Abenteuerfahrt
Finja, David und Lukas segeln um die Welt
Finja, Lukas und David segeln um die Welt
Finja, Lukas und David segeln um die Welt
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Drei junge Menschen aus Kiel haben in Ekensund ein Schiff restauriert, mit dem sie nun auf Reisen gehen. Wie kamen sie dazu, ihren Traum von einer Weltumsegelung in die Tat umzusetzen?
Wollen wir nicht zusammen die Welt umsegeln? Diese Frage kam immer wieder auf, wenn David Steffen, Finja Mues und Lukas Hoven abends an der Ostsee saßen und von einem großen Abenteuer träumten.
Warum eigentlich nicht?
Irgendwann stellten die drei befreundeten und mit dem Segelsport aufgewachsenen Kieler fest: Warum eigentlich nicht? Studium und Ausbildung waren abgeschlossen, die Freiheit groß und die Gelegenheit da. Finja und David hatten als Paar bereits über eine Weltumsegelung gesprochen, Lukas wollte alleine los. Irgendwann stand die Idee im Raum: Das machen wir zusammen.
Sie kauften Ende September in Finkenwerder bei Hamburg ein knapp 35 Fuß langes Reinke-Stahlboot und überführten es zunächst nach Kiel, wo sie das Deck schweißten und das Rigg – das stehende Gut und den Mast – erneuerten.
Im Januar 2023 überführten sie ihr Schiff erstmals unter Segeln und Hagelschauern nach Ekensund. Dort bauten sie das Boot auf der Palm Werft von Norman Palm komplett um.
Viele ungeplante Überraschungen bei der Renovierung
„Der Kontakt zu Norman bestand schon länger, und hier auf der Werft hatten wir perfekte Bedingungen. Die Menschen hier haben uns mit vielem sehr geholfen, das war ein großes Geschenk“, sagt Lukas. Die Materialien bezahlte das Trio selber, „doch die Verbindung zu den Händlern hat die Einkaufslogistik sehr erleichtert“, sagt Lukas.
Der Bedarf an Renovierung und Instandsetzung war groß: Bei der Bootsrestaurierung kamen diverse Überraschungen ans Licht. „Da war vieles Marke Eigenbau, und wir sind sehr froh über die Rahmen, die wir hier auf der Werft hatten“, sagt Lukas.
„Ich wohne seit Oktober auf der Werft, David kam nach Abschluss seiner Ausbildung im Januar dazu und Finja an den Wochenenden“, erzählt der 25-jährige Lukas. Das gemeinsame Leben auf engstem Raum haben sie schon mal geübt: im 10 Quadratmeter kleinen Werftzimmer mit Wohnküche.
Am Sonntag ist der Traum zusammen mit dem Stahlboot auf den Namen Blueberry getauft worden, rund 60 Menschen aus dem Freundes- und Familienkreis feierten die Bootstaufe auf der Werft. Jetzt beginnen die letzten Vorbereitungen: Mit seinem Schiff segelt das Trio im Juli zunächst von Ekensund und dann von Kiel aus über die Weltmeere.
Segelroute ist noch offen
Wohin sie der Wind führen wird, das lassen sich die drei noch offen. „Wir hatten bislang so viel zu tun, dass wir immer gesagt haben: Wenn wir losgesegelt sind, haben wir noch genug Zeit, um uns Gedanken über die Strecke zu machen“, findet David.
Sicher ist, dass sie Richtung Westen über den Atlantik wollen. Irgendwann Ende Dezember und Anfang Januar werden sie die rund dreiwöchige Überfahrt beginnen. „Wo genau wir übersetzen, haben wir noch nicht entschieden. Das überlegen wir uns im Laufe der ersten Wochen“, sagt Lukas.
Der Traum wird Wirklichkeit: „Ich wollte immer nach dem Studium ein Jahr weg, und ich konnte mir das gut auf einem Segelboot vorstellen. Irgendwann haben wir festgestellt, dass wir alle drei den gleichen Wunsch haben, und da lag es nahe, es gemeinsam zu machen“, sagt die 22-jährige Finja.
Zwei Kojen und eine Kajüte
Mit zwei Kojen im Heck und im Bug haben sie sich das Schiff so ausgebaut, dass möglichst viel Privatsphäre vorhanden ist. „So viel, wie auf zehn Metern Schiff nun mal eben möglich ist“, sagt Lukas lachend. In der Mitte des Schiffs liegen die Steuerkabine und die Kajüte.
Das Schiff ist mit Solarpanelen ausgestattet, sodass ein Kühlschrank und ein Wasserkocher an Bord sind. Die Wassertanks – Trinkwasser und salziges zum Spülen – sind ebenso wie die Schubladen und Kisten in den selbst gebauten Schrankwänden verstaut und verbaut.
„Es kam für niemanden überraschend“
„Wir haben uns das Schiff komplett umgebaut und nach unseren Wünschen gestaltet“, sagt Lukas, der Schiffbau studiert hat.
Was sagen Eltern und Freude dazu, dass sie sich auf unbestimmte Zeit auf Weltreise begeben? „Wir sind alle in Segelfamilien aufgewachsen, und wir haben alle früh angefangen, uns in eigene Jollen zu setzen und allein zu segeln. Es kam für niemanden überraschend, dass wir jetzt wirklich um die Welt segeln“, sagt Lukas.
Über welches System – beispielsweise ein Satellitentelefon – und wie sie online Verbindung halten werden, ist noch offen. „Es gibt da verschiedene technische Möglichkeiten, aber da haben wir uns noch nicht entschieden“, sagt David. Sicher ist, dass sie ein Notrufsystem an Bord haben werden.
Drei Wochen über den Atlantik
Wie blicken sie der Atlantik-Überquerung entgegen? Immerhin sind sie dann rund drei Wochen völlig auf sich selbst gestellt. „Ich denke, kurz bevor es losgeht, wird es da schon eine gewisse Nervosität geben, das ist ja schon sehr spannend“, sagt Lukas.
Wohin und wie lange die drei unterwegs sein werden, wissen sie noch nicht. „Vielleicht anderthalb Jahre, vielleicht auch länger, das werden wir sehen. Jetzt segeln wir erst einmal los, und dann werden wir erleben, wie alles läuft. Wie lange wir am Ende unterwegs sein werden, wissen wir, wenn wir wiederkommen“, sagt Lukas.
Wie finanzieren sie ihre Segeltour? „Wir haben Ersparnisse und wenig laufende Ausgaben. Wir wollen so wenig wie möglich unter Motor fahren und den Wind nutzen, Strom kriegen wir kostenlos von der Sonne geliefert. Wir können uns alle gut vorstellen, unterwegs zu arbeiten, um uns etwas hinzuzuverdienen“, sagt David, der als Maschinenfachmann arbeitet und beispielsweise Motoren reparieren könnte. Für kostenlosen Fisch aus den Weltmeeren sind Angeln an Bord.
„Wir sind alle drauf eingestellt, dass wir gelegentlich mal einen Job annehmen“, sagt Finja. Wenn alles gut läuft, reicht das Geld für anderthalb bis zwei Jahre, so die Einschätzung.
Von einer Weltumsegelung träumen viele – wie kommt es, dass die drei ihren Traum tatsächlich in die Tat umsetzen?
„Ich glaube, unsere Motivation war schon enorm. Wir wussten, dass wir es jetzt machen müssen, dass wir jetzt die Energie haben, um es durchzuziehen. Ich denke, dass die Arbeit am Boot selbst ein großes Hindernis darstellt. Wir hatten hier die voll ausgestattete Werft, Norman hat uns das alles zur Verfügung gestellt. Materialien, Waren und Werkzeuge waren vorhanden, und wir konnten alles machen. Das hat uns ganz bestimmt geholfen, unseren Traum Wirklichkeit werden zu lassen“, unterstreicht Lukas.
Für David stand schnell fest: Wenn nicht jetzt, wann dann. „Es gab einfach immer wieder diese Abende, an denen wir davon geträumt und gesagt haben, dass wir es machen wollen. Irgendwann wurde es immer konkreter, und man hatte gar keine Wahl mehr und hat festgestellt, dass die Umstände so sind, dass es möglich ist. Ich war mit der Ausbildung fertig, Finja mit dem Studium, und Lukas hat gesagt: Wenn wir jetzt nicht losfahren, fahre ich ohne euch. Finja und ich wollten eigentlich noch ein Jahr warten, aber uns wurde klar, dass man zu dritt auch viel mehr Möglichkeiten hat. Keiner von uns hätte die Arbeit allein geschafft! Ich habe mir immer gesagt: Ich werde es mein Leben lang bereuen, wenn ich es nicht mache. Selbst wenn wir in einem halben Jahr voll auf die Fresse fliegen, ist das auch vollkommen okay. Dann haben wir es aber immerhin versucht.“
Ein Motto, das sich im Namen der Whats-App-Gruppe der drei widerspiegelt: „Hauptsache los“.
Wer dem Trio auf der Blueberry auf seiner Reise folgen will, kann das auf dem Instagram-Profil der Gruppe tun: Sailing.Blueberry.