Die Woche am Alsensund

Dann haben wir es immerhin versucht

Dann haben wir es immerhin versucht

Dann haben wir es immerhin versucht

Sonderburg/Sønderborg
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Eine neue Woche am Alsensund mit Kolumnistin Sara Eskildsen Foto: Karin Riggelsen

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Die einen gehen auf Weltreise, die anderen zur Arbeit: In dieser Woche am Alsensund geht es um die Umsetzung von Träumen. Kolumnistin Sara Eskildsen stellt sich angesichts der vielen Segelschiffe um sie herum die Frage, was Ankommen eigentlich bedeutet.

In dieser Woche am Alsensund begegnete ich drei jungen Menschen, die von Ekensund aus auf Weltreise gehen. Ich ging an Bord der im Wind schwankenden Blueberry, um zu sehen, wie die drei in den kommenden Monaten und Jahren leben werden: auf einem zehn Meter langen Schiff in zwei Kojen und einer Kombüse.

Nichts läge mir ferner, als auf einem Stahlboot über den Atlantik zu segeln. Ich bin eher der Kornfeld-Typ und genieße den Geruch von Erde und Blüten zu sehr, um ihn gegen Salzwasser und Gischt eintauschen zu wollen. Zudem würde sich mein Pferd an Bord vermutlich nicht sonderlich wohlfühlen. Auch wenn die Stute äußerst gern in der Bucht von Düwig badet – ein Seepferd ist sie nicht.

Was mich an der Geschichte besonders faszinierte, waren Mut, Entschlossenheit und Pragmatismus der drei kommenden Weltreisenden. Während der Bootsrestaurierung der Blueberry tauchten immer wieder böse Überraschungen auf: ein Loch im Rumpf beispielsweise. Was bei einem Stahlboot wirklich nicht gut ist.

Aus einer Idee wird eine neue Lebenswirklichkeit

Doch die drei Freunde ließen sich nicht entmutigen. Ackerten, schweißten, zimmerten und lackierten weiter, bis ihre Blueberry klar für die sieben Weltmeere war.

Träume zu haben ist nicht schwer – die Umsetzung aber erfordert meistens harte Arbeit, Disziplin und eine gute Portion Seelandpony-Pragmatismus. Die Ponys stellen sich seelenruhig mit dem Hintern gegen den Wind, wenn der Sturm tobt. Ganz nach dem Motto: nicht in Panik verfallen, wenn es mal stürmt, es wird schon auch wieder aufhören.

In Kürze setzen die drei Abenteurer Segel und fahren los. Wohin sie reisen, steht noch nicht fest. Eine tolle Geschichte, die zeigt, wie aus einer Idee, einem Wunsch, eine neue Lebenswirklichkeit entstehen kann.

David, Finja und Lukas segeln von Ekensund aus um die Welt. Foto: Sara Eskildsen

Auch mit festem Lebensmittelpunkt, Arbeitsplatz und altbekanntem Heimathafen ist es keineswegs sicher, dass wir wissen, wohin die Reise geht. Oder wie sie verläuft. Manche Stürme kommen unerwartet.

Wir laufen mit Projekten auf Grund und gehen im Alltag unter. Verlieren die Orientierung, weil der innere Kompass kaputtgegangen ist. Verhindern unseren Auftrieb, weil wir uns mit Arbeitsaufgaben und Terminen überladen. Werden instabil, weil wir falsch gewichten und müssen in die Werft, weil wir nicht mehr funktionieren.

Auf dem Weg zur Arbeit sehe ich täglich all die Schiffe, die den Alsensund hoch und runter segeln. Urlaubsgäste auf dem Weg in die dänische Südsee, Abenteurer auf der Reise in ein neues Land. Alle sind irgendwohin unterwegs im Leben. Versuchen, die Segel richtig zu setzen, um anzukommen.

Unmöglich, auf Reisen und im Leben alles richtigzumachen

Ankommen zieht sich wie ein roter Faden durch das Leben, egal ob auf dem Wasser oder an Land. Ankommen zu Hause, im Leben, in einer neuen Rolle, im Büro und im Arbeitsleben, am Supermarkt, im Ruhestand, am Urlaubsort oder nach Feierabend auf der Kiesauffahrt im Schatten der Bäume. Das Ziel definiert die Reise, den Einsatz und den Aufwand.

Und immer wieder gibt es neue Ziele. Auf Ankommen folgt Aufbruch.

Mein Ziel ist heute Abend die Bucht von Düwig. Dann gehe ich mit meinem verkappten Seepferdchen baden und schaue den Schiffen zu, die an uns vorbeiziehen, während sich mein Pferd vor Wonne im Wasser wälzt. Und ich werde froh sein, dass meine Reise nicht auf einem Schiff stattfindet – und alle bewundern, die sich auf den Weg hinaus in die Welt machen.

Es ist vermutlich unmöglich, auf Reisen und im Leben alles richtigzumachen. Aber um es mit den Worten von David zu sagen, einem der drei Weltumsegler, die ich interviewen durfte: „Ich werde es mein Leben lang bereuen, wenn ich es nicht mache. Selbst wenn wir in einem halben Jahr voll auf die Fresse fliegen, ist das auch vollkommen okay. Dann haben wir es aber immerhin versucht.“

Kein Seepferd, aber ein Pferd an der See: Badespaß an der Bucht von Düwig Foto: Sara Eskildsen
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