als einen großen Gewinn und als Werbeträger für Kindergärten sieht.

Inge Erichsen am Ofen. Mal gibt es warmes Essen, mal kalte Speisen. Foto: Karin Riggelsen

Auch Pattburg wäre gerne dabei. Hier hapert es aber noch an den räumlichen Voraussetzungen. Während in den meisten anderen DKA-Einrichtungen eine vorgeschriebene Anpassung auf die Essensordnung relativ unkompliziert erfolgen konnte, müsste in Pattburg einiges passieren.

„Sie haben eine Miniküche, und zudem gibt es einen Zuwachs an Kindern. Das ist einerseits ja positiv, bringt andererseits aber räumliche Herausforderungen“, so Albert.

Ohne einen Anbau oder eine alternative Lösung wie Container werde kaum ausreichend Küchenraum geschaffen werden können. Die Angelegenheit sei ein zentraler Punkt auf ihrer Erledigungsliste. Ob und gegebenenfalls wie es finanziell umzusetzen ist, gelte es zu prüfen.

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Leitartikel

Gwyn Nissen
Gwyn Nissen Chefredakteur
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